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Harlekins Mond

Harlekins Mond

Titel: Harlekins Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Cooper Larry Niven
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fühlte sich plötzlich benommen. Kyus kräftige Hände, die ihren Kopf umfassten, waren das Einzige, was sie aufrecht auf dem Stuhl hielt. Das Summen wurde intensiver, es wanderte tiefer in ihr Ohr und verlagerte sich dann in ihren Kiefer, mit einem Stechen, als werde ihr ein glühender Faden am Knochen entlanggezogen. Dann war es vorüber, und sie spürte nichts mehr außer einem leichten Druck.
    »Was habt ihr mit mir gemacht?«, fragte sie.
    Eine Stimme – nicht die von Kyu oder Gabriel – sprach in ihrem Ohr. »Willkommen bei der Bibliothekszugangsberechtigung.«
    Rachel fuhr so heftig zusammen, dass sie fast vom Stuhl gefallen wäre. »Wwww … was war das?«
    »Neue Benutzersequenz«, sagte Kyu in die leere Luft, und dann, zu Rachel gewandt: »Steh auf!«
    Rachel stand auf Sternen und war froh, dass sie nicht hinfiel.
    »Ihr Name?«, fragte die Stimme. Rachel konnte nicht sagen, ob derjenige, der da sprach, ein Mann oder eine Frau war.
    »Rachel«, sagte sie.
    »Rachel Vanowen. Selenegeborene.« Jetzt war es Gabriel, der gesprochen hatte, und seine Stimme erklang nicht in ihrem Ohr. »Rachel, darf ich vorstellen: die Schiffsbibliothek!«
    »Rachel«, sagte Kyu, »Bibliothekszugang ist ein Privileg. Zugangsrechte werden abhängig vom Alter gewährt, sodass entsprechend mehr Information zur Verfügung stehen, wenn jemand die Schule abschließt oder berufliche Erfolge vorweisen kann. Zusätzliche tiefe Datenrechte wie die Befähigung, der Bibliothek eigene Beiträge hinzuzufügen, werden erteilt wie es für nötig oder ratsam befunden wird. Mit Erreichen des Erwachsenenalters verfügen die meisten Menschen über Zugang zu mehr Informationen, als sie jemals verwenden können. Viele Themenbereiche sind für jedermann zugänglich. Wir gewähren dir jetzt einen ausschließlich fragebezogenen Zugang zu den allgemeinsten Bereichen der Bibliothek, die für dich nützlich sind. Du erhältst außerdem den für Terraformer üblichen Grundzugriff auf Aufzeichnungen von und über Selene: Landschaftsarchitektur, Bodenbeschaffenheit, Geschichte, Entwicklungspläne sowie gegenwärtige und vergangene Datenströme. Dabei wird es Querverweise zu anderen Wissenschaften geben – Physik, Geologie und Astronomie. Vieles davon wird neu für dich sein, deshalb ist das Sprachniveau darauf eingestellt, zu berücksichtigen, dass du die Fachbegriffe dieser Wissenschaften nicht beherrschst. Selbst auf dem Level, das wir für dich eingerichtet haben, stehen dir mehr Informationen zur Verfügung, als du in deinem ganzen Leben auswerten könntest. Du bist die erste auf Selene geborene Person, die diese Rechte besitzt. Verstehst du?«
    Rachel nickte.
    »Die Antwort bitte als lautliche Äußerung!« Kyu klang sogar noch ernster als gewöhnlich.
    »Ja, ich verstehe.«
    Gabriel nahm den Gesprächsfaden auf. »Rachel, das ist noch nicht alles. Zugangsrechte beruhen auf Leistung. Du wirst umso mehr hinzugewinnen, je mehr du lernst, und du kannst deinen Zugang auch wieder verlieren. Du musst versprechen, dich mit der Nutzung dieser Informationen für die Ziele des Rates der Menschheit einzusetzen.«
    Rachel bemühte sich, zu verstehen, was Gabriel damit meinte. Schließlich unterbrach Gabriel ihr Schweigen, indem er erklärte: »Der Rat der Menschheit, das sind wir – Ali und ich und viele von den anderen, die du hier kennengelernt hast. Kyu und vier andere bilden den Hohen Rat, der von uns vor Verlassen der Erde gewählt wurde, um unsere Führung zu übernehmen, bis wir Ymir erreichen. Unser Ziel besteht darin, die Menschheit zu bewahren. Für dich bedeutet es, dass du zu tun hast, was wir dir sagen, und dass du arbeiten wirst, um Selene bewohnbar zu machen. Das tust du ohnehin schon, und ich bin überzeugt, dass du es auch weiterhin tun wirst, aber es muss jetzt aufgezeichnet werden, als vertragliche Abmachung, die deine unmittelbaren Zugangsrechte abdeckt.«
    Die Menschheit bewahren? Wovor? »Werde ich Mitglied im Rat der Menschheit, wenn ich es verspreche?«
    Kyu sagte: »Du bekommst Zugang zur Bibliothek.«
    Nein. Kyus Tonfall war zu entnehmen, dass Rachel sich auf dünnem Eis bewegte. »Natürlich«, sagte Rachel, und fügte hinzu: »Ja, ich werde für das arbeiten, was ihr wollt.« Als hätte sie irgendeine Wahl!
    Rachel dachte an eine Unterhaltung, die sie zwei Jahre zuvor mit ihrem Vater geführt hatte. Er hatte sie davor gewarnt, den Räten zu vertrauen. Was würde er davon halten, dass sie hier auf Sternen stand und dem Rat Loyalität

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