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Harpyien-Träume

Titel: Harpyien-Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
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floß einen Hügel hinauf und ergoß sich in einen Teich. Auf einer vorsprungähnlichen Sandbank in diesem Teich waren drei junge Frauenköpfe zu sehen. Die eine war blond; ihre langen hellen Zöpfe verbargen auf dem Weg nach unten kunstvoll das rechte Auge. Der andere Kopf war rothaarig; das üppige Haar ergoß sich über dem Vorsprung. Der dritte war von dunklem Graubraun, und die Locken kräuselten sich neckisch über dem wogenden Busen. Alle drei hatten Augen, so tiefblau wie das fr i scheste Süßwasser.
    »Iiieeeh! Menschen!« schrie die Blondine, ohne sich besonders erschreckt anzuhören.
    Doch als Gloha und Cynthia den Hügel bestiegen hatten, beric h tigte die Rothaarige: »Zwei Halbmenschen. Weiblich. Das erkenne ich an ihren rosa Blumen.« Die Stimme klang enttäuscht.
    »Und ein gewöhnlicher Menschenmann«, warf die Brünette ein. »Das erkenne ich an seinen blauen Blumen.« Sie klang interessiert.
    »Und wer seid ihr?« fragte Trent freundlich. Doch Gloha sah, daß er sich dabei unauffällig in Wirkreichweite seines Zaubers b e wegte. Er war kein besonders vertrauensseliger Mensch, und das war auch gut so.
    »Nur drei schöne, gelangweilte Meerjungfern«, erwiderte die Blondine, und die drei hoben ihre Schwänze. »Esche, Zeder und Mahagoni. Ich bin Esche. Und wer bist du, der du mit geküßten Ohren zu uns kommst?«
    »Wir sind Trent, Gloha und Cynthia«, erwiderte der Magier. »Ich bin Trent.«
    »Hat man euch nach Bäumen benannt?« fragte Gloha.
    »Nach Farben«, erwiderte Zeder mit einer wunderhübschen Schnute. »Die örtlichen Holznymphen haben sämtliche Wasserfa r ben abbekommen. Da blieben für uns nur noch die Holzfarben übrig.«
    »Wir würden dir ja gern ein bißchen Unterhaltung bieten, Trent-Mann, aber du scheinst bereits gut versorgt zu sein«, warf Mah a goni ein. »Und wir sehen auch, daß dein Mund schon recht han d fest geküßt wurde. Sollten dir allzu vertraute Dinge allerdings langweilig werden…«
    »Wir sind nur auf der Durchreise«, unterbrach Cynthia, die von der Gegenwart der drei sehr viel hübscheren Mischlinge nicht allzu erbaut zu sein schien.
    »Aber Ablenkungen sind selten!« widersprach Esche. »Können wir dich nicht überreden, einen Augenblick zu verweilen?« Sie warf Trent einen wunderschönen flüssigen Blick zu, während sie den Schwanz senkte und die gewaltigen vollen nackten Brüste aus dem Wasser hob.
    »Nur, wenn ihr etwas Interessantes oder Nützliches anzubieten habt«, meinte Gloha ein wenig abfällig. Ihr Tonfall war der schiere Bluff, weil sie nur zu genau wußte, daß sie nicht einmal in ihren wildesten Träumen einen derart prallen Busen bekommen würde. Wassermenschen konnten sehr viel mehr Fleisch tragen als Luf t leute, weil es ihnen beim Treiben auf dem Wasser half. Beim Fli e gen dagegen war es eher hinderlich. Das war eine der Ungerechti g keiten der Wirklichkeit.
    »Na ja, wir drei teilen uns schon in ein Talent«, antwortete Zeder mit einem ähnlichen Manöver von etwas gelungenerer Offenhe r zigkeit. »Wie deine so geküßten Augen auch sehen können, wenn du es wünschst.« Sie holte tief Luft, daß ihr Busen wogte.
    »Aber habt ihr denn auch ein magisches Talent?« erkundigte sich Cynthia, wohl wissend, daß dies bei Kreuzungen oft nicht der Fall war. Und selbst wenn, hatte es meist mit ihrem Überleben als Kreuzungen zu tun.
    »Aber ja doch«, antwortete Mahagoni. »Wir lesen Titel.«
    »Titel?« fragte Trent. Er hatte sich – wohl aus diplomatischen Erwägungen – bisher weitgehend aus dem Gespräch herausgeha l ten, obwohl er das Geschehen und insbesondere die üppigen B u sen fest im Auge behalten hatte.
    »Wir können jeden geschriebenen Titel lesen«, erklärte Esche. »Das können wir zwar nur gemeinsam, zu dritt, und mehr als den Titel schaffen wir auch nicht. Aber das kann ja auch Spaß m a chen.«
    Trent schüttelte den Kopf. »Wir sind mehr daran interessiert, u n serem Ziel näherzukommen, als irgendwelche Titel zu lesen.«
    »Was für Abenteuer stehen uns denn bevor?« fragte Gloha, an Trent gewandt.
    Der Magier überlegte. »Das läßt sich schwer sagen, da keiner von uns das Talent hat, in die Zukunft zu schauen.«
    »Aber manchmal gibt es doch einen Hinweis, wenn man die K a pitelüberschriften der Xanth-Serie liest, wie sie im Buch der Muse der Geschichte vorkommen, nicht wahr? Wenn wir wüßten, wie unser jetziges Kapitel heißt, könnte uns das vielleicht manche Komplikationen ersparen.«
    Der Magier wirkte amüsiert.

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