Harris, Charlaine - Aurora Teagarden 3 - Drei Zimmer, Leiche, Bad
ist.“
„Totaler Mangel an Selbstachtung, wenn du mich fragst“, sagte Mutter scharf. Einen Augenblick lang starrte sie aus dem Fenster auf die kahlen Äste der Eiche davor, die ein abstraktes Muster gegen den Nachthimmel abgaben. „Arme Idella.“ Eine Träne lief ihr die Wange hinunter. „Sie war zehn Tonia Lees wert und hatte Kinder. Sie hatte es so weit gebracht, so hart gearbeitet, seit ihr Mann sie verlassen hatte. Ich mochte sie, obwohl wir einander nie näher gekommen sind.“ Mutter sah mich an. „Welche Angst sie ausgestanden haben muss.“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich bitte Eileen, bei Emily Kaye anzurufen, ob Idella dein Gegenangebot vorbeigebracht hat. Höchstwahrscheinlich gibt die Polizei die Papiere, die sie bei sich im Wagen hatte, bald frei. Wir können mit deinem Hausverkauf weitermachen, Eileen oder ich übernehmen Idellas Part. Ich sage dir Bescheid.“
Darüber hatte ich mir keine Sorgen gemacht. „Danke“, sagte ich, wobei ich mich bemühte, erfreut und beruhigt auszusehen. „Ich fahre jetzt lieber heim.“ An der Tür drehte ich mich noch einmal um. „Ich glaube, dass Donnie gar nichts weiß. Darauf würde ich sogar jede Wette eingehen. Falls er also wirklich dran glauben muss, dann wegen nichts und wieder nichts.“
Als ich ging, war ich froh, mich für diesen Abend nicht mit Martin verabredet zu haben. Ich brauchte Zeit, um über die grauenhaften Erlebnisse des Tages hinwegzukommen. Trotzdem überkam mich auf dem Heimweg das heftige Bedürfnis, ihn anzurufen. Aber wusste ich, was er gerade tat? Möglicherweise versuchte er immer noch, die anderen Pan-Am-Agra-Manager zu neuen Taten zu inspirieren, möglicherweise aß er gerade mit einem Kunden, möglicherweise hockte er in seinem Motelzimmer über wichtigen Papieren. Ich wollte ihn ungern so früh in unserer Beziehung schon wissen lassen, wie einsam ich war.
Immer wieder musste ich an Idella denken. An ihre Kinder, an ihren Tod. Einen Tod der Liebe wegen.
KAPITEL NEUN
Am nächsten Morgen rief meine beste Freundin Amina Day -jetzt Amina Day Price – an. Ich hatte mir gerade meine Jeans angezogen und warf mich auf dem Bauch quer über das Bett, um an den Hörer zu kommen.
„Hi, ich bins!“
„Amina!“ Der Anruf stimmte mich so glücklich, dass ich unwillkürlich grinste. „Wie geht es dir?“
„Schätzchen, ich bin schwanger.“
„Oh mein Gott!“
„Das kannst du laut sagen! Echt, echt. Heute Morgen gab es die richtige Farbe auf dem Ring am Schwangerschaftstest, und mein Frühstück bin ich auch gleich wieder losgeworden. Also bleibe ich zu Hause und mache es mir gemütlich.“
„Amina, ich kann es nicht fassen. Was sagt Hugh?“
„Der ist total begeistert. Er würde am liebsten gleich losziehen und eine Wiege und den Kindersitz fürs Auto kaufen. Ich habe ihn gerade noch bremsen können. Meine Mutter sagt, es bringt Unglück, wenn man mit dem Nestbau zu früh anfängt.“
„Warst du schon beim Arzt?“
„Nein, das kommt nächste Woche. Ich habe einen Termin bei dem Gynäkologen, zu dem sämtliche Ehefrauen von Hughs Partnern gehen.“
Hugh arbeitete als aufstrebender Anwalt in einer Kanzlei in Houston.
„Ich freue mich so für dich!“, sagte ich und meinte es vollkommen ernst.
Wir klönten eine Weile. Besser gesagt: Ich hörte zu, während Amina von dem Baby und ihren Hoffnungen und Befürchtungen für diesen neuen Erdenbürger erzählte.
„Was gibt es Neues bei dir?“, wollte sie schließlich wissen.
„Ich … ich habe da jemanden kennengelernt.“
„Du bist nicht mehr mit deinem Pastor zusammen?“
„Nein, das ist vorbei. Dieser Mann – Martin Bartell – ist der neue Werksleiter bei Pan-Am Agra.“
„Wow! Wie alt ist er denn?“
„Älter als ich.“
„Reich?“
„Gut situiert.“
„Wobei dir das natürlich egal sein kann, du hast ja selbst jede Menge Heu geerbt.“
„Klar, aber nett ist es doch. Er ist gern wohlhabend.“
„Erzähl mir alles, haargenau!“
„Er heißt Martin Bartell, ist fünfundvierzig, hat weißes Haar, aber seine Brauen sind schwarz …“
„Sexy!“
„Ja, sehr. Er ist ein zäher Bursche, charaktervoll, intelligent, einer, der sich durchsetzen kann. Man möchte sich nicht mit ihm anlegen.“
„Einen Pfadfindertypen beschreibst du mir da nicht gerade.“
„Da magst du recht haben“, sagte ich nachdenklich. „Nein, der Pfadfindertyp ist er echt nicht, mehr so der Straßenkämpfer.“
„Ich hoffe, für dich ist er nicht zu hart
Weitere Kostenlose Bücher