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Harlekins Mond

Harlekins Mond

Titel: Harlekins Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Cooper Larry Niven
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harte Entscheidungen treffen müssen – als notwendiges Übel, durch das wir vielleicht die Menschheit als Ganzes retten. Akzeptieren Sie, dass wir Menschen zurücklassen werden! Diese Entscheidung haben wir bereits getroffen.«
    Liren führte seinen Gedankengang fort, wobei ihre stimmliche Melodie bei dem bekannten Mantra: »Wenn wir zu Maschinen werden, dann wird es keine Menschen mehr geben« ein wenig ins Stolpern kam. Sie nickte dem Captain zu. »Wir werden für dieses Dilemma nicht von heute auf morgen eine Lösung finden«, erklärte sie. »Wir werden es vielleicht noch lange Zeit nicht lösen. Aber die Diskussion darüber müssen wir fortsetzen. Gabriel, vielen Dank, dass Sie hier waren. Bitte stellen Sie sich darauf ein, uns morgen über die Fortschritte bei der Bepflanzung zu informieren.«
    Gabriel stand auf und sagte: »Danke«, nickte Kyu und dem Captain zu und ignorierte Liren.
    Liren runzelte die Stirn und übergab das Wort wieder an den Captain, der einige grundsätzliche Statusberichte und Meldungen über den Zustand des Schiffes durchging, bevor er die Sitzung schloss.
    Zurück in ihrem Quartier brach Liren zitternd auf ihrem Bett zusammen. Es war so schwer! Wieso konnte keiner der anderen erkennen, wie vorsichtig sie alle sein mussten? Wenn sie zu starke gefühlsmäßige Bindungen zu Selene oder den Mondkindern entwickelten, würden sie am Ende nicht mehr fortwollen. Sie würden sterben.
    Selbstverständlich würden die Mondkinder hierbleiben. Wenn die John Glenn Selene nicht erschaffen hätte, wären sie überhaupt nie geboren worden. Sie hatten schon ihr Leben selbst, für das sie hätten dankbar sein sollen. Es gab gar keine andere Wahl. Jedes Mal, wenn Liren warm wurde und aufs Neue die gesellschaftliche Welt des Schiffes betrat, machte sie sich größere Sorgen. All ihre schlimmsten Ängste wurden nach und nach wahr …
    Das Klopfen, auf das sie gewartet hatte, ertönte. Sie ordnete sich rasch das Haar, dann öffnete sie die Tür und empfing den Captain mit einem Lächeln. »Nun, was denken Sie?«, fragte sie.
    Er ging an ihr vorbei, ohne sie zu berühren. Wie immer. Nie berührte er sie. Und doch war er der einzige Mensch an Bord der John Glenn, mit dem sie wirklich reden konnte. »Sie haben Kyu verärgert. Sie hat recht, wissen Sie …?« Captain Hunter reichte Liren eine Trinkbirne mit Kakao.
    Liren tat so, als sei sie darüber pikiert, aber er kannte sie eben gut genug: keinen Tee für sie, sondern Kakao. Sie nahm ihn entgegen. »Natürlich handelt es sich bei den Mondgeborenen um Menschen. Aber hier oben haben wir es ebenfalls mit Menschen zu tun – mit gebildeten, handverlesenen Kolonisten und Besatzungsmitgliedern, und unsere vorrangige Pflicht besteht darin, sie zu beschützen.«
    »Ich weiß.« Der Captain hatte die Brauen zusammengezogen, und er wandte den Blick von ihr ab. »Wir haben allerdings auch eine Verpflichtung gegenüber den Mondgeborenen. Wir haben sie hier angesiedelt, und wir sind gezwungen, sie für unsere Zwecke auszunutzen. Wir müssen sie ausbilden. Was würde es uns kosten, sie mit Respekt zu behandeln?«
    »Oh, ich respektiere sie durchaus. Sie haben von uns Regeln und Gesetze bekommen, innerhalb deren sie ein geordnetes Dasein führen können, Essen, ein Dach über dem Kopf, eigene Familien … Erwarten Sie, dass ich ihnen auch noch das ewige Leben gebe? Dazu haben wir einfach nicht die nötigen Ressourcen. Als wir hier angekommen sind, waren Sie der gleichen Auffassung.«
    »Ich weiß. Aber es ist schwieriger, wenn man es mit echten Menschen zu tun hat, nicht nur mit einer Idee oder einem Plan.«
    Ma schaute zu ihm auf. »Wir müssen Rachels Bewegungsfreiheit noch aus einem anderen Grund so weit wie möglich einschränken. Falls die Mondgeborenen in vollem Umfang begreifen, worüber wir hier verfügen, werden sie daran teilhaben wollen. Sie werden rebellieren. Und um eine Rebellion niederzuschlagen, müssten wir sie töten und wieder von vorn anfangen.«
    Der Captain starrte sie mit gefurchter Stirn an. »Sie sehen, wie das Team der Terraformer unter ihnen lebt, während sie selbst nur über eingeschränkte Datenrechte verfügen.«
    »Das ist nicht zu ändern«, erklärte Liren. »Aber letzten Endes müssen wir in ihren Augen Götter bleiben.«
    »Ich will niemandes Gott sein.« Er ging hinüber zu ihrer kleinen Küchenecke, stellte seinen Kakaoschlauch dort ab und kam dann auf dem Weg nach draußen erneut an ihr vorbei. Liren widerstand dem Drang, die Hand

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