Harris, Charlaine - Aurora Teagarden 3 - Drei Zimmer, Leiche, Bad
Redner.
„Seid ihr eigentlich jetzt verlobt?“, wollte ich wissen. „Ich habe so etwas läuten hören, wüsste es aber gern aus direkter Quelle.“
Lizanne lächelte, was sie gern und gewohnheitsmäßig tat. Sie war wirklich umwerfend schön, noch dazu beileibe keine Anhängerin der Theorie, der zufolge schöne Frauen klapperdürr zu sein haben. Bei Lizanne saßen alle Rundungen an den richtigen Stellen. „Ich nehme mal an, das sind wir!“, sagte sie.
„Dann hat es also endlich einer geschafft und schleppt dich demnächst vor den Altar!“ Ich war begeistert. Seit Jahren versuchten die ledigen Männer aus Lawrenceton und Umgebung, Lizanne vor den Traualtar zu schleifen, aber sie hatte nie etwas davon wissen wollen. Es ging auf der Welt eben nur selten fair zu …
„Nein, auf eine kirchliche Trauung wird es wohl kaum hinauslaufen“, wehrte Lizanne entschieden ab. „Ich war in keiner Kirche mehr, seit Mutter und Vater starben, und daran wird sich so schnell nichts ändern. Für Bubba ist das, glaube ich, das einzige Haar in der Suppe: die Ehefrau eines Politikers, die nicht in die Kirche geht.“
Was sollte ich dazu sagen? Glücklicherweise erwartete Lizanne gar keine Antwort. Aber ich fühlte mich wie jemand, der gerade noch über einen vertrauten, sonnenbeschienenen Strand gegangen war und nun plötzlich feststellen muss, dass sich der Boden unter seinen Füßen in Treibsand verwandelt hatte.
„Wie ich höre, gehst du ja nun mit dem neuen Mann bei Pan-Am Agra“, unterbrach Lizanne nach ein paar Minuten das zwischen uns entstandene Schweigen. Sie hörte einfach alles, das lag an ihrem Job.
„Ja.“
„Kommt er heute Abend auch? Geht ihr zusammen hin?“
Als ich nickte, trug mir das eine heftige Rüge Benitas ein: Ich hatte den Kopf gefälligst still zu halten.
„Ich freue mich sehr, ihn kennenzulernen“, sagte Lizanne. „Ich habe schon eine Menge über ihn gehört.“
Wollte ich so genau wissen, was sie gehört hatte? „Ja?“, erkundigte ich mich schließlich vorsichtig.
„Er hat dafür gesorgt, dass im Werk jetzt allen vor Angst der Arsch auf Grundeis geht. Anscheinend ist es dort jahrelang sehr lax zugegangen, und geklaut wurde auch. Man hat ihn geschickt, um Ordnung zu schaffen. Er setzt Leute um, er wirft Leute raus, er steckt in alles seine Nase.“
Lizanne griff nach hinten, schaltete ihre Trockenhaube aus, hob sie an, und zum Vorschein kam ihr schönes, rundum mit großen Lockenwicklern bedecktes Köpfchen. Prüfend betastete sie ihre Haare, fand, sie seien trocken genug, wickelte eine Strähne ab, sah sie sich an und nickte. „Janie, ich bin fertig“, rief sie der beige-blau gestreiften Schönheitsexpertin zu, die hinten im Laden eine Tasse Kaffee trank. Janie nickte, aber genau in diesem Augenblick klingelte das Telefon. Sie ging ran. Der Anruf war für Benita: eins ihrer Kinder, das einen Notfall zu Hause melden wollte. Mit einem gereizten Ausruf ließ meine Friseurin mich im Stich und eilte nach hinten, um sich der häuslichen Krise zu widmen. Mir fiel auf, dass sie während des gesamten Telefonats geistesabwesend ihr Haar mit einem Kamm bearbeitete, den sie auf dem Tresen gefunden hatte. Solange Benita stand, arbeitete sie an Haaren.
„Ich habe einen Freund auf der Polizeiwache.“ Lizanne hatte sich neben meinen Stuhl gestellt und sah in meinen Spiegel. „Ich habe mir sagen lassen, dein guter alter Freund Jack Bums sei zu einer Entscheidung gekommen, was die beiden Morde betrifft. Burns findet, da bisher in Lawrenceton nie Makler gewaltsam ums Leben kamen, muss der Killer neu in der Stadt sein. Einige Detectives sind anderer Meinung, aber sie alle stehen unter Druck, seit sie Jimmy Hunter verhört haben und laufen lassen mussten. Burns muss dringend einen anderen Verdächtigen präsentieren. Jimmys Eltern sind nicht ohne Einfluss in der Stadt, und der Verdacht gegen ihn wäre endgültig vom Tisch, sollte jemand anderes verhaftet werden. Also spricht man bei der Polizei davon, es werde bald zu einer Verhaftung im Zusammenhang mit den Morden an den beiden Frauen kommen. Wahrscheinlich schleppen sie schon morgen jemanden zum Verhör auf die Wache. Jemanden, der neu in der Stadt ist.“
Mein und Lizannes Blick trafen einander im Spiegel. Lizanne schickte mir eine Botschaft, entschlüsseln musste ich sie allerdings selbst.
„Meine Güte, Lizanne!“ Natürlich musste Benita im unpassendsten Augenblick zurückkommen. „Wer hat Ihnen das denn erzählt?“
„Ein kleines
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