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Harper Connelly 04 - Grabeshauch

Harper Connelly 04 - Grabeshauch

Titel: Harper Connelly 04 - Grabeshauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Möglichkeit?«
    »Erinnern Sie sich noch an Pete Gresham? Er hat die Ermittlungen im Fall Ihrer Schwester geleitet.«
    Ich nickte. Ich erinnerte mich an ihn, aber nur vage. Wenn ich an die schlimme Zeit unmittelbar nach Camerons Verschwinden
     zurückdenke, spüre ich nichts als Angst. »Er war recht groß«, sagte ich. Dann fügte ich schon etwas unsicherer hinzu: »Und
     er trug ständig Cowboystiefel. Er bekam eine Glatze, obwohl er noch recht jung war.«
    »Ja, genau das ist er. Inzwischen ist Pete kahl. Das bisschen, was da noch wächst, rasiert er ab.«
    »Was hat er wegen des Anrufs unternommen?«
    »Er hat sich die Bänder der Überwachungskameras angesehen.«
    »Die aus dem Einkaufszentrum?«
    »Ja, und darauf ist der Parkplatz auch ziemlich gut zu erkennen, sagt Pete.«
    »War sie da?« Ich würde schreien, wenn er es mir nicht sofort sagte.
    »Da war eine Frau, auf die die Beschreibung Ihrer Schwester zutrifft. Aber es gibt keine deutliche Aufnahme von ihrem Gesicht.
     Wir können also nicht feststellen, ob sie wirklich Cameron Connelly ist.«
    »Kann ich das Band sehen?«
    »Ich werde mich bemühen, das zu arrangieren. Normalerweise würden Sie wahrscheinlich selbst nach Texarkana fahren. Aber jetzt,
     wo Mr Lang noch mehrere Tage im Krankenhaus bleiben muss, können wir es vielleicht so einrichten, dass Sie die Bänder bei
     uns auf dem Revier anschauen.«
    »Das wäre fantastisch!«, sagte ich. »Ansonsten müsste ich ihn zu lange allein lassen.« Ich versuchte, mich zur Ruhe zu zwingen.
    Bevor ich mich zusammenreißen konnte, beugte ich mich über Tolliver und nahm seine Hand. Sie war kalt, und ich nahm mir vor,
     die Schwester um eine weitere Decke zu bitten. »Hallo, du«, sagte ich. »Hast du gehört, was der Detective gesagt hat?«
    »Zum Teil«, sagte Tolliver. Es war mehr ein Murmeln, aber ich konnte ihn verstehen.
    »Er versucht, die Bänder von dem Einkaufszentrum zu bekommen, damit ich sie mir hier anschauen kann«, sagte ich. »Vielleicht
     stoßen wir endlich doch noch auf eine Spur.« Ich konnte kaum glauben, dass ich keine Stunde zuvor mit Victoria genau über
     dieses Thema gesprochen hatte.
    »Mach dir keine allzu großen Hoffnungen«, sagte Tolliver schon etwas deutlicher. »Das hatten wir schon mal.«
    Ich wollte nicht an all die bisherigen falschen Zeugen denken. »Ich weiß«, sagte ich. »Aber vielleicht haben wir ja diesmal
     Glück?«
    »Sie wäre nicht mehr dieselbe«, sagte Tolliver mit vollständig geöffneten Augen. »Das ist dir doch klar, oder? Sie wäre nicht
     mehr dieselbe.«
    Ich beruhigte mich sofort. »Ja, ich weiß«, sagte ich. Sie würde nie mehr so sein wie früher. Dafür waren zu viele Jahre vergangen.
     Dafür war einfach zu viel passiert.
    »Wenn du nach Texarkana fahren möchtest   …«, hob Tolliver an.
    »Ich lasse dich nicht allein«, sagte ich sofort.
    »Aber wenn du fahren möchtest, fahr!«, bot er mir an.
    »Ich weiß das sehr zu schätzen«, erwiderte ich. »Aber ich werde nicht fahren, solange du hier im Krankenhaus liegst.« Ich
     konnte kaum glauben, was ich da sagte. Seit Jahren wartete ich auf Neuigkeiten über meine Schwester. Jetzt, wo es tatsächlich
     eine Spur gab, so merkwürdig und unzuverlässig sie auch war, sagte ich Tolliver, dass ich mich nicht sofort darauf stürzen
     würde.
    Ich setzte mich auf den Stuhl neben seinem Bett. Ich legte meine Stirn auf das Baumwolllaken, das meinen Bruder bedeckte.
     Ich hatte mich ihm noch nie so verpflichtet gefühlt.
    Detective Flemmons hatte uns ungerührt zugehört, ohne seinen Senf dazuzugeben, wofür ich ihm äußerst dankbar war.
    Er sagte: »Ich rufe Sie an, wenn wir so weit sind.«
    »Danke«, erwiderte ich und fühlte mich wie betäubt.
    Als der Detective weg war, sagte Tolliver: »Das ist nur fair.«
    »Was?«
    »Du wurdest statt mir angeschossen. Und jetzt werde ich statt dir angeschossen. Vorausgesetzt, er hat recht. Glaubst du, der
     Schütze hatte es auf dich abgesehen?«
    »Hm«, sagte ich. »Aber als auf mich geschossen wurde, hätten sie mich beinahe verfehlt. Es war schließlich nur ein Streifschuss.
     Aber wer auf dich geschossen hat, hat besser gezielt.«
    »Ach so«, meinte er. »Auf mich schießen also effizientere Leute.«
    »Diese Schmerzmittel müssen ziemlich gut wirken.«
    »Sie wirken ausgezeichnet«, sagte er verträumt.
    Ich lächelte. Es kam nicht oft vor, dass Tolliver so entspannt war. Ich wollte nicht mehr über Cameron nachdenken, ganz einfach,
     weil ich nicht

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