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Harper Connelly 02 - Falsches Grab-neu-ok-10.12.11

Harper Connelly 02 - Falsches Grab-neu-ok-10.12.11

Titel: Harper Connelly 02 - Falsches Grab-neu-ok-10.12.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Möglichkeit, uns
aus dieser unangenehmen Situation höflich zu verabschieden. Der einzige Ausweg
bestand in einer mehr als durchsichtigen Ausrede, wie etwa einer plötzlichen
Übelkeit, einem dringenden Anruf oder etwas ähnlich Fadenscheinigem. Doch mir
fiel nichts ein, was die Situation nicht noch mehr verschlimmert hätte.
    Schweigend
sahen Victor und ich zu, wie Samantha Joel einen Eistee brachte, den er mit
einem freundlichen Nicken entgegennahm. Wir bemerkten, wie die Augen der Frau
erwartungsvoll auf ihm ruhten und nach einem weiteren Krümelchen Aufmerksamkeit
heischten.
    Victor sah
mich an und schnaubte. »Mein Dad, der Frauenschwarm«,
sagte er verächtlich, womit er mich eindeutig zu seiner Altersgruppe zählte.
Victor klang kein bisschen neidisch, was bei den meisten Jungs sicherlich der
Fall gewesen wäre. Er schien seinen Vater und die Frauen eher zu verachten.
Jetzt, wo er sich aufgerafft hatte, mit mir zu sprechen, schien er unsere
Bekanntschaft erneuern zu wollen. Er beugte sich zu mir vor und sagte: »Sie
sind keine Jüdin, oder?«
    Es war mir
ein Leichtes, darauf mit Nein zu antworten.
    »Victor,
Schätzchen!«, rief da Judy Morgenstern. »Geh raus zum
Buick und hol mir bitte meinen Stock.« Der Junge sah mich aufmerksam an. Ich
überlegte, ob er mir etwas sagen wollte. Doch dann verdrehte er die Augen,
stemmte sich aus seinem Sessel und ging den Stock holen. Ich hatte eigentlich
auf eine kleine Verschnaufpause gehofft, aber nein. Zu meiner Überraschung nahm
Felicia in seinem Sessel Platz. Ich muss zugeben, dass
ich neugierig war. Ich fragte mich, über was sie wohl mit mir reden wollte, und
angesichts ihrer kühlen Begrüßung auch, was Tolliver an dieser Frau nur so
anziehend gefunden hatte.
    Im Moment
unterhielt sich mein Bruder mit David. Als sich Felicia neben mich setzte, sah
er mich fragend und ein wenig beunruhigt an. Aber er stand zu weit weg, um
unser Gespräch mitzubekommen, so dass ich sagen konnte, was ich wollte.
    »Sie leben
auch hier in Memphis?«, fragte ich höflich. Ich massierte mein rechtes Bein,
das schmerzte, zwang mich aber dann, meine Hand ruhig zu halten.
    »Ja, ich
habe eine Wohnung im Zentrum«, sagte sie. »Natürlich braucht man dort
Sicherheitspersonal. Mein Vater bekam fast einen Anfall, als ich mich in den
Towers einkaufte. ›Das ist ja mitten in der Stadt! Dort wirst du überfallen und
ausgeraubte« Sie lächelte mir verschwörerisch zu, als ob die Sorge ihres Vaters
völlig unbegründet wäre. »Die Tiefgarage ist völlig abgeriegelt, und man kommt
nur mit Ausweis rein. Einen separaten Zugang für Fußgänger gibt es nicht. Man
kommt also nur über das Wohngebäude oder im Auto durch die Tiefgarage hinein.
An der Ausfahrt sitzt ein Wachmann, und zwar rund um die Uhr. Das ist teuer,
aber ich kann einfach nicht mehr bei meinem Vater wohnen. Es war höchste Zeit,
dass ich ausgezogen bin.«
    Ihr Vater
hielt einen neuen Drink in der Hand; ich hatte beobachtet, wie er in die Küche
gegangen und damit zurückgekehrt war. Er starrte weiter aus dem Fenster.
Felicia bemerkte meinen Blick und errötete.
    »Sie sind
sehr auf Sicherheit bedacht«, sagte ich, um sie abzulenken.
    »Das muss
man auch, wenn man allein lebt«, erwiderte sie. »Joel will mich ständig überreden,
in den Osten von Memphis zu ziehen.« Sie schüttelte lächelnd den Kopf und
forderte mich auf, mich ebenfalls über Joels Besorgnis zu amüsieren. Damit
wollte sie mir natürlich klarmachen, wie nahe Joel und sie sich standen. »Und
mein Dad hätte es gern, dass ich wieder bei ihm
einziehe. Er lebt ganz allein in dem Riesenhaus.« Auch diese Botschaft war bei
mir angekommen: Ihre Familie schwamm im Geld. »Aber wie man an dieser Familie
sehen kann, lebt es sich in einem Vorort unter Umständen gefährlicher als
mitten in der Stadt, vorausgesetzt, man ergreift die nötigen
Vorsichtsmaßnahmen.«
    »Damals
wohnten sie allerdings noch in Nashville«, gab ich zu
bedenken.
    »Dort war es
doch im Grunde dasselbe. Sie fühlten sich in dem Vorort viel zu sicher. Als sei
das eine Selbstverständlichkeit.«
    Diane,
Samantha und Esther verließen das Zimmer. Ich nahm an, dass sie in die Küche
gingen, um das Essen vorzubereiten. Ich wollte schon meine Hilfe anbieten,
dachte dann aber, dass sie sich ohne mich wohler fühlen würden. Ich wandte mich
wieder an Felicia.
    »Heute
betrachten sie das bestimmt nicht mehr als Selbst-Verständlichkeit«, sagte ich
leise, und Felicias schmales, edles Gesicht verdüsterte

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