Harris, Charlaine - Aurora Teagarden 3 - Drei Zimmer, Leiche, Bad
das Datum.“
Gehorsam schrieb er.
„Schreiben Sie, was ich diktiere. Also: ‚Ich, Sam Ulrich, bin heute Nacht in Aurora Teagardens Haus eingebrochen …’.“ Endlich bewegte sich der Stift. Als er stoppte, fuhr ich fort: „,Ich hatte Seil und eine Rolle Klebeband bei mir.’“ Das war erledigt. „,Miss Teagarden lag schlafend im Bett, das Haus war dunkel, ich wusste nicht, dass sich dort außer ihr noch jemand aufhielt!’“ Ulrichs Finger bewegten sich immer langsamer. „,Nur dieser Hausgast verhinderte, dass Miss Teagarden durch mich zu Schaden kam. Sollte ich mich nicht an die Bedingungen halten, die sie mir nennt, wird sie diesen Brief an die Polizei weiterleiten, eine Abschrift davon geht an meine Frau.’“ Als Ulrich fertig war, wies ich ihn an, den Brief zu unterzeichnen.
Jetzt musste ich ihm nur noch meine Bedingungen nennen.
„Ich verlange Folgendes“, sagte ich. „Gleich morgen früh geben Sie Ihr Haus zum Verkauf an einen Makler, aber um Himmels Willen nicht an Select Realty. Sie haben diese Stadt innerhalb von einer Woche zu verlassen, mit Frau und Kindern und allem Drum und Dran. Ich verlange, dass Sie nie wieder hierherkommen, und ich möchte Sie nie wiedersehen. Vielleicht bekommen Sie nie wieder so einen Job wie den, den Sie hier hatten, aber alles scheint mir besser, als ein Gefängnisaufenthalt wegen dem, was Sie mir antun wollten.“
Martins Gesicht ließ keine Gefühle erahnen.
Ulrich dagegen war so aufgewühlt, dass seine Gesichtszüge völlig verzerrt wirkten. Musste ich befürchten, dass er, hin- und hergerissen zwischen Zorn und grenzenloser Erleichterung, auf dem Nachhauseweg einen Herzinfarkt erlitt? Ja und wenn schon? Unter dem Strich wäre mir das herzlich gleichgültig gewesen.
„Martin, würdest du Mr. Ulrich bitte zu seinem Wagen begleiten?“
„Aber selbstverständlich.“ Martin gab sich aalglatt, was einem höllische Angst einjagen konnte. „Kommen Sie, Ulrich. Sie haben Glück gehabt, dass die Dame zu entscheiden hatte. Ware es nach mir gegangen, hätte ich dafür gesorgt, dass Sie im Krankenhaus landen.“
„Oder in der Leichenhalle“, dachte ich.
Sam Ulrich erhob sich bedächtig. Weiter als einen Schritt vor traute er sich allerdings nicht, anscheinend war es ihm zu heikel, Martin allzu nahe zu kommen. Martin wich zur Seite aus, damit Ulrich an ihm vorbei und die Treppe hinuntergehen konnte.
Ich hörte die Hintertür aufgehen und wieder zuschlagen. Hatte ich sie vor dem Zubettgehen nicht verschlossen? Doch, bestimmt, das Schloss war einfach nicht stabil genug. Gleich am nächsten Tag würde ich mir ein besseres zulegen.
Endlich allein zu sein empfand ich als so große Erlösung, dass ich in Tränen ausbrach. Bloß nicht daran denken, wie es gewesen wäre, dem Mann ausgeliefert zu sein, den Martin jetzt zu seinem Wagen begleitete.
Als Martin zurückkam, warf ich mir gerade im Bad mit zittrigen Händen kaltes Wasser ins Gesicht. Ich sah seinen Kopf im Spiegel neben meinem auftauchen.
„Du hast geweint!“, sagte er sanft, während er sein Schießeisen auf dem Schminktisch ablegte, wo es ungefähr so fehl am Platz wirkte wie eine Klapperschlange. Ich drehte mich um und legte die Arme um ihn. In der Nachtluft war seine nackte Brust sehr kalt geworden. Ich rieb meine Wange daran.
„Er fährt nach Hause“, beantwortete er von sich aus die Frage, die ich mich nicht zu stellen getraute.
„Martin“, flüsterte ich, „wenn du nicht hier gewesen wärst …“
„Hättest du die Polizei gerufen, weil ich dann nämlich nicht zwischen dir und dem Telefon gelegen hätte“, bemerkte er, nüchtern und praktisch wie immer. „Die wäre in maximal zwei Minuten hier gewesen und hätte dem Spuk ein Ende bereitet.“
„Dann zählt das hier also nicht als heldenhafte Rettung?“, fragte ich leise.
„Eigentlich sind wir nur quitt. Du hast verhindert, dass ich ihm etwas antue. Sam Ulrichs wegen hätte ich ungern die Nacht auf der Polizeiwache verbracht. Seine Familie hast du auch gerettet.“
„Martin? Lass uns einfach nur zu Bett gehen, uns sämtliche Decken über den Kopf ziehen, und dann hältst du mich fest.“
Inzwischen zitterte ich von Kopf bis Fuß. Mit offenen Augen im Bett liegend wurde mir klar, dass ich hatte abwarten müssen, bis Sam Ulrich – lebendig – in seinem Wagen weggefahren war, ehe ich mich hatte gehen lassen können. Erst danach war auch in meinem Bewusstsein die Angelegenheit wirklich ausgestanden. Martin lag genauso unruhig
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