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Titel: Hardware Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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Nächte mit nach Hause. Sie will was Nettes zum Spielen haben, aber es soll auch gefährlich sein. Nicht zu sauber. Ein bißchen rauh. Nicht zu weit weg von der Straße, aber zivilisiert genug, um zu wissen, wie man jemand zufriedenstellt. Keine Ausrasterin."
     "Das bin ich?" fragt Sarah ohne Überraschung. "Ihr neues Spielzeug?"
     "Wir haben Nachforschungen über dich angestellt. Du warst fünf Jahre lang eine zugelassene Prostituierte. Und deine Arbeitgeber haben viel von dir gehalten."
     "Fünfeinhalb. Und nicht mit Mädchen."
     "Er ist in Wirklichkeit ein Mann. Ein alter Mann. Warum sollte das schwer für dich sein?"
     Sarah betrachtet das blonde, sommersprossige Mädchen in dem Hologramm und versucht, den alten Russen in diesen Augen zu finden. Der Ausdruck war immer derselbe; darin stand der Wunsch geschrieben, daß sie ein Bestandteil einer intimen Phantasie sein sollte, real, aber nicht zu real, echte Orgasmen, aber nie mit echter Leidenschaft. Das Plastikmädchen, ein Objekt für tief in den Männern verborgene Dinge, etwas, das sie schnell loswerden konnten und nie mit nach Hause nehmen mußten. Sie gerieten irgendwie aus der Fassung, wenn man ihre Phantasie nicht sofort verstand. Nach einer Weile war sie so geworden, daß sie das konnte.
     Nicht anders als all die anderen alten Männer, denkt sie, während sie das Bild betrachtet. Nicht wirklich. Macht wollen sie, über ihr eigenes Fleisch und über das von anderen. Bezahlen nicht so sehr für Sex, sondern für Macht über Sex, über das, was die Macht über sie zu gewinnen droht. Und so nehmen sie ihre Leidenschaft und benutzen sie dazu, andere zu beherrschen. Mit Herrschaft kennt sie sich sehr gut aus.
     Sie blickt zu Cunningham hoch. "Haben sie _dir_ auch einen neuen Körper gegeben?" fragt sie. "Garantiert unauffällig? Oder hast du dich von Firebud so umarbeiten lassen, daß du überhaupt nichts Persönliches mehr an dir hast?"
     Er sieht sie nüchtern an, derselbe ruhige Blick. "Das darf ich dir nicht sagen", antwortet er.
     "Wie lange hast du für sie gearbeitet?" fragt sie. "Du warst einmal ein Schmutzjunge - du siehst nicht so aus wie _sie_. Aber du arbeitest für sie. Was haben sie dir versprochen? Einen neuen Körper, wenn du alt wirst? Und wenn du bei einem dieser Jobs hier im Dreck stirbst, ein hübsches Begräbnis, bei dem die Hymne der Gesellschaft über deiner Leiche gesungen wird?"
     "Sowas ähnliches", gibt er zu.
     "Die haben dich mit Leib und Seele, nicht wahr?"
     "Sie wollen es so." Trocken, damit einverstanden. Er kennt den Preis seines Tickets.
     "Herrschaft", sagt sie. "Damit kennst du dich aus. Du gehörst Leuten, die Herrschaft vergöttern, und deshalb beherrschst du dich so gut. Aber du bist ein Dampfdrucktopf, und der Dampf ist nur gerade eben unter der Oberfläche. Treibst du dich in deinen freien Stunden auch in den Slums rum, wie die Prinzessin? In den Clubs, in den Häusern? Bist du einer meiner alten Kunden?" Sie starrt in seine ausdruckslosen Augen. "Könnte sein. Gesichter hab' ich mir nie gemerkt."
     "Zufälligerweise nicht", sagt er. "Ich hab' dich nie gesehen, bevor ich diesen Auftrag bekam." Er sieht ein bißchen aus, als ob er langsam mit seiner Geduld am Ende ist.
     Sarah grinst. "Keine Sorge", sagt sie und wirft das Holo von der Prinzessin auf den Tisch. "Deine Besitzer werden stolz auf mich sein."
     "Ganz bestimmt", sagt er. "Sie werden nichts anderes akzeptieren."
     *IN DER ZONE/JA*
     Wie die Neonschrift am Times Square laufen die bernsteinfarbenen LED-Zeichen über den oberen Rand von Sarahs Sichtfeld, genau da, wo die Schatten ihrer Brauen sein müßten.
     PRINZESSIN   UNTERWEGS   PRINZESSIN   UNTERWEGS
     Das Aujourd'Oui ist der Lieblingsladen der Prinzessin, aber es gibt noch weitere. Sarah muß bereit sein, in Aktion zu treten, wenn es nötig ist.
     Der Waschraum im Aujourd'Oui ist ein Konglomerat aus Spiegeln und sanftem, hellem Licht, rotem Wollpullover auf der goldenen Tapete, bronzenen Wasserhähnen über den Waschbecken sowie Chromspendern, die Papiertücher für Makeup-Korrekturen enthalten. Sarah schiebt sich durch die Tür, und zwei Gossenmädchen, die vor den Spiegeln stehen, werfen ihr einen Blick zu. In ihrem Blick liegt Neid und so etwas wie verzweifelter Respekt, und dann wenden sich die Augen befangen wieder den Spiegeln zu. Die Satinjacke stellt etwas dar, was sie gern hätten und wohl nie haben werden, die Freiheit des weißen Kranich, bis zu den silbern glitzernden

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