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Harmlose Hölle - Raum 213 ; Bd. 1

Harmlose Hölle - Raum 213 ; Bd. 1

Titel: Harmlose Hölle - Raum 213 ; Bd. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loewe
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offen. Aber es war alles dunkel und still. Und sein Bett war leer und nicht benutzt.
    Liv fühlte, wie sie zunehmend in Panik geriet. Sie lief in ihr Zimmer. Leer.
    Das Bad. Auch leer.
    Wieder runter.
    Sie schaute im Anbau nach, im Wohnzimmer ihrer Eltern, sogar in deren Schlafzimmer. Das Bett war ordentlich gemacht, die Tagesdecke glatt gezogen, es sah aus, als ob sie schon Monate weg wären und nicht erst seit ein paar Tagen.
    Liv hatte das Gefühl, sie würde fallen, tiefer und tiefer, aber da war kein Boden unter ihr.
    Verdammt, wo war Jessie bloß? Was ging hier vor? Wenn er mitten in der Nacht weggegangen wäre, dann hätte er ihr doch wenigstens eine Nachricht hinterlassen, oder nicht? Oder hatte ein Zettel in der Küche gelegen und sie hatte ihn nur übersehen?
    Sie lief zurück und in dem Moment, als sie im Türrahmen stand, schrillte das Telefon.
    Schrillen. Noch nie war Liv aufgefallen, wie gut ein Wort zu seinem Inhalt passen konnte. Die Buchstaben bildeten durch den Klang exakt die Bedeutung nach.
    Sie starrte auf den Hörer. Sie wusste, wer am Telefon war. Sie wusste es ganz genau.
    Es war Ethan Hobbs und er würde etwas Schreckliches sagen. Er würde sagen, dass die Zeit der Warnungen vorbei sei. Und dann würde er kommen und diesmal würde er sie nicht mehr gehen lassen.
    Sie sank kraftlos auf einen Küchenstuhl, legte den Kopf in die Hände und versuchte, sich die Ohren zuzuhalten. Und während das Telefon immer weiter schrillte und gar nicht mehr aufhörte, fiel Liv abermals und diesmal gab es nichts, was sie auffing.

Zwei Jahre zuvor, Raum 213
    Ethan wusste nicht, wann es Abend geworden war. Die Dunkelheit war plötzlich gekommen, nicht schleichend, wie er es kannte, sondern ganz unmittelbar. Die Musik war längst verstummt, aber sie spielte in seinem Kopf weiter.
    Er hatte das Licht angeschaltet und daran gedacht, was für Lügen die Schulleitung über diesen Raum verbreitete. Offiziell hieß es, dass Raum 213 beim Bau der Schule aus Versehen nicht an das Strom- und Wassernetz angeschlossen worden war. Deswegen sei der Raum für die normale Nutzung gesperrt.
    Ethan konnte das nun widerlegen. Oh ja, es gab Licht in diesem Zimmer. Aber alles andere stimmte nicht hier drin.
    Er hatte sich wie alle über die Gerüchte lustig gemacht, Geschichten über zwei Bauarbeiter, die in diesem Zimmer angeblich zu Tode gekommen waren, und über ein Mädchen, das eines Morgens tot vor der Tür aufgefunden worden war.
    Ja , hatte er gedacht. Na klar. Und in dem Zimmer lebt ein böses Monster, das jeden, der es betritt, zum Frühstück verspeist.
    Jetzt wusste er es besser. Hatte er es anders verdient? Er war sich nicht sicher. Eigentlich nicht, oder? Er hatte es herausgefordert, hatte es selbst provoziert. Aber trotzdem hatte er nie im Traum damit gerechnet, dass er es sein würde, der in dem Raum landen würde.
    Sein Handy lag immer noch auf dem Tisch neben ihm. Tot. Nutzlos. Dabei wusste er, dass der Akku am Nachmittag noch voll gewesen war.
    Ein leises Sirren ertönte in der allumfassenden Stille, ein Sirren, das ihm vage bekannt vorkam. Alarmiert hob er den Kopf.
    Sein Blick glitt über die Tür, die noch immer so aussah, als hätte es dort nie ein Schlüsselloch gegeben. Er ging hinüber zu den Schränken, die leer waren, er hatte sie durchsucht. Das Sirren ließ nicht nach und es kam definitiv nicht von seinem Handy.
    Er hob den Kopf und dann entdeckte er den Ursprung des Geräuschs. Es war so auffällig, dass er sich fragte, warum er es nicht schon längst gesehen hatte.
    Es war eine Kamera, klein und schwarz, die da oben in einer Ecke des Raums hing.
    Und die Linse dieser Kamera war direkt auf ihn gerichtet. Sie starrte ihn an, als wäre sie ein menschliches Auge.

8
    »Liv! Liv, wach auf! Was ist mit dir? Bitte hör auf zu schreien. Liv, wach sofort auf!«
    Liv hob unwillig den Kopf vom Küchentisch und sah verwirrt auf ihren Bruder, der neben ihr stand. Er trug noch immer das Hemd von gestern und seine Locken standen nach allen Seiten ab. Draußen war es dunkel. Der Sturm tobte gegen die Scheiben.
    Liv versuchte, zu sich zu kommen. Ihr Blick wanderte zum Telefon, das neben dem Küchenschrank hing, und plötzlich kehrte die Panik mit voller Wucht zurück und die Erinnerung an das Telefon, dessen Schrillen nicht hatte aufhören wollen.
    »Jessie! Wo verdammt noch mal warst du?«, schrie sie los. Sie sprang auf, ignorierte die Tatsache, dass ihr von der ungewohnten Schlafposition alles wehtat, und packte

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