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Titel: Hardware Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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hat.
     "Was ist meine Fracht?" fragt Cowboy. Er lächelt schüchtern und überlegt, ob der Dodger die Gedanken hinter seinen künstlichen Augen sehen kann. Den Argwohn, die Unzufriedenheit. "Nur damit ich's weiß."
     Der Dodger ist damit beschäftigt, sich einen Priem Kautabak abzuschneiden. "Chloramphenildorphin", sagt er. "An der Ostküste wird's eine Knappheit geben. Die Krankenhäuser werden eine Menge dafür auf den Tisch legen. Zumindest besagen das die Gerüchte." Er grinst. "Also sei frohen Mutes. Du wirst dafür sorgen, daß ein Haufen Leute am Leben bleibt."
     "Nett, zur Abwechslung gewissermaßen mal was Legales zu machen", erwidert Cowboy.
     Er betrachtet den Panzer, nichts als eckige Armierungen und Einlaßöffnungen, häßlich und plump im Vergleich zu einer Delta. Dieser hier gehört ihm, aber er hat ihm keinen Namen gegeben und sieht ihn auch nicht in der gleichen Weise. Ein Panzer ist nur eine Maschine, keine Lebensweise. Nicht wie Fliegen.
     Cowboy nennt _sich selbst_ jetzt Pony Express. Es ist seine Funkbezeichnung, ein neuer Spitzname. Er will die Idee lebendig erhalten, auch wenn sie keine Flügel mehr hat.
     Cowboy klettert auf den Panzer, windet sich durch die Luke auf dessen Rücken und setzt sich ins vordere Abteil. Er steckt einen Stift in seine rechte Schläfe, und plötzlich ist sein Sichtfeld erweitert, als ob seine Augen sich um den Kopf herum erstreckten und ein drittes Auge obenauf säße. Er ruft die Karten ab, die er im Computer gespeichert hat, und an der Innenseite seines Schädels beginnen Displays wie Stroboskope aufzuflackern. Sein Kopf ist zu einem ROM-Würfel geworden. Darin sieht er Tanklaster, die längs der >Straße< verteilt sind, bereit, sich in Bewegung zu setzen, wenn er aufgetankt werden muß; da sind die breiten Farbstreifen seiner planmäßigen Route mit den markierten Umleitungen und Notrouten; alte Scheunen und tiefe Felsschluchten und andere von Arkadys Spähern gekennzeichnete Verstecke sprenkeln die Displays wie Akne.
     Cowboy fischt einen Datenwürfel aus seiner Jackentasche und steckt ihn in den Schacht. Auf dem Display flammt eine weitere Reihe nadelfeiner Punkte auf. Seine eigenen geheimen Verstecke, die er vorzieht, die er selbst auskundschaftet und auf aktuellem Stand hält. Arkady will, daß sein Trip Erfolg hat, das weiß er; aber Cowboy kennt nicht jeden in der Organisation des Drittmanns, und manche davon könnten von den Freibeutern gekauft sein. Am besten, er hält sich an die Verstecke, von denen er weiß, daß sie sicher sind.
     Der Panzer schwankt leicht, und Cowboy hört Schritte auf der Chobham Seven-Armierung. Er blickt auf und sieht die Silhouette des Dodgers durch die Rückenluke. "Zeit zum Aufbruch, Cowboy", sagt der Dodger und spuckt seinen Kautabak zur Seite.
     "Jawoll", sagt Cowboy. Er klinkt sich aus und steht in dem engen Abteil auf. Seine Kikuyu-Pupillen ziehen sich zu Nadelspitzen zusammen, als er den Kopf aus der Luke steckt und nach Westen schaut, in Richtung der weindunklen Rockies, die irgendwo hinter dem Horizont sind, wie er weiß. Er spürt erneut, wie sich die seltsame Mattigkeit in seinem Herzen ausbreitet, eine Unzufriedenheit mit den Dingen, wie sie sind.
     "Verdammt", sagt er. In dem Wort klingt Sehnsucht mit.
     "Ja", sagt der Dodger.
     "Ich wünschte, ich könnte fliegen."
     "Ja." Der Dodger macht ein nachdenkliches Gesicht. "Eines Tages, Cowboy", sagt er. "Wir warten nur darauf, daß das Pendel der Technik wieder in die andere Richtung schwingt."
     Cowboy sieht Arkady bei seinem gepanzerten Packard stehen. Er schwitzt im Schatten einer Pappel, und plötzlich hat die Unzufriedenheit einen Namen. "Chloramphenildorphin", sagt er. "Wo hat Arkady das Zeug her?"
     "Wir werden nicht dafür bezahlt, solche Sachen zu wissen", erwidert der Dodger.
     "In solchen Mengen?" Cowboys Stimme wird nachdenklich, als sein Blick über die Kluft des strahlenden Himmels zwischen ihm und dem Drittmann geht. "Glaubst du, es stimmt", fragt er, "daß die Orbitalen die Drittmänner lenken, genau wie alles andere?"
     Der Dodger wirft einen nervösen Blick auf Arkady und zuckt die Achseln. "Es zahlt sich nicht aus, solche Spekulationen laut zu äußern."
     "Ich will nur wissen, für wen ich arbeite", sagt Cowboy. "Wenn der Untergrund von oben gelenkt wird, dann arbeiten wir für die Leute, die wir bekämpfen, que no?"
     Der Dodger sieht ihn schief an. "Ich wußte gar nicht, daß wir überhaupt jemand bekämpfen, Cowboy." "Du

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