Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hardware

Hardware

Titel: Hardware Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
Vom Netzwerk:
Demarkationslinien nicht gelten. Tempel hat hier eine Menge Sachen laufen, und nicht alles ist in der Öffentlichkeit bekannt. Sie verheimlichen es nicht so sehr vor uns, als vielmehr vor ihren Konkurrenten. Wenn ich in ihr System käme, könnte ich anfangen, die Puzzleteile zusammenzufügen. Eine Quittung für einen gemieteten Truck, die Tatsache, daß ein Shuttle herunterkommt, ein aufgelistetes Telefongespräch nach Pittsburgh und Tickets für ein paar Sicherheitsleute mit hoher Priorität, die den Schacht herunterkommen - das alles läuft auf einen Transport nach Norden hinaus, Sarah. Ein _Mensch_ würde das nicht sehen, würde nicht die Zeit haben, die Daten zu sichten. Aber ich schon. Ich könnte für den Hetman rausfinden, wo sie ihre Fracht verstecken, wie sie ihre Waren an die Drittmänner verteilen und vielleicht sogar, welche Strecken sie benutzen."
     Sarah erinnert sich an den ehemaligen Piloten mit dem weißen Gehirn, der ständig ins Interface und wieder heraus driftet und mit träumerischer Stimme von Knoten, Systemen und der Gesamtstruktur der Orbitalen sprach. Wenn es nicht klappt, denkt sie, ist Reno auch nicht schlimmer dran. Wenn es klappt, setzt er Tempel unter Druck.
     Die Vorstellung, daß die Tempelleute unter Druck kommen, gefällt Sarah. Das wird ihren Wert für sie steigern.
     "Okay, Reno", sagt sie. "Ich spreche mit dem Hetman darüber."
     *HOFFNUNG IST UNSER BERUF*
     Sarah ist überrascht, Mslope stumm bei Daud sitzen und eine Zigarette mit ihm rauchen zu sehen, während der Laser summt und die Narben auf Dauds Rücken zu Asche und Rauch werden. "Ich konnte nicht wegbleiben", sagt Mslope und langt hinunter, um Dauds Nacken zu streicheln. "Sie meinten, es wäre wohl besser. Ich brachte sie dazu, ihre Meinung zu ändern."
     Etwas in Dauds Blick läßt Sarah auf ihre Entgegnung verzichten. Sie wissen, wie nützlich es ist, Daud Hoffnung zu machen, denkt sie. Jetzt jedoch, wo er welche hat, ist sie außerstande, sie ihm zu nehmen.
     "Gut", sagt sie. Ihre Hand schiebt sich vor und berührt Dauds Wange. "Ich weiß, daß er Sie vermißt hat."
     *VON UNSERER SCHWERELOSEN RAUMSTATION
     AUS HABEN WIR DIE ERDE
     MIT BEIDEN HÄNDEN FEST IM GRIFF.
     WIR WIDMEN UNS DER HOFFNUNG
     UND DEM LEID.
     IG. Mitsubishi*
     Die Maximum Law-Leute ziehen die salzige Luft durch die Nase ein wie scharfe Hunde, die den Geruch der Gewalt kennen. Sarah riecht nur den >Stolz von Barbados<, der den Bungalow des Hetman gegen das Meer abschirmt, sowie die Spannung, die in der Luft liegt. Heute abend wird einer der Schmutzjungs, die für Tempel arbeiten, Reno ein Fenster in den Orbitalkristall öffnen.
     Michael, der keinem traut, ist allein, bis auf Sarah. Er beugt sich über sein Heimdeck, steckt sich eine russische Zigarette an der anderen an und feuert sich Blitzkoks-Torpedos ins Hirn. Sarah steht hinter ihm, schaut zu den Gleittüren aus Glas hinaus und hofft, eine Spur von Blau hinter der Schutzwand der Poincianasträucher zu sehen.
     "Hier herrscht reger Verkehr, sowohl hinein als auch hinaus", berichtet Reno. Seine hohle Stimme, die sich ab und zu in das Hintergrundrauschen einblendet, kommt aus Michaels Computerdeck. "Sie haben gute Sicherheitsvorkehrungen, sogar bei ihrem untergeordneten Kristall - ich hab' versucht, mich mit ein paar eingehenden Daten reinzuschmuggeln, aber ich werde immer ausgesiebt."
     "Es ist sechs Uhr", sagt Michael. Seine Augen glitzern wie altes Glas. "Er müßte gleich anrufen." Er pafft seine Zigarette. Sarah sieht zu, wie die Sonne scharfrandige, barocke Schatten durch die schmiedeeisernen Patiomöbel wirft.
     "Gib ihm Zeit!" sagt sie. "Er muß allein sein, wenn er anruft."
     Sarah dreht sich um und sieht den Hetman im Profil, als er sich zu seinem Aschenbecher umwendet. Tiefe Ringe um die Augen, zitternde Hände.
     Ein toter Mann, denkt sie. Kühler Kummer wispert in ihr. Sie wendet sich ab und beobachtet, wie die Hitze in Wellen vom Patio aufsteigt.
     Ich kann es mir nicht leisten, es nicht zu tun, denkt sie. Michael würde das verstehen.
     "Da ist der Anruf", sagt Reno. "Es geht los."
     *ES GIBT EIN WORT FÜR DAS, WAS WIR TUN.
     WIR NENNEN ES CYBORG-STOLZ.*
     "Meine Leute werden langsam ungeduldig", sagt Andre. Seine Stimme erreicht Sarah durch die stürmischen Strudel des Treibsatzes. Sarah bemerkt plötzlich bestimmte Dinge an ihm: eine Narbe an einem Ohr, die in den Haaren verschwindet, ein verheilter Bruch an einem Knöchel, wahrscheinlich von einer

Weitere Kostenlose Bücher