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Harold - Einzlkind: Harold

Harold - Einzlkind: Harold

Titel: Harold - Einzlkind: Harold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Einzlkind
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Magen-Darm-Virus zu erkranken, was aber nicht half, er musste trotzdem übernachten. Sie hatten sehr viel Spaß. Fünf Stunden lang spielten sie: Wer zuerst ein Wort sagt, verliert. Ethan Fowley war der geborene Verlierer. Nach fünf Stunden und drei Minuten gab er auf und schlug vor, die Treppen hinunter ins Kino zu gehen, da sei zu der Zeit keiner mehr und er wisse, wie man den Filmprojektor anwerfe. Harold hatte nichts dagegen, er konnte ja nicht ahnen, welches Trauma auf ihn wartete. Das Trauma hieß: Der alte Mann und das Meer . Der Raum verdunkelte sich, der Projektor knisterte den Vorspann auf die gilbige Leinwand, und Harold fühlte sich von der ersten Minute an unwohl. Der Film hatte etwas Bedrohliches, das Meer eine Tiefe, die nur eine dunkle Vorahnung all der Schrecken preisgab, die dort unten auf die Furchtsamen lauerten. Als Spencer Tracy den mächtigen Marlin in einem epischen Kampf endlich besiegt und an seine Nussschale angebunden hatte, war Harold bereits ein nervliches Wrack. Ethan Fowley musste es ähnlich ergangen sein, denn er hatte die Augen geschlossen und atmete schwer. Und er tat gut daran, denn so musste er nicht mehr mit ansehen, wie aus dem Nichts erst einer, dann zwei und schließlich fünf Millionen Haie auftauchten, um ihr Abendmahl einzunehmen. Zerrend und zuckend rissen sie riesige Stücke aus dem Körper des Marlins, bis nur noch das traurige Gerippe nebst Kopf und Schwert in den sanften Wellen auf und ab wogte. Als der Abspann lief, weckte Harold schweißgebadet seinen besten Freund Ethan Fowley, der ihn nur rüde anbläffte, ob der Unterbrechung seines Schönheitsschlafes. Dabei hatte Ethan Fowley mehr Pickel als Haare. Aber diese Erfahrung hatte sie zusammengeschweißt, sie gingen fortan getrennter Wege.
    »On a dark desert highway ...«
    21
    Der Penner spielt ein Solo. Auf seinem Xylofon. Melvin starrt ihn an, er weiß nicht, wie das indisponiert riechende Individuum hierhergekommen ist, noch warum es jetzt neben ihnen sitzt und schauerlich musiziert. Keime tanzen schwerelos auf seinem zauseligen Bart, in seinen Händen nistet der Erden Dreck vergangener Jahrzehnte und seine Kleidung ist ein lotterlebendes Bakterium. » Welcome to the Hotel California ...« Das Individuum hat ganz sicher alle Krankheiten, die es auf der Welt gibt, und dazu noch einige mehr, die erst in Jahrzehnten von der Medizin entdeckt und für panikartige Zustände in der Bevölkerung sorgen werden. »... such a lovely place ...« Es spuckt aus beim Singen. »... such a lovely face ...« Keuchender Husten. Furioses Finale auf dem Xylofon. Pause. Zeit für den tosenden Applaus. Aber das Publikum bleibt stumm.
    »Ich hoffe, ich konnte für ein wenig Kurzweil sorgen und erbitte mir ein Pfund, um mir eine warme Mahlzeit kaufen zu können.«
    Melvin stiert den Penner entgeistert an. »Meinen Sie das ernst?«
    »Schon.«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Das hat etwas mit Angebot und Nachfrage zu tun.«
    »Versteh ich nicht.«
    »Sie bieten etwas an, für das es keine Nachfrage gibt.«
    »Nicht?«
    »Nein.«
    »Ich könnte auch Teenage Kicks spielen.«
    »Nein, danke.«
    » This is not a Love Song ?«
    »Nein.«
    » Hells Bells ?«
    »Nein! Hören Sie, ich bewundere durchaus, wie Sie Ihr Handicap meistern. Es ist bestimmt nicht einfach, mit echten Kochlöffeln auf ein Xylofon einzuschlagen, auf dem nur noch sechs lose wie auch brüchige Palisander ihr verqueres Dasein fristen. Aber Ihrer Stimme und Musikalität wurden sehr enge Grenzen gesetzt. Sie sollten sich lieber ein Bein amputieren lassen, ein Stück Pappe mit der Aufschrift Für Euch habe ich kleine Kinder in Afghanistan getötet in Händen halten und sich wie ein geschlagener Mischlingsrüde vor Starbucks setzen. Das dürfte weitaus mehr Erfolg versprechen. Außerdem wäre ich Ihnen sehr dankbar, wenn Sie Ihren leprösen Körper samt Ausscheidungen gen Osten bewegen könnten, da mein Immunsystem gerade eine depressive Phase durchmacht. Vielen Dank.«
    So schlecht fand Harold das Musikspiel jetzt auch nicht. Der Penner schaut betrübt zu Boden, Melvin wieder auf das Wasser. Das ist deutlich genug. Außerdem gibt es noch ein ganz anderes Problem. Melvin hat folgende Informationen über Jeremiah Newsom Nummer zwei zusammengetragen: Boxer, 37 Jahre, 124 Kilo Lebendgewicht, Kampfname Jonny Danger. Er hat sogar herausfinden können, dass Jonny Danger am heutigen Tag einen Vorkampf um die Provinzmeisterschaft in East Sussex bestreitet. Doch niemand konnte ihnen

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