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Harper Connelly 02 - Falsches Grab-neu-ok-10.12.11

Harper Connelly 02 - Falsches Grab-neu-ok-10.12.11

Titel: Harper Connelly 02 - Falsches Grab-neu-ok-10.12.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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zu fahren. Auf der Rückseite der Kirche und am Ende des Kirchhofs standen
zwei Masten mit einer Art Notbeleuchtung. Die spendete gerade so viel Licht,
dass der Schatten des baufälligen Eisentors den Friedhof verdunkelte.
    »Wäre das
ein Horrorfilm, wäre einer von uns beiden so gut wie tot«, bemerkte ich.
    Tolliver
antwortete nicht, wirkte aber auch nicht besonders glücklich. »Ich hätte
gedacht, die Beleuchtung wäre besser«, meinte er. Wir knöpften unsere Jacken
sorgfältig zu, zogen unsere Handschuhe an und nahmen die Taschenlampen mit.
Tolliver steckte noch ein paar Reservebatterien ein, und ich tat es ihm gleich.
In der alten Kirche brannte nicht mal eine Nachtbeleuchtung.
    Als wir die
Autotüren zuschlugen, klang es, als gebe jemand zwei Schüsse ab, und ich zuckte
unwillkürlich zusammen. Tolliver richtete seine Taschenlampe auf den Zaun,
damit ich drüberklettern konnte, danach half ich ihm. Als Nächstes öffneten wir
das Tor, das so laut wie in besagtem Horrorfilm in seinen Angeln quietschte.
    »Na toll«,
murmelte Tolliver, und ich musste grinsen.
    Der Boden,
der bei Tageslicht einigermaßen eben gewirkt hatte, war in der Dunkelheit
ziemlich unwegsam, zumindest für mich. Ich lief bewusst langsam und machte mir
Sorgen wegen meines schwachen Beins. Trotzdem bat ich Tolliver nicht um Hilfe.
Ich kam schon klar.
    Vom
Eingangstor aus mussten wir uns in Richtung Südosten vorarbeiten, um den
abgeschiedenen Fleck zu erreichen, wo ich Tabitha in Josiah Poundstones Grab
gefunden hatte. Natürlich war das der düsterste Ort des ganzen Friedhofs.
    »Er wirkt
viel größer heute Nacht«, meinte Tolliver, seine Stimme war kaum mehr als ein
Flüstern. Ich wollte ihn schon fragen, warum er so leise sprach, als ich
merkte, dass ich auch lieber flüstern wollte. Während wir uns dem offenen Grab
näherten, überlegte ich, ob sie den armen Josiah wohl auch exhumiert hatten -
und wenn ja, was sie anschließend mit ihm gemacht hatten. Die mir vertrauten
Schwingungen der Toten wurden immer lauter in meinem Kopf.
    »Waren wir
jemals nachts auf einem Friedhof?«, fragte ich und versuchte, das beklemmende
Gefühl abzuschütteln, das von mir Besitz ergriffen hatte. Dabei gab es
eigentlich keinen Grund, Angst zu haben. Normalerweise fühle ich mich immer
sehr lebendig, glücklich und zufrieden auf Friedhöfen.
    Natürlich
war niemand da außer uns. Der Friedhof war auf zwei Seiten von dicken Bäumen
umgeben, auf der dritten Seite von dem Parkplatz und auf der vierten von der
alten Kirche. Er lag nicht weit von einer modernen, befahrenen Straße entfernt,
trotzdem hatte ich bei unserem letzten Besuch nicht bemerkt, wie abgeschieden
man sich hier vorkam. Käfer und Vögel hatten die Güte, sich still zu verhalten.
    »Damals, in
Wisconsin, wollte dieses Ehepaar, dass du um Mitternacht auf das Grab ihres
Sohnes gehst«, flüsterte mir Tolliver ins Ohr. Er hatte schon so lange
geschwiegen, dass es eine Weile dauerte, bis mir meine Frage wieder einfiel.
    Ich bereute
sie sofort, da ich nur ungern an Wisconsin erinnert wurde. Ich hatte versucht,
die Sache zu verges sen, sie in jenen
Winkel zu verdrängen, wo meine anderen schrecklichen Erinnerungen hausten. Zu
allem Überfluss hatte das merkwürdige Paar auch noch verlangt, dass das Ganze
an Halloween stattfände. Außerdem hatten sie noch ungefähr dreißig gute Freunde
eingeladen, wahrscheinlich nach dem Motto: Wenn wir schon so viel Geld
ausgeben, können wir genauso gut eine richtige Party daraus machen. Allerdings
hatten sie meine Fähigkeiten überschätzt, obwohl ich ihnen nie etwas vorgemacht
hatte. Und so kam es, dass ich mitten auf dem Friedhof, vor allen Freunden
damit herausplatzte, was ihrem Kind wirklich zugestoßen war. Ich bekomme heute
noch eine Gänsehaut, wenn ich daran denke. Deshalb zwang ich mich, die
Erinnerung daran wieder zu verdrängen. Konzentrier dich auf das Hier und Jetzt,
auf das tote Mädchen, auf dieses Grab, dachte ich. Ich atmete tief ein und
wieder aus. Und dann noch einmal.
    »Ich weiß,
dass die Leiche weg ist«, sagte ich beinahe flüsternd. »Normalerweise brauche
ich die Leiche, um kommunizieren zu können, aber ich werde versuchen, noch
einmal zu spüren, was ich gestern gefühlt habe.«
    »Wir stehen
auf einem abgeschiedenen Friedhof, und das bei vollkommener Dunkelheit«,
murmelte Tolliver. »Wenigstens trägst du kein langes weißes Nachthemd, und
wenigstens sind wir zusammen. Und der Akku meines Handys ist auch voll.«
    Ich musste
fast

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