Hardware
Innern, geschmolzenes Gold, das in die Finsternis strömt.
"Tut mir leid. Ich dachte, es wäre näher." Cowboys körperlose Stimme hallt von den Betonwänden wider.
"Nicht deine Schuld. Kennst du jede alte Scheune in Missouri?"
"Sollte ich wohl, wenn ich am Leben bleiben will." Eine kleine Pause in der schwarzen Leere. "Ich bin's aber gewohnt, ein bißchen schneller durch dieses Land zu kommen."
Donner explodiert über ihren Köpfen, und Sarah sieht die silberne Wand des Wassers, das draußen vor dem zerbrochenen Scheunentor herunterströmt, und Cowboy, der mit einem reumütigen Lächeln zusammengesunken an der Mauer lehnt, während die Buchsen in seinem Kopf die Blitze in blauweißen Mustern reflektieren, silbern und türkis, wie Augen, die nach innen schauen, in seinen Kopf hinein. Sarah fühlt eine Woge der Traurigkeit wegen Cowboy, dem vertriebenen Panzerboy, dessen Stiefel Spuren im Staub hinterlassen, über den er einst hinweggeflogen ist, während sein Geist mit Lichtgeschwindigkeit hin und her zuckte. Sie streckt den Arm aus und nimmt seine Hand, sieht in der Nacht das Blau von Dauds Augen, das Azurblau von Danicas weichen Laken, die durchsichtige, unerbittliche Farbe der langen Brecher des Golfstroms, die langsam auf das dunkel werdende Land zu rollen.
"Du wirst wieder in deinem Panzer fahren", sagt sie. Ihr Hals tut weh bei den Worten.
Sie spürt, wie er sich vorbeugt, streckt blind die andere Hand aus und berührt seinen Hals, fühlt warme Haut und kalten Regen. Sie lacht. "Das ist nicht fair", sagt sie. "Du kannst im Dunkeln sehen, und ich nicht."
"Sprich mit mir", sagt Cowboy. "Sag mir, warum du das tust." Seine Stimme ist sehr nah. Sie kann den Hauch seines Atems spüren.
"Es bedeutet, daß wir nach Westen gehen", sagt Sarah. "Und am Ende der Reise haben wir etwas zu tun. Jeder für sich."
"Okay." Er zögert für einen Moment, und sie hört, wie seine Kehle sich mit Worten abmüht, die nicht heraus wollen. "Sind wir Freunde, Sarah?" fragt er. "Oder bloß Verbündete?"
Tief in ihrem Hals fühlt sie ein Lachen hochsteigen. "Ein bißchen was von beidem, Cowboy."
"Das freut mich."
Er beugt sich vor, und sie fühlt, wie seine Wange sich an ihren Hals preßt. Seine Arme umgreifen sie und er hält sie fest, ohne sich zu bewegen. Sie fährt ihm mit den Fingern durch die kurzen Haare, sieht wieder das Blau des Golfstroms und sehnt sich nach der Berührung dieser weiten, endlosen Reinheit.
Cowboys Hände beginnen sich zu bewegen. Sarah geht auf die salzblaue, tröstende Berührung ein.
*9*
Die Rockies schwitzen in der Nachmittagshitze, von tiefen Schatten durchzogen. Die stehende Luft ist von Mückenschwärmen und vom Duft der Beifußbüsche erfüllt. Cowboy beobachtet den alten Schuppen, der als Unterschlupf an der Route dient, und spürt die kleine Pistole, die in seiner Jeans steckt.
Sarah hockt fünfzig Meter entfernt in ihrer Deckung und hält die Maschinenpistole auf den verwitterten Anstrich des Schuppens gerichtet. Die Rinder am Wasserloch hinter ihnen rufen einander muhend etwas zu. Cowboy weiß, daß es von ihm abhängt, wie es jetzt weitergeht.
Er zuckt die Achseln und atmet die drückende Luft tief ein, dann steht er auf und schlendert den Hang hinab auf den Schuppen zu. Es ist ein Fachwerkbau mit Ziegeln aus Zedernholz und einem Anstrich in der Farbe von rotem Sand, zum Schutz vor den Winterwinden flach an den Boden gebaut. Ein Klafter Holz ist ordentlich an der westlichen Wand aufgestapelt. Ganz in der Nähe steht ein leerer Stall mit vier Boxen. Cowboy wickelt ein Kabel von dem metallenen Türrahmen ab, steckt sich den Stift in den Kopf und gibt den Code ins Schloß ein.
Im Innern findet er einen Metallschrank mit Werkzeug, Stühle und einen Tisch sowie zwei schmale Feldbetten, deren Matratzen an die Wand gelehnt sind. Außerdem einen alten Metallherd mit einem Kaffeetopf darauf, Kochutensilien an der Wand und Borde mit Dosen für Zucker, Mehl, Schmalz, Kaffee und Bohnen. Er tritt in die Sonne hinaus und winkt Sarah, zum Schuppen zu kommen.
"Das Schloß sagt, daß seit dem Frühling keiner mehr da war", erklärt er. "Ich glaub' nicht, daß jemand dran rumgespielt hat. Ich bezweifle, daß sie den Schuppen hier gefunden haben, und falls doch, sehe ich keinen Grund, warum sie sich die Mühe machen sollten, hier Wanzen einzubauen."
Sarah blickt sich unsicher um. Sie schwitzt in ihrer Panzerjacke, die bis zum Hals zugezogen ist. "Wenn
Weitere Kostenlose Bücher