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Harper Connelly 04 - Grabeshauch

Harper Connelly 04 - Grabeshauch

Titel: Harper Connelly 04 - Grabeshauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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würde sie schnell finden und mir einen Namen machen. Aber
     dem war nicht so. Aber jetzt, wo ich mich selbstständig gemacht habe, suche ich immer noch nach ihr, und zwar wo ich gehe
     und stehe.«
    Ich schloss die Augen. Dasselbe tat ich auch.

7
    Nachdem Victoria gegangen war, setzte ich mich auf den Stuhl neben Tollivers Bett. Mein rechtes Bein war zittrig. Das ist
     das Bein, in das an jenem Nachmittag im Wohnwagen der Blitz fuhr, während es draußen gewitterte. Ich hatte mich für eine Verabredung
     zurechtgemacht, es war ein Samstag oder Freitag. Mir fiel auf, dass mir die genauen Umstände entfallen waren, was mich wirklich
     schockierte.
    Ich wusste noch, wie ich in den Badezimmerspiegel gesehen hatte, während ich einen Lockenstab in der Hand hielt, der in die
     Steckdose neben dem Waschbecken eingesteckt war. Der Blitz kam durch das offene Badezimmerfenster. Das Nächste, was ich weiß,
     ist, dass ich auf dem Rücken lag, halb in und halb außerhalb des kleinen Raums. Und dass mich Tolliver wiederbelebte. Dann
     lösten ihn die Sanitäter ab, und Matthew schrie sie im Hintergrund an. Mark versuchte, ihn zum Schweigen zu bringen.
    Meine Mom lag besinnungslos im Schlafzimmer. Wenn ich den Kopf nach links drehte, konnte ich sehen, wie sie quer über dem
     Bett lag. Eines der Babys schrie, wahrscheinlich Mariella. Cameron stand mit dem Rücken zur Wand im Flur. Sie war tränenüberströmt
     und völlig verstört. Es roch so komisch. Die Haare auf meinem rechten Arm waren nur noch kleine, harte Flocken. Nichts an
     mir schien noch zu funktionieren.
    »Ihr Bruder hat Ihnen das Leben gerettet«, sagte der Sanitäter,der sich über mich gebeugt hatte. Seine Stimme schien von ganz weit her zu kommen, und es summte.
    Ich versuchte, etwas zu sagen, aber meine Lippen gehorchten mir nicht. Ich schaffte es, unmerklich zu nicken.
    »Jesus, ich danke dir«, stammelte Cameron unzusammenhängend, weil sie so aus der Fassung geraten war.
    Die Szene im Wohnwagen kam mir realistischer vor als dieses Krankenhauszimmer in Dallas. Ich sah Cameron wieder genau vor
     mir: ihr langes, glattes blondes Haar, ihre braunen Augen, dieselben wie Dads. Wir waren uns nicht sehr ähnlich, das sah man
     sofort: Unsere Gesichtsform war anders, dasselbe galt für unsere Augen. Cameron hatte Sommersprossen auf der Nase, und sie
     war kleiner und gedrungener als ich. Cameron und ich hatten beide gute Noten, aber sie war beliebter. Sie tat viel dafür.
    Meiner Meinung nach wäre es Cameron deutlich besser gegangen, wenn sie sich nicht mehr so gut an das schöne Haus in Memphis,
     in dem wir aufgewachsen waren, erinnert hätte. Bevor unsere Eltern in der Gosse gelandet waren. Diese Erinnerungen sorgten
     auch dafür, dass sie einen Standard für uns anstrebte, der nur in ihrem Kopf existierte. Sie wurde wütend, wenn wir nicht
     sauber, ordentlich und wohlhabend wirkten. Sie flippte aus, wenn jemand ahnte, wie es bei uns zu Hause wirklich aussah. Manchmal
     sorgte ihr übertriebenes Bedürfnis, den Schein zu wahren, dafür, dass man nur schwer mit Cameron reden konnte. Oder besser
     gesagt leben konnte. Aber sie war uns Geschwistern gegenüber stets absolut loyal, gegenüber den Stiefgeschwistern ebenso wie
     gegenüber den leiblichen. Sie war fest entschlossen, Mariella und Gracie so zu erziehen, wie es den verblassten Erinnerungen
     an unsere respektable Vergangenheit entsprach. Cameron schuftete, damit der Wohnwagen sauber und ordentlich aussah, und ich
     unterstützte sie in diesem Kampf.
    Die Begegnung mit Victoria hatte die Geister aus der Vergangenheit wiederbelebt. Während Tolliver schlief, musste ich an die
     Jahre denken, in denen ich überall erwartete, meine Schwester zu sehen. Ich stellte mir vor, wie ich mich in einem Geschäft
     umdrehte, und sie war die Verkäuferin, die meine Einkäufe einscannte. Oder die Prostituierte an der Straßenecke, an der wir
     eines Abends vorbeiliefen. Oder die junge Mutter, die einen Kinderwagen schob. Die mit den langen blonden Haaren.
    Doch sie war es nie.
    Einmal hatte ich sogar eine Frau gefragt, ob sie Cameron hieße, weil ich plötzlich felsenfest davon überzeugt war, sie wäre
     meine Schwester, nur ein wenig älter und verlebter. Ich hatte ihr Angst eingejagt. Ich hatte ganz schnell gehen müssen, da
     sie sonst die Polizei gerufen hätte.
    Bei all den Fantasien hatte ich mich kein einziges Mal gefragt, wie Cameron in ihr zweites Leben hineingeraten war. Oder warum
     sie mich in all den

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