Harris, Charlaine - Aurora Teagarden 3 - Drei Zimmer, Leiche, Bad
zu lauschen. Seitdem war das jährliche Maklerbankett eine feste Einrichtung.
„Ihr wollt es trotzdem durchziehen?“, fragte ich, wobei ich an Tonia Lee dachte. „Ist das dieses Jahr denn angemessen?“
„Vielleicht nicht ganz, aber die Reservierung für den Raum steht schon so lange. Wir haben auch die Speisenfolge schon ausgewählt, und alle halten sich seit Monaten den Termin frei. Da können wir es ebenso gut stattfinden lassen. Soll ich dich und Aubrey nun auf die Liste setzen? Ich warne dich, das ist mein letzter Anruf, nach diesem Durchgang steht die Liste und wird nicht mehr geändert. Ich bin froh, wenn Franklin nächstes Jahr die Organisation übernimmt.“ Die Makleragenturen der Stadt wechselten sich beim Ausrichten des Banketts ab.
„Der schiebt die Arbeit doch auf Terry Sternholtz ab, so wie du sie auf Patty abgeschoben hast“, sagte ich.
„So steht wenigstens nicht gleich unsere ganze Agentur als ineffizient da, wenn etwas schiefläuft.“
„Bei Patty läuft nichts schief, du weißt doch, wie genau sie ist.“
„Mein Gott, ja.“ Mutter seufzte. „Warum habe ich das Gefühl, dass du mir gleich einen Korb gibst, Aurora?“
„Weil … irgendwie würde ich dir gern was sagen.“
„Irgendwie?“
„Ich versuche, mich vorsichtig heranzutasten.“
„Dann taste, aber schnell, wenn ich bitten darf.“
„Das mit Aubrey und mir ist aus.“
Am anderen Ende der Leitung schnappte Mutter nach Luft.
„Ich habe mich … ich glaube … ich glaube, ich bin jetzt mit Martin Bartell zusammen.“
Diesmal herrschte tiefes Schweigen am anderen Ende der Leitung. „Gab es Streit?“, fragte Mutter nach einer Weile. „Verletzte Gefühle? Müssen John und ich uns ein paar Wochen von der Kirche fernhalten? Aubrey wirkte heute ein wenig ernst, aber nicht so sehr, dass ich mir Sorgen gemacht hätte.“
„Kein Streit, keine verletzten Gefühle.“
„Gut! Du musst mir die Geschichte bald mal ausführlich erklären.“
„Natürlich! Was das Bankett betrifft: Martin und ich kommen gern. Glaube ich doch … oder? Möglicherweise.“ Plötzlich war ich verunsichert. „Es findet doch nächsten Samstag statt?“
„Ja. Dienstag ist übrigens Tonia Lees Beerdigung, Donnie hat vorhin angerufen. Die Trauerfeier findet … Moment.“ Ich hörte Papier rascheln. „Sie findet in der Fläming Sword of God Bible Church statt.“
„Himmel. Das ist draußen am Highway, nicht?“
„Ja, direkt neben dem Pine Needle Trailer Park.“ Mit Mutters Stimme hätte man die Everglades trockenlegen können.
„Wann?“
„Zehn Uhr.“
„Ich werde da sein.“
„Aurora? Ist alles in Ordnung mit dir? Was diesen Verehrerwechsel betrifft?“
„Ja. Alles ist völlig in Ordnung. Auch für Aubrey und für Martin.“
„Dann ist gut. Bis Dienstag, falls wir uns nicht vorher sehen. Eileen erwähnte, sie hätte noch ein paar Häuser, die sie dir heute Nachmittag zeigen könnte. Wahrscheinlich ruft sie dich demnächst an.“
„Gut. Bis dann.“
Ein Blick aus dem Fenster zeigte mir, dass der Tag nicht sonniger geworden war, sondern nass, windig und kalt zu bleiben gedachte. Nach einer kurzen Dusche schlüpfte ich in einen erbsengrün, rotbraun und nussbraun gestreiften Pullover, die dazu passende rotbraune Hose und braune Stiefel.
Am Telefon unten blinkte das Licht des Anrufbeantworters, was mir bei meiner Heimkehr am Morgen nicht aufgefallen war. Ich war viel zu müde gewesen, um überhaupt nur einen Blick auf die Maschine zu werfen.
„Roe, hier ist Eileen, es ist Samstagabend. Ich habe zwei Häuser, die ich dir am Sonntag Nachmittag zeigen könnte, wenn es dir passt. Am Nachmittag. Melde dich bitte.“
Dann kam die kleine Pause zwischen den Nachrichten.
„Schläfst du, Roe?“ Mein Gesicht wurde ganz heiß, als ich Martins Stimme hörte. Höchstwahrscheinlich hatte er angerufen, während ich unter der Dusche stand. „Ich rufe von der Arbeit aus an. Ich will dir nur sagen: Ich kann den morgigen Abend kaum erwarten. Leider müssen wir hier in der Stadt bleiben, weil ich Dienstag ganz früh einen Termin habe. Lass uns ins Kutscherhaus gehen.“ Das Kutscherhaus war das beste Restaurant der Stadt. „Ich möchte dich so gern wiedersehen“, endete die Nachricht schlicht. „Du hast mich so unglaublich glücklich gemacht.“
Ach! Ich meinerseits war auch verdammt glücklich!
Nachdem ich Eileen angerufen und mich mit ihr für nachmittags um vierzehn Uhr verabredet hatte, beschloss ich, mir ein Mittagessen
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