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Harper Connelly 03 - Ein eiskaltes Grab-neu-ok-14.12.11

Harper Connelly 03 - Ein eiskaltes Grab-neu-ok-14.12.11

Titel: Harper Connelly 03 - Ein eiskaltes Grab-neu-ok-14.12.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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alles, was Sie wissen«, sagte Klavin.
    Ich sah
misstrauisch von einem zum anderen. Sie würden mir zwar zuhören, aber sich dann
diese genervten Blicke zuwerfen, die besagten, dass sie mir kein Wort glaubten.
Wie oft habe ich von Polizisten schon gehört: »O bitte, jedes noch so kleine
Detail kann wichtig sein... « Und dann: »Was, das ist alles, wozu Sie imstande
sind? Wozu soll das denn gut sein?«
    »Wir werden
uns nicht über Sie lustig machen, versprochen«, sagte Klavin, der meinen
Gesichtsausdruck richtig deutete. »Wir wissen, dass Sie in der Vergangenheit
Ärger mit der Polizei hatten.«
    Ich
überlegte und dachte an den Scheck, den mir Twyla Cotton am
Vorabend in die Hand gedrückt hatte, ein Scheck mit einer weitaus höheren Summe
als vereinbart. Ich dachte an die Familien, die sich in der Kirche gedrängt
hatten, an ihre Trauer und Angst. Im Vergleich dazu war das Risiko, zur
Zielscheibe des Spotts irgendwelcher Männer zu werden, die wir ohnehin nie
wieder sehen würden, völlig unbedeutend.
    Also holte
ich tief Luft, schloss die Augen, um mich besser zu konzentrieren, und sah
erneut in eines der Gräber. Ich suchte mir das aus, das der Straße am nächsten
lag. Ich zeigte auf die entsprechende Markierung auf dem Plan. »Da liegt
Tyler«, sagte ich. »Er wurde gefoltert. Man hat ihm die Haut in Streifen
abgeschält. Er wurde vergewaltigt. Man hat Klammern an seinen Hoden befestigt.
Er war auf den Tod vorbereitet, ja hat ihn sich herbeigewünscht, weil er
wusste, dass keine Hilfe kommen würde. Am Ende ist er erstickt. Irgendwann in
letzter Zeit hatte er sich das Bein gebrochen.«
    Einer der
Agenten atmete scharf ein. Ich öffnete nicht die Augen, um nachzusehen,
welcher. Tolliver nahm meine Hand, und ich umklammerte die seine. In Gedanken
ging ich zum nächsten Grab. »Hunter«, sagte ich. »Ausgepeitscht, vergewaltigt,
mit Brandwunden übersät. Er hat bis zum Schluss auf Rettung gehofft. Er hat
noch zwei Tage gelebt. Unterkühlung.« Hunter war bei ähnlich nasskaltem Wetter
gestorben wie jetzt. Vermutlich war er im November entführt worden. »Keine
Knochenbrüche. Er hatte ... Skoliose.« Ich sah seine gekrümmte Wirbelsäule
unter mir aufschimmern.
    Ich fuhr mit
meiner düsteren Litanei fort, erzählte von Tod und Folter, von Vergewaltigungen
und Schmerz. Von jungen Männern, die man benutzt und anschließend entsorgt
hatte. Die beiden Jungen, die auf der Durchreise gewesen waren, besaßen
keinerlei Auffälligkeiten an ihrem Stützapparat, die hiesigen hingegen schon
... mit Ausnahme von Jeff McGraw und Aaron Robertson.
Das waren fünfzig Prozent. Die Sache mit den Knochenbrüchen war also eine
Sackgasse.
    »Sie sind an
unterschiedlichen Dingen gestorben. Die meisten Todesarten waren merkwürdig
passiv, wie das Ersticken und die Unterkühlung, denen Tyler und
Hunter zum Opfer fielen.«
    »Passiv?«,
fragte Klavin. Er klang entrüstet. Er holte ein weißes Taschentuch aus seiner
Hose und tupfte sich die Nase ab. Er hatte sich bei den Ermittlungen am Tatort
erkältet. »Entführt, gefoltert, vergewaltigt. In meinen Ohren klingt das sehr
aktiv.«
    »Das meine
ich auch gar nicht«, sagte ich. »Aber man hat sie sterben lassen. Sie wurden
nicht erstochen, erschossen oder vergiftet, alles Dinge, die unmittelbar zum
Tod führen. Hunter wurde einfach zurückgelassen und ist gestorben. Vielleicht
kam ihm das Wetter dazwischen. Vielleicht hatte der Mörder auch das Interesse
an ihm verloren. Und das Ersticken - nun, wenn man jemanden erdrosselt, kann
man seine Meinung in letzter Minute immer noch ändern.«
    »Jetzt
verstehe ich, was Sie meinen«, sagte Stuart. »Der Tod war also eher eine Art
notwendiges Übel oder die Folge eines Experiments.«
    »Die Lust
wurde also nicht beim Tod der Jungen empfunden, sondern bei dem, was davor
war«, sagte ich. »Das eigentlich Interessante war, ihnen Schmerzen zuzufügen.
    Wenn sie
dann völlig am Ende waren und nicht mehr reagierten, waren sie zu nichts mehr
nutze.« Aber ganz stimmte das auch nicht. Stuarts Bemerkung, es habe sich um
ein Experiment gehandelt, kam der Sache schon näher.
    Tolliver sah
aus, als wäre er kurz davor, sich zu übergeben.
    »Die andere
Hellseherin sieht das aber nicht so«, sagte Klavin provozierend. »Sie meint,
der Mörder habe danebengesessen und ihnen beim Sterben zugesehen, um sich so
etwas wie ›orgiastische Lust‹ zu verschaffen.«
    »Wenn Xylda
das sagt, wird es auch stimmen«, sagte ich sofort. »Im Gegensatz zu ihr bin

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