Harris, Charlaine - Aurora Teagarden 3 - Drei Zimmer, Leiche, Bad
ich mich jetzt schon über die hochgezogenen Brauen amüsierte, die uns mit Sicherheit erwarteten. Bestimmt würden mich alle Frauen um Martin beneiden, denn jedes weibliche Wesen mit intaktem Hormonhaushalt konnte doch gar nicht anders, als ihn zu begehren!
Voller Schwung legte ich sogar mein Gymnastikvideo ein, schaffte die Übungen aber nur bis zur Hälfte, weil mir die diktatorischen Kommandos der Vorturnerin zu sehr auf den Geist gingen. Wie immer beobachtete mich Madeleine mit interessierten Blicken aus kreisrunden Augen. Sie folgte mir nach oben, als ich duschen ging, und sah zu, wie ich mich schminkte und mir die Haare föhnte. Ich wechselte schnell die Bettlaken, um dann noch kurz mit dem Teppichkehrer über den Teppichboden im Schlafzimmer zu fahren.
Da die Zeit knapp wurde, wollte ich bis auf mein Kleid gleich alles Notwendige anziehen, ehe ich zum Friseursalon aufbrach. Ich sah meine Schränke durch. Das Kleid stand fest, ich würde anziehen, was ich auch im Vorjahr getragen hatte. Zwar kannten bis auf Martin alle das Kleid, aber ich hatte es nur einmal getragen, und für ihn war es immerhin neu. Die anderen konnten mir egal sein. Es war grün, mit einfachen, langen Ärmeln, einem tiefen Ausschnitt, engem Mieder und einem kurzen, aus zahllosen Lagen bestehenden Rock aus weich fließendem Stoff. Dazu musste ich meine hochhackigen schwarzen Schuhe anziehen. Welche aus dem glänzenden Lamee, das jetzt so modern war, wären besser gewesen, aber mir fehlten Zeit und Energie zum Einkaufen, und Schwarz war auch okay. Eine schwarzes Abendhandtäschchen besaß ich ebenfalls, somit war alles geregelt. Ich zog mir den richtigen Slip und einen entsprechenden BH an, die passende Strumpfhose und darüber ein Kleid, das vorn geknöpft wurde.
Auf dem Weg zum Frisiersalon legte ich einen kleinen Umweg zu einer Adresse ein, die ich mir vor der Abfahrt herausgesucht hatte, ein kleines Haus mit drei Schlafzimmern in einer der hübscheren Mittelklasse-Wohngegenden Lawrencetons. Das Haus der Ulrichs.
Im Garten stand ein großes Schild: „Zu verkaufen“.
KAPITEL VIERZEHN
„Wie wollen Sie es haben?“, fragte Benita lebhaft. Hinter ihr lag eindeutig ein langer Tag. Ihr rotes Haar, an den Wurzeln nachgedunkelt, flatterte ihr wild ums Haupt, die beige und blau gestreifte Uniform, die sämtliche Beschäftigten von Clip Casa trugen, wirkte zerknittert und, sagen wir, haarig.
„Kriegen Sie es so hin?“ Ich hatte mir die Wartezeit damit verschönt, ein paar Profizeitschriften durchzublättern.
„Ja.“ Nach einem kurzen Blick auf das geheimnisvoll lächelnde Modell machte sich Benita an die Arbeit.
Es war eine dieser Frisuren, bei denen der Zopf wie durch ein Wunder von innen nach außen gekehrt wirkte. Französischer Zopf nannte man das, so glaubte ich zumindest. Ich hatte noch nie verstanden, wie man so etwas zuwege brachte, und nun sollte dieser Zopf bald mich verschönern. Auf dem Bild lag das Haar des Modells nicht straff zurückgezogen am Kopf an, sondern umrahmte in einer eleganten Welle das Gesicht. Auch die Haarsträhne hinten am Halsansatz war geflochten und mit einer Schleife verschönert. Zwar besaß ich selbst keine vornehmen Bänder, die man hier als Schleife hätte einsetzen können, aber Benita hatte ein paar zur Auswahl da, darunter auch eine aus Goldlamee, die ich sehr hübsch fand. Ich wusste nicht, ob die Frisur Martin gefallen würde, mir jedoch kam sie äußerst zeitgemäß vor. Außerdem schien es fast unmöglich, dass sich aus dieser Frisur Haare lösten, was bei den von mir eigenhändig hochgesteckten Frisuren eigentlich immer passierte.
„Roe!“, meldete sich neben mir eine erfreute Stimme. Als ich aufsah, entpuppte sich die Erscheinung unter der Trockenhaube neben mir als meine wunderschöne Freundin Lizanne Buckley.
„Dich habe ich ja schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen!“, sagte ich glücklich. „Wie geht es dir denn so?“
„Einfach fantastisch“, bekannte Lizanne auf die ihr eigene langsame, süße Art, „und selbst?“
„Auch ziemlich gut. Was hast du so getrieben?“
„Ich arbeite immer noch bei den E-Werken“, sagte sie zufrieden, „und gehe immer noch mit unserem Abgeordneten.“
J. T. Sewell (genannt Bubba), den ich in seiner Funktion als Jurist kennengelernt hatte, sollte am Wochenende aus der Landeshauptstadt nach Hause kommen. Lizanne und er wollten auch am Maklerbankett teilnehmen, wie meine Freundin mir stolz berichtete. Mehr noch: Bubba war der
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