Harris, Charlaine - Aurora Teagarden 3 - Drei Zimmer, Leiche, Bad
ganzen Monat lang. Aber dann rief Franklin nicht mehr an, und man musste wieder in die reale Welt zurückfinden.
Ware mir Martin nicht passiert, ich hätte Farrells Einladung bestimmt angenommen. Nur, um einmal in den Genuss dieser sicher wunderbaren Erfahrung zu kommen. Allerdings wäre ich nicht mit ihm ins Bett gegangen, versicherte ich mir tugendhaft.
Ich stellte Madeleine frisches Futter und Wasser hin. Die Katze versteckte sich immer noch irgendwo im Haus, wo sie wegen der würdelosen Behandlung beim Tierarzt vor sich hin schmollte.
Wieder klingelte das Telefon.
Diesmal war es Sally Anderson.
„Die Polizei hat das Haus der Hunters durchsucht und absolut nichts entdecken können“, sagte sie ohne jede Vorrede.
„Dem Himmel sei Dank. Dann kommt er wohl auch als Verdächtiger nicht mehr so sehr in Frage?“
„Könnte sein. An dem Nachmittag, an dem Idella Yates starb, war er ohne jede Unterbrechung in seinem Laden, gut sichtbar, was jeweils mindestens drei Leute bezeugen können, und er hat zugebeben, dass er sich das Andertonhaus wirklich zusammen mit Tonia Lee angesehen hat, aber an einem anderen Tag. So kamen seine Fingerabdrücke auf den Nachttisch.“
„Ist es denn in Ordnung, dass du mir das alles verrätst?“
„Wenn du es niemandem weitersagst, ja. Andernfalls reißt mir Paul den Kopf ab.“
„Verstehe.“
„Ich weiß, dass du mit Susu befreundet bist, also wollte ich es dich wissen lassen.“
„Danke, Sally. Sag mal, bist du eigentlich je mit Franklin Farrell ausgegangen?“
„Nein“, lachte sie. „Ich wollte nicht als Klischee enden. Er versucht, mit einem auszugehen, wenn er glaubt, man sei besonders einsam, weil man sich gerade von einer gescheiterten Beziehung erholt oder generell ein bisschen blöd ist. Ich habe mir sagen lassen, er verwöhnt einen gekonnt nach Strich und Faden, ehe er aufs Ganze geht. Als er anrief, hatte ich einfach zuviel Schiss, ich könnte mich nahtlos in die Riege seiner Eroberungen einreihen. Also gab ich ihm einen Korb. Warum fragst du?“
„Nur so.“
„Hast du eigentlich den Artikel bekommen, den ich dir geschickt habe?“
„Mist! Ich war gestern gar nicht am Briefkasten, ich wette, da ist er noch drin. Ich sehe gleich mal nach.“
„Gut. Ruf mich an, wenn er nicht eintrifft.“
Eifrig griff ich in meinen Briefkasten und zog eine Handvoll Post heraus. Da war der Artikel, den Sally mir versprochen hatte. Beim Anblick von Martins Bildern musste ich seufzen. Das war nun doch zu abwegig! Martin, so las ich, kam ursprünglich aus der Landwirtschaft (damit meinten sie wohl, dass er auf einem Hof aufgewachsen war). Er hatte sich in der Armee ausgezeichnet, wofür er unter anderem zweimal den Verdienstorden Purple Heart bekommen hatte. Das erklärte die Narben, nach denen ich ihn noch nicht gefragt hatte. Nach der Armee kam seine Karriere bei Pan-Am Agra, wo er schon sehr lange tätig war. Es folgte ein kurzer Abriss seines steten Aufstiegs dort, danach eine eher allgemein gehaltene persönliche Erklärung Martins seine Pläne für das hiesige Werk betreffend.
Viel war an dem Artikel ehrlich gesagt nicht dran. Trotzdem fand ich es aufregend, in der Zeitung etwas über meinen … was auch immer zu lesen. Also las ich den Artikel gleich noch einmal und dann noch einmal.
„Ist das nicht seltsam?“, sagte ich nach dem letzten Lesen laut.
Martin hatte mir gegenüber beiläufig erwähnt, er sei 1971 aus der Armee entlassen worden. Laut Zeitungsbericht hatte er 1973 angefangen, für Pan-Am Agra zu arbeiten.
Natürlich fragte ich mich, was er in den beiden dazwischenliegenden Jahren getrieben hatte.
KAPITEL ZWÖLF
Den Rest meines Tages verschlangen kleinere Erledigungen. Ich musste bei der Reinigung vorbeifahren und mit einer Liste der Zutaten, die ich für das Martin versprochene Essen brauchte, den Supermarkt aufsuchen. Ich machte die Wasche und bügelte ein bisschen, ich schickte eine Glückwunschkarte sowie Dr. Spocks berühmtes Buch über Kinderpflege an Amina und ihren Mann.
Ich ging außerdem in die Bücherei, um mir ein paar Bücher auszuleihen. Wie immer versetzte mir der Besuch meiner früheren Wirkungsstätte einen kleinen Stich. Mir fehlten so viele Dinge, die mit der Arbeit hier in Verbindung standen: alle Neuerscheinungen als erste und kostenlos zu Gesicht zu bekommen, so viele Leute aus meiner Stadt, die mir sonst nie über den Weg gelaufen wären, kennen zu lernen und mehr über sie zu erfahren, das freundschaftliche
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