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Titel: Hardware Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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Nihilisten?"
     Sloe nickt. "Du hast von uns gehört. Gut."
     "Manchmal kommen welche nach Florida runter, wo ich lebe, und zünden sich an oder sowas. Bringt die nächtlichen Gesamtzahlen durcheinander. Stirb mit Stil und hoffe, daß die Welt dir nachfolgt, stimmt's?"
     Sloes Stimme ist leise und sanft in ihrer Gewißheit. "Die Welt wird nachfolgen, das ist sowieso klar. Wir wollen nur, daß sie es akzeptieren. Geh mit ein bißchen Würde, mit ein bißchen Vorausplanung."
     "Du bist ein bißchen alt dafür, oder?" Ihre Stimme wird schärfer.
     Sloe schüttelt den Kopf. Sonnenlicht fällt durch die Blätter der Bäume hinter ihr und schreibt bewegliche Daten auf ihr Gesicht, wie eine Reminiszenz an Ivans Tätowierungen. "Nein. Nur ein bißchen unschlüssig, wie ich gehen will. Ich kann es nur einmal machen, und ich habe nicht Ivans Feeling dafür."
     "Kämpfend untergehen, würde ich sagen."
     Sloe blickt Sarah mit ihrem sanften Lächeln an. "Das ist nicht mein Stil." Sie streckt den Arm aus und ergreift Sarahs Hand. "Vielleicht möchte ich in den Armen einer Fremden sterben. Mit Narben und einer gepanzerten Jacke, mein Tuch in ihren Händen verknotet." Sloe nimmt Sarahs Hand und legt sie auf ihre Halsschlagader. Sarah kann den Pulsschlag in Sloes Kehle fühlen, bevor sie die Hand zurückzieht.
     "Nein", sagt sie.
     "Ist schon in Ordnung", sagt Sloe. "Wenn du nicht willst." Sie stößt ein plötzliches, wildes Kichern aus. Die Lichter des Sonnenuntergangs tanzen in ihren Augen. "Du mußt aber nicht glauben, daß ich jede Fremde frage."
     "Ich weiß", knurrt Sarah. "War Liebe auf den ersten Blick."
     Sloes Antwort kommt leise. Ihre Augen sind auf einmal unsicher. "Vielleicht, ja." Sie steht auf und läßt den Blick über das Lager schweifen. Ivan schüttet sich Bier in den Rachen. Was überfließt, rinnt in braunen Strömen an seiner Brust herab.
     "Seine Familie hat zu den Umsiedlern gehört", erklärt sie. "Sie haben ihre Farm im Würgegriff zwischen der Erosion und den Blöcken verloren. Sind auf der Suche nach Arbeit durchs ganze Land und zurück gezogen. Und schließlich gestorben. Am Pech, nehme ich an."
     Sarah schweigt und starrt steinern auf den Fluß. Cowboy kommt ohne Hemd zielbewußt aus dem Wasser gewatet. Seine Jeans kleben an den langen Beinen. Alle Körperteile, die sie sehen kann, sind gleichmäßig tiefbraun. Sie denkt an Sonnenbänke und fragt sich, ob Cowboy eine hat, bei seinem verborgenen Schatz in Montana. Sie nippt an ihrem Bier.
     Sloe schlendert davon und bemüht sich, so auszusehen, als ob sie ein Ziel vor Augen hätte. Cowboy schnappt sich sein Hemd von einem Busch und kommt auf sie zu.
     "So langsam hab' ich von diesen Typen die Schnauze voll", sagt sie und hält ihm ihr Bier hin. Cowboy fragt sie nicht, warum.
     "Ich hab' versucht, mit ihnen über den Krieg zu reden", meint er. "Über Tempel und Arkady und alles. Ich dachte, sie könnten uns helfen." Er seufzt und wischt sich Wassertropfen von den Armen.
     "Aber sie werden's nicht tun", sagt Sarah. "Sie sind von der Bussardsekte, stimmt's?"
     "Ethische Nihilisten. Behaupten sie jedenfalls."
     "Hat eins der Mädchen dich schon gebeten, sie umzubringen?"
     Cowboy blickt sie verblüfft an und schüttelt dann den Kopf. "Wart's ab", prophezeit Sarah. Sie nimmt ihm das Bier aus der Hand und legt den Kopf in den Nacken.
     Auf dem Fluß ertönt plötzlich ein Dröhnen; Cowboy und Sarah drehen sich beide um und sehen zwei Luftkissen-Patrouillenboote mit der Flagge von Illinois nach Süden donnern. Sie fahren zum Ohio, zu dem Panzer, der heute nacht kommen wird. Die Sonne spiegelt sich flackernd und rot auf dem Plexiglas der Gefechtstürme. Cowboy beobachtet sie mit einem leichten Stirnrunzeln, mustert sie mit seinen ruhigen Augen auf kühle, professionelle Weise.
     "Altmodische Impulskanonen", sagt er. "Wirken nicht auf Kristall, aber sie haben unsere Triebwerke manchmal übel zugerichtet, bevor wir sie geschützt haben. Aber diese Raketengarben sind verdammt häßlich, wenn sie treffen."
     Sarah fühlt eine plötzliche Aufwallung von Dankbarkeit für seine Anwesenheit, für das Wissen, daß sie hier nicht allein ist - daß er ruhig und einigermaßen vernünftig und clever genug ist, seinen Panzer angesichts solcher Dinge wie dieser donnernden Wasserfahrzeuge durch das Land zu bringen, daß er den Gegner einschätzen, gegen eine Übermacht antreten und akzeptieren kann, wie die Würfel fallen.
     Es bedeutet, daß sie sich

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