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Harper Connelly 02 - Falsches Grab-neu-ok-10.12.11

Harper Connelly 02 - Falsches Grab-neu-ok-10.12.11

Titel: Harper Connelly 02 - Falsches Grab-neu-ok-10.12.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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noch darauf, dass er meine Frage beantwortete.
    »Nein«,
sagte er, nachdem er sich wieder gefasst hatte. »So etwas würden meine Eltern
niemals tun. Niemals. Drogen nehmen, meine ich. Sie trinken ja nicht mal
Alkohol.«
    »Das ist
gut«, sagte ich. »Ich wünschte, alle Eltern wären so.«
    »Ja, Dad und Mom sind schon okay«, meinte
er und bemühte sich, möglichst cool dabei zu klingen. Aber er war erschüttert.
»Man kann ihnen halt nichts erzählen. Sie kapieren rein gar nichts. Aber sie
sind da, wenn man sie braucht.«
    Er nannte
Diane sogar »Mom«, und ich musste wieder daran denken, wie jung Victor gewesen
war, als Diane Joel heiratete.
    »Sie sind
viel rumgekommen«, sagte Victor und fuhr sich durch sein kupferrotes Haar. »Sie
haben was erlebt.«
    »Ich habe
mehr erlebt, als mir lieb ist«, erwiderte ich. »Also wissen Sie bestimmt auch
...«Er verstummte, ausgerechnet jetzt, wo unser Gespräch so eine interessante
Wendung nahm.
    Ich
versuchte nicht, weiter in Victor zu dringen. Ich hatte genug erfahren, ohne
den Jungen mit Fragen zu bedrängen, die ich ihm eigentlich nicht stellen
konnte. Ich hatte dieses Gespräch nicht gesucht, aber viel daraus gelernt.
    Als ich sah,
wie Victor zur Anrichte ging und die Gerichte, von denen er sich noch nicht
genommen hatte, inspizierte, wusste ich, dass der Junge ein Geheimnis hatte.
Das konnte ein großes oder ein kleines Geheimnis sein, aber ich musste wissen,
was es war. Vielleicht kam er ja damit zu mir ... Andererseits können Teenager
ziemliche Gefühlsschwankungen an den Tag legen.
    In der Küche
stand ein kleiner Fernseher unter dem Hängeschrank. Wahrscheinlich, damit die
Köchin ›Ellen‹ oder ›Oprah‹ sehen konnte, während sie ihre Arbeit tat. Obwohl
Diane behauptet hatte, dass alle Fernseher abgeschaltet und sämtliche Telefone
ausgesteckt worden seien, hatte irgendjemand dieses Gerät angemacht. Vielleicht
um den Wetterbericht zu sehen oder sich über die Sportergebnisse zu
informieren.
    Obwohl der
Ton dem Anlass entsprechend heruntergedreht war, erregte irgendetwas Victors
Aufmerksamkeit, und er stellte sich breitbeinig davor, den Teller noch in der
Hand. Auf seinem Gesicht zeichneten sich Erstaunen, Verwirrung und Beunruhigung
ab, und zwar alles auf einmal.
    Ich musste
nicht lange überlegen, was er da sah.
    Nun, wir
hatten gewusst, dass die Morgensterns früher oder später davon erfahren würden,
und dieser Moment war jetzt gekommen.
    »Dad!«,
sagte Victor mit einer Stimme, die seinen Vater sofort herbeieilen ließ. »Dad!
Sie haben diesen Collegetypen tot in Tabithas Grab gefunden!«
    Ich seufzte
und starrte auf meinen Teller. So hatte ich das eigentlich noch nicht gesehen.
Schließlich besaß Josiah Poundstone weitaus ältere Rechte. Es war eben ein sehr
gefragtes Grab.
    Ein
ziemlicher Tumult entstand, und der große Fernseher im Wohnzimmer wurde
angeschaltet. Alle versammelten sich davor, den Teller noch in der Hand. Oder
aber sie ließen ihn dort stehen, wo sie gegessen hatten. Ich fragte Tolliver
wortlos um Rat. Er sah bedauernd auf sein Es sen, also hatte
er sich nicht nachgenommen, solange es noch ging. Aber er nickte. Wir mussten
hier weg.
    Um nicht
völlig unhöflich zu erscheinen, bedankten wir uns leise bei Diane, die kaum
mitbekam, dass wir mit ihr sprachen. Direkt darauf gingen wir. Keine Ahnung, ob
überhaupt jemand davon Notiz nahm.
    »Wenn wir
ins Hotel zurückfahren, wird man uns dort bestimmt wieder Fragen stellen«,
meinte Tolliver düster.
    »Lass uns
zum Fluss gehen«, schlug ich vor, und das taten wir.
    Ich weiß
auch nicht, warum fließende Gewässer so etwas Beruhigendes haben, aber das ist
nun mal so, sogar an einem kalten Novembertag in Tennessee. Wir gingen in den
Park am Fluss, und obwohl ich meine hochhackigen Stiefel trug, genossen wir es,
durch den fast leeren Park zu schlendern. Der Mississippi floss träge an uns vorbei, und das würde er auch noch tun, wenn es die Stadt
Memphis längst nicht mehr gab. Vorausgesetzt, es gab die Erde dann noch. Weil
es so kühl war, legte Tolliver den Arm um mich.
    Es tat gut,
zu schweigen. Es tat gut, von den vielen Menschen im Haus der Morgensterns
wegzukommen und mit Tolliver allein zu sein. Ich entdeckte zwei Obdachlose
mittleren Alters, die an einer Flasche nippten, wenn sie dachten, dass wir
gerade nicht hinsahen.
    »Was für ein
merkwürdiges Intermezzo«, bemerkte Tolliver zögernd.
    »Ja. Aber
ein hübsches Haus. Die Küche war fantastisch«, sagte ich.
    »Ich habe
mich

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