Harper Connelly 02 - Falsches Grab-neu-ok-10.12.11
mit Fred unterhalten. Er hat noch eine Leasingrate für seinen Lexus
offen.« Tolliver wünscht sich sehnsüchtig ein neues Auto. Unseres ist erst drei
Jahre alt, hat aber ziemlich viele Kilometer auf dem Tacho.
»Ich hab
gesehen, dass du mit Felicia gesprochen hast«, fuhr er fort.
»Felicia
fing davon an, dass sie dich privat getroffen hat«, sagte ich. Besser ließ sich
das vermutlich nicht in Worte fassen. »Nach ihrer Version hatte sie
beschlossen, dass ihr euch nicht mehr sehen solltet.«
»Interessant,
denn sie ruft mich immer noch an«, sagte er. »Ich werde einfach nicht schlau
aus ihr. Jedenfalls wird es für uns wohl kein Häuschen in einem hübschen Vorort
geben.«
Obwohl er
das relativ gelassen sagte, merkte ich doch, dass er etwas enttäuscht war. Eine
Frau, mit der er im Bett gewesen war, eine Frau, die ihm nachgestellt hatte,
hatte vor ihrer Familie nicht mit ihm reden wollen. Das ist wohl für niemanden
erfreulich, egal, ob die Beziehung gut war oder nicht. Meine Vorurteile gegen
Felicia verstärkten sich. Ich wechselte das Thema.
»Victor hat
ein Geheimnis«, sagte ich.
»Vielleicht
versteckt er Pornohefte unter seinem Bett. Babes mit
dicken Brüsten.«
»Ich glaube
nicht, dass das sein Geheimnis ist. Zumindest nicht das, das mich
interessiert.«
Wir gingen
eine Weile schweigend weiter.
»Ich glaube,
er weiß irgendetwas über ein Familienmitglied. Etwas, das er auf keinen Fall mit den Morden in Verbindung bringen will.«
»Jetzt
versteh ich gar nichts mehr.«
»Im Grunde
ist er ein ziemlich unschuldiger Junge«, sagte ich und versuchte nicht
übertrieben geduldig zu klingen. »Dabei hat er schon so einiges mitmachen
müssen in seinem Leben.«
»Es fällt
mir schwer, hier keine Parallelen zu ziehen.«
»Mir auch.
Aber was ich eigentlich glaube, ist, dass Victor eine Verbindung herstellt,
zwischen einem Familienmitglied und...«
»Und was
genau? Dem Tod seiner Halbschwester? Dem von Clyde Nunley?«
»Das weiß
ich ehrlich gesagt auch nicht. Nicht genau. Ich sage nur, dass er etwas weiß,
und das ist nicht gesund für ihn.«
»Und was
sollen wir da tun? Man wird ihm nicht erlauben, Zeit mit uns zu verbringen. Man
wird uns nicht glauben. Und wenn er nicht redet... Was, wenn sein Geheimnis
etwas mit seinem Vater oder Diane zu tun hat?«
Wir
schwiegen, schon erheblich beunruhigter.
»Wo wir
gerade von Joel reden«, sagte Tolliver. »Wieso stehst du eigentlich nicht so
auf ihn wie all die anderen Frauen?«
»Alle
anderen Frauen stehen auf ihn?«
»Ist dir
denn nicht aufgefallen, dass die Polizistin beinahe gesabbert hat, als sie
seinen Namen nannte?«
»Nein«,
sagte ich relativ überrascht.
»Hast du die
Rehaugen nicht bemerkt, mit denen ihn seine Frau ansieht?«
»Ah...
nein.«
»Sogar
Felicia setzt sich sofort gerade hin und hört auf alles, was er sagt. Und seine
eigene Mutter sieht ihn mindestens doppelt so oft an wie ihren anderen Sohn,
David.«
»Du scheinst
Joel ja sehr aufmerksam beobachtet zu haben«, sagte ich vorsichtig. Aber das
war wohl noch untertrieben.
»Nicht so
sehr Joel, sondern wie die anderen auf ihn reagieren. Alle, außer dir.«
»Ich kann
verstehen, dass ihn Frauen gern um sich haben«, sagte ich nachdenklich. »Aber
mein Typ ist er nicht. Ich wusste, dass die Löwenmäulchen seine Idee waren, und
ich habe dir auch gesagt, dass er der Typ Mann ist, der versucht, Frauen
wirklich zu verstehen. Aber ich glaube nicht, dass er sich noch für jemand
anders als für Diane interessiert. Ich glaube nicht einmal, dass er sich seiner
Anziehungskraft wirklich bewusst ist. Oder aber er findet sie ganz normal, so
wie grüne Augen oder eine schöne Singstimme.«
»Er
verschwendet also jede Menge Charme an Frauen, mit denen er dann nichts
anfängt«, sagte Tolliver.
»So kann man
es auch sehen.«
»Und du
sagst, dass er auf dich nicht diese Wirkung hat.« Da war aber jemand
misstrauisch.
»Ich sage
nur... ja, genau das sage ich.«
»Und wenn er
nicht mit Diane verheiratet wäre, wenn er sich mit dir verabreden wollte - dann
würdest du nicht sofort ja sagen?«
Ich
überlegte länger als nötig.
»Ich glaube
nicht.«
»Bist du
immun dagegen?«
»Nein, das
ist es nicht. Aber ich traue Männern nicht, die es nicht nötig haben, sich
anzustrengen.«
Tolliver
blieb stehen, drehte sich zu mir um und legte eine Hand auf meinen Arm. »Das
ist doch lächerlich! Du findest also, dass sich ein Mann anstrengen muss, wenn
er die Liebe einer Frau gewinnen
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