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Harper Connelly 02 - Falsches Grab-neu-ok-10.12.11

Harper Connelly 02 - Falsches Grab-neu-ok-10.12.11

Titel: Harper Connelly 02 - Falsches Grab-neu-ok-10.12.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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er.
    Also
wechselten wir das Thema, obwohl ich es nicht vergaß und noch eine ganze Weile
darüber nachdachte, als wir schon wieder im Hotel waren und Tolliver sich auf
dem Sportkanal ein Basketballspiel ansah. Er wusste, dass ich seine Sorgen
ernst nahm, dass ich mir Gedanken darüber machte, bis ich zu einem Ergebnis
kam. Doch bis es so weit war, hatte ich Lust, etwas zu lesen. Ich war gerade
mitten in einem alten Krimi, Margery Allinghams ›Die
Spur des Tigers‹, und tauchte schon nach wenigen Seiten in das England der
frühen i95oer-Jahre ein.
    Als das
Hoteltelefon klingelte, war ich einfach nur genervt, weil ich mein Buch zur
Seite legen musste. Doch da ich näher am Telefon saß als Tolliver, ging ich
dran.
    Eine
männliche Stimme sagte: »Hallo, dürfen wir raufkommen?«
    »Wer spricht
denn da?«
    »Ah, tut mir
leid, ich bin's, Victor. Victor Morgenstern, Sie wissen
schon.«
    Ich spürte,
wie ich die Stirn runzelte. »Und wer ist ›wir‹?«
    »Mein Freund
Barney und ich.«
    Ich legte
die Hand auf die Sprechmuschel und gab seine Bitte an Tolliver weiter. »Das ist
merkwürdig. Ich will mit ihm reden, und schon taucht er vor unserer Tür auf«,
sagte ich. Tolliver war überhaupt nicht begeistert. Er wirkte eigentlich eher
genervt. »Von mir aus«, sagte er. »Ich wollte eigentlich auswärts Mittagessen
gehen und versuchen, irgendwo ein Barbecue zu bekommen,
solange wir in Memphis sind. Trotzdem, mal sehen, was er will. Meinst du, er
will nur vor seinem Freund angeben?«
    Ich zuckte
die Achseln, gab die Sprechmuschel wieder frei und nannte dem Jungen unsere
Zimmernummer. Nach ein paar Minuten klopfte es vorsichtig an der Tür.
    Tolliver
machte auf und setzte dabei einen recht grimmigen, einschüchternden
Gesichtsausdruck auf. Ehrlich gesagt, nervte ihn wahrscheinlich nur, dass man
ihn bei seinem Spiel gestört hatte. Aber Tolliver kann ziemlich furchterregend
aussehen, wenn er will. Wären die Jungs Hunde gewesen, hätte sich ihr
Nackenfell aufgestellt. Wie viele Teenager waren auch Victor und Barney eine
merkwürdige Mischung aus Vorsicht, Unsicherheit und Aggressivität.
    Victor trug
einen engen Pulli, der deutlich durchschimmern ließ, was für Muskeln er hatte.
Er besaß nicht das Charisma seines Vaters, aber große blaue Augen, die
mindestens genauso anziehend waren. Sein blonder Freund Barney war größer,
schmaler, aber immer noch ein kräftiger, pubertierender Kerl. Beide trugen
Jeans und Puma- Turnschuhe; ihre Schuljacketts hatten sie lässig über die
Schulter geworfen.
    »Und, äh,
alles klar?«, fragte mich Victor. »Das ist mein Freund Barney.«
    »Es geht mir
gut, danke«, sagte ich. »Barney, ich bin Harper Connelly. Das
ist mein Bruder, Tolliver Lang.«
    »Hi«, sagte
Barney. Er sah uns schüchtern an und blickte sofort wieder auf seine
Schuhspitzen. Victor und er setzten sich dicht nebeneinander auf das
Zweiersofa, während Tolliver und ich die Sessel nahmen.
    »Kann ich
euch was zu trinken anbieten?«, fragte ich höflich.
    »Oh, nein
danke. Wir haben im Auto gerade erst eine Cola gehabt«, sagte Victor.
    Eine kleine,
peinliche Pause entstand.
    »Hören Sie,
Mann, ich will mit Ihrer Schwester reden«, sagte Victor zu Tolliver. Er
gebärdete sich so männlich wie möglich.
    Meine
Mundwinkel zuckten, und ich musste mich schwer zusammenreißen, um nicht zu
grinsen.
    »Nur zu«,
sagte Tolliver ernst. »Oder soll ich aus dem Zimmer gehen?«
    »Nein,
Mann«, sagte Victor ängstlich. Er sah seinen Freund Barney an, der den Kopf
schüttelte, um Victors Nein zu unterstreichen. »Nein, Mann, bleiben Sie hier.«
    Der Teenager
wandte sich an mich. »Sie waren in Nashville, also
wissen Sie, wie schlimm das war«, sagte er. »Ich meine, Sie wissen, dass das
verdammt schlimm war.«
    Ich nickte.
    »Also, meine Mom - meine Stiefmutter - ist danach ziemlich
ausgetickt.«
    »Ausgetickt?
Inwiefern?« Ich beugte mich vor und konzentrierte mich auf den jungen Mann. Ich
war kaum überrascht, als Barney Victors Hand nahm. Victor wirkte sehr wohl
überrascht, allerdings nicht, weil ein anderer Mann seine Hand hielt, sondern
eher, weil es Barney okay zu finden schien, es vor uns zu tun. Sie sahen sich
kurz an, und dann umschloss Victors Hand Barneys Finger.
    »Sie hat ...
na ja, alle möglichen Pillen eingeworfen, wenn Sie verstehen, was ich meine.
Sie wurde richtig abhängig. Felicia musste ständig von Memphis nach Nashville fahren, um sich um den Haushalt zu kümmern.«
    »Das muss
eine schwere Zeit gewesen

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