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Titel: Hardware Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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von Zeit zu Zeit entspannen kann, weil sie weiß, daß er in der Flaute die Ruder nimmt. Sie trinkt ihr Bier aus und stellt die alte Flasche weg. Ihr Magen verlangt knurrend nach seinem Abendessen.
     Sie steht auf und geht zum Feuer. Dabei spürt sie, wie sich ihre Schultermuskeln lockern; sie weiß, daß ihr jemand den Rücken deckt.
     *KÜNSTLICHE INTELLIGENZ VERLIERT VATERSCHAFTSKLAGE
     "MEIN KLEINER ANDROID HAT EINEN NAMEN", SCHLUCHZT DANKBARE MUTTER
     IG. KOROLEV: KEIN KOMMENTAR*
     Die Silver Apaches bringen sie am nächsten Tag über den Wabash und fahren quer durch Illinois zum Mississippi. Ivan steckt ihnen ein kleines Stück gebratenes Fleisch in jeden Rucksack. Sloe liegt träge im Sattel und blickt Sarah kühl an.
     Als sie am Ufer stehen, sieht Sarah, daß Cowboy mit dem Blick eines Mannes nach Missouri hinüberschaut, der einen Feind beobachtet, den er respektiert. Sie überqueren die Brücke, die nach Hannibal hineinführt. Die Leute vom Zoll, an Umsiedler gewöhnt, schenken ihnen keinen zweiten Blick.
     Die nächste Mitfahrgelegenheit bieten ihnen zwei Männer in einem überladenen Laster voller kaputter, ausrangierter Möbel. Cowboy sitzt vorn neben dem Fahrer, Sarah teilt sich den engen Rücksitz mit dem anderen. Die Männer sind groß und sonnengebräunt, mit schwieligen Händen. Es stellt sich heraus, daß sie über Jesus sprechen wollen. Sarah wirft ihnen nur einen feindseligen Blick zu, aber Cowboy kennt anscheinend ihre Sprache und gibt ihnen Hoffnung auf eine Unterhaltung für die Dauer der Fahrt.
     Der Fahrer möchte ihnen etwas zu essen und eine Bleibe für ein paar Tage geben und biegt in Richtung auf seine Kommune ab. Er scheint Cowboy nicht zu hören, als dieser erklärt, daß sie nach Westen und nicht nach Norden wollen. Sarah mustert die beiden Männer und fragt sich, wie weit sie das treiben wollen. Sie fühlt, wie ihre Muskeln prickeln, und stellt sich vor, mit einem gestohlenen Laster bis Montana zu fahren. Das dürfte kein Problem sein, denkt sie.
     "Halt an!" sagt Cowboy. "Wir fahren von hier aus nach Westen."
     "Ich möchte euch gern erst noch was zu essen geben." Sarah betrachtet den Stiernacken des Fahrers und krümmt ihre Hände zu Klauen, den hinten drin K.O. schlagen, denkt sie, und dann den Fahrer von hinten packen. Dann richten sich ihre Augen auf Cowboy. Überlaß es ihm, denkt sie. Mal sehen, was er macht.
     "Nein", sagt Cowboy. "Wir haben soviel zu essen mit, wie wir tragen können."
     Der Fahrer leckt sich die Lippen und wirft Cowboy einen raschen, nervösen Blick zu. "Es wird dir gefallen. Warte, bis du den Vater siehst."
     Auf der vorderen Sitzbank gibt es eine blitzartige Bewegung; aufgerüstete Nerven reagieren mit solcher Schnelligkeit, daß Sarahs Augen nicht ganz mitkommen. Der kurze Lauf von Cowboys kleiner Pistole ist gegen das Ohr des Fahrers gedrückt.
     "Du kannst Gott später sehen", sagt Cowboy, ohne sich die Mühe zu machen, die Stimme zu erheben oder auch nur einen Blick auf den Mann im Rücksitz zu werfen, "oder gleich in den nächsten dreißig Sekunden. Such dir's aus!"
     Als sie eine Minute später in der Staubwolke des Lasters stehen und ihn auf den Fluchtpunkt zufahren sehen, lächelt Cowboy und steckt die Pistole wieder in den Gürtel. "Von denen hab' ich schon gehört", sagt er. "Baracken und Stacheldraht, Türme an jeder Ecke mit Wachen, die sie die Hunde des Herrn nennen. Ich hätte den ganzen Tag auf dem Feld gearbeitet, und du hättest alte Möbel repariert, bis du von ihrem Vater geschwängert worden wärst." "Schade, daß mir das entgangen ist. Bei mir hätte der Vater ein paar Überraschungen erleben können."
     Er lacht. "Einer meiner Freunde, ein Bursche namens Jimi, ist einmal nachts mit seinem Panzer durch ihre Kolonie gebrettert. Hat ein paar Türme flachgelegt und ihren Zaun plattgewalzt. Ich hab' gehört, ein Haufen ihrer Konvertiten hat die Chance genutzt und sich aus dem Staub gemacht." Er schüttelt den Kopf. "Jimi ist ein Verrückter. Es ging ihn nicht mal was an. Er hat das nur zum Spaß gemacht."
     Cowboy zieht sich den Rucksack zurecht und sieht sie belustigt an. "He. Ich dachte, du bist meine Leibwache. Eigentlich müßtest du mir solche Situationen vom Hals halten."
     "Hast du doch auch alleine ganz gut geschafft. Ich hätte aber den Laster behalten." Sie machen sich an den Staubfurchen entlang auf den Weg.
     Cowboy schüttelt den Kopf, eine leichte, ablehnende Bewegung mit dem Kinn. "Nein. Ich will in

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