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Harpyien-Träume

Titel: Harpyien-Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
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»Theoretisch, ja. Aber das setzt vo r aus, daß sie dieses Kapitel bereits geschrieben hat. Ich vermute, daß sie wohl eher wartet, bis alles passiert ist, bevor sie es b e schreibt.«
    »Vielleicht beschreibt sie es aber auch, und dann passiert es«, e r widerte Gloha. »Muß ein Ereignis nicht erst beschrieben werden, bevor es stattfinden kann?«
    Er zuckte die Schultern. »Wir können es ja mal versuchen.« Er wandte sich den drei Meerjungfrauen zu, die in diesem Augenblick alle tief einatmeten, was aber vielleicht nur ein Zufall war. »Könnt ihr den Titel des gegenwärtigen Kapitels im aktuellen Geschicht s band lesen?«
    »Wir können es ja mal versuchen«, wiederholte eine von ihnen mit gewinnendem Lächeln. Sie schwammen zusammen, faßten sich an den Händen, schlossen die Augen und konzentrierten sich in perfekter Koordination. Ihre drei Flossen hoben und senkten sich gleichzeitig im Wasser.
    Kurz darauf trennten sie sich wieder. Dann schwammen sie zu ihrer Sandbank zurück und stellten sich erneut zur Schau. Mit wohltemperierten Blicken musterten sie nun den Magier.
    »Habt ihr den richtigen Band gefunden?« fragte er nach einer Weile.
    »Ja«, hauchte Esche betörend.
    »Und habt ihr auch den richtigen Titel gelesen?«
    »Ja«, bestätigte Zeder, während sich die Wasseroberfläche zu e i nem wunderschön gewölbten Dekollete um sie legte.
    »Und werdet ihr uns sagen, wie er lautet?«
    »Das hängt ganz davon ab«, murmelte Mahagoni, während kleine Strömungen im Wasser ihr die zierenden Zöpfe vom wogenden Busen schwemmten, bis nichts mehr die Aussicht versperrte.
    Gloha und Cynthia schossen giftige Blicke auf die drei Meerjun g fern ab.
    »Wovon hängt es ab?« fragte Trent, dem solche Nebensächlichke i ten wie die Zöpfe kaum zu beeindrucken schienen.
    »Davon, wie lange ihr bleiben wollt, um ihn euch anzuhören«, antwortete Esche und legte das Kinn auf die rechte Hand, ohne auch nur im geringsten den Ausblick auf ihr oberes Viertel zu ve r sperren.
    »Das klingt nach einer Menge Spaß«, meinte der Magier. »Aber ich fürchte, ich sollte euch darüber aufklären, daß ich eine Spur älter bin, als ich aussehe.«
    »Wir mögen reife Männer«, versetzte Zeder, und ihre Pupillen weiteten sich bezaubernd.
    »In Wahrheit bin ich ein sehr alter Mann, der erst kürzlich durch Jugendelixier verjüngt wurde.«
    Plötzlich wurde Mahagoni etwas vorsichtiger. »Wie alt bist du denn?« Auf einmal beförderten die launischen Strömungen ihr Haar wieder an Ort und Stelle.
    »Sechsundneunzig.«
    Alle drei Häupter verschwanden für geraume Zeit im Wasser, bis die Meerjungfrauen sich gefaßt hatten. Als sie schließlich wieder hervorkamen, wirkte ihr Haar etwas strähnig und die Mienen ein wenig vergriffen. »Tatsächlich?« fragte Esche.
    »Tatsächlich«, sagten Gloha und Cynthia im Chor.
    Die Busen der Meerjungfrauen schienen zusammenzusinken. »Der Titel ist bedeutungslos«, erklärte Zeder.
    »Wie das?« fragte Trent, dem das Erschlaffen ebensowenig au f zufallen schien wie zuvor das Aufblähen.
    »Er lautet nur ›Xxxxxxx‹, ohne Worte«, erklärte Mahagoni.
    Trent schüttelte den Kopf. »Das hatte ich schon befürchtet. Das ist so, wie wenn man sich nach Binks Talent erkundigt. Irgendwas kommt immer dazwischen. Die Muse wußte offensichtlich, daß wir versuchen würden, uns den Titel anzuschauen, und so hat sie ihn offengelassen.«
    »Es tut uns schrecklich leid, daß ihr schon so bald wieder fort müßt«, meinte Esche.
    »Ja, ganz furchtbar leid«, bekräftigte Zeder.
    »Warum konntest du nicht jünger sein?« fragte Mahagoni rhet o risch.
    »Ich wußte ja nicht, daß ich drei so bezaubernden Frauen bege g nen würde«, erwiderte Trent und setzte seinen Marsch um den Teich fort.
    »Besser so«, brummte Cynthia.
    Gloha konnte ihr nur zustimmen.
    Sie folgten dem Strom. Der wand sich, als versuchte er sie abz u hängen, doch es gelang ihm nicht.
    Dann erschien ein kleiner, bösartiger Drache aus dem Gestrüpp. Er musterte sie hungrig und atmete heftig, um sein inneres Feuer anzufachen.
    »Erlaube mir, daß ich dir etwas zeige, Drache«, sagte der Magier. Er deutete auf ein kleines Zeckenkraut, das soeben versuchte, ihm eine Zecke in die Socke zu stechen. Es verwandelte sich in einen Gackervogel. Ebenso verblüfft wie bestürzt, stob der Vogel davon und vergaß darüber sogar das Gackern.
    »So, jetzt bist du dran, wenn du möchtest«, sagte Trent. Zielstr e big ging er auf den Drachen zu.
    Der Drache fuhr

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