Harrison, Kim - Hollows 7 - Blutkind
Zauber? Panik durchfuhr mich, als er den Trank zur Seite stellte und das Messer in die Hand nahm. Hinter ihm stand Pierce mit geballten Fäusten, offensichtlich erregt, aber ohne etwas zu unternehmen. »Stopp«, sagte ich, dann zuckte ich wegen des eiskalten Schmerzes der Klinge zusammen. »Al, stopp!«, rief ich und versuchte wieder, ihm meinen Arm zu entziehen.
Al stand auf. Ich versuchte, ihm zu folgen, aber er stellte seinen Stiefel auf meine Kehle, und meine Anstrengungen endeten in einem Gurgeln.
600
»Das Privileg des Meisters«, sagte er, als er den Trank mit den drei Tropfen Blut vermischte. »Ich kann jeden Zauber beanspruchen, den du anfertigst. Das hatten wir schon mal.« Er legte den Kopf schräg und schaute mich über seine getönte Brille hinweg an. Er hob den Trank, als würde er mir zupros-ten. »Meins.«
Er hob seinen Fuß. Ich keuchte, legte eine Hand an die Kehle und setzte mich auf. Mein Finger pulsierte, und als ich nach-schaute, sah ich, dass er direkt über die geschlossenen Bögen meines Fingerabdrucks geschnitten hatte. Er machte den Zauber nicht richtig. Er sollte in einen ausgehöhlten Stein gegossen werden, damit er auseinanderlaufen konnte. Er benutzte meinen Trank, aber wofür?
»Was tust du?«, wiederholte ich entsetzt, als er Toms Leiche hochzog und den Trank in den Mund des Toten goss. Versuchte er, ihn wiederzuerwecken?
Al ließ den Körper wieder fallen und drehte sich schwungvoll um. »Ich kann keine Leiche als Vertrauten haben. Wie peinlich wäre das? Die Leute würden reden. Und da du ja deine Zeit vertrödelst, brauche ich einen echten Vertrauten. Danke, Liebes. Der hier wird wunderbar passen. Genieß den Rest der Nacht. Der hier gehört mir. Bereits bestehende Vereinbarung, weißt du. Es ist keine Entführung, Krätzihexi.« Und er lachte.
Ich kämpfte mich mit einer Hand am Bauch auf die Füße. Al benutzte meinen Trank, aber wofür?
»Danke, Liebes«, sagte er noch einmal. Dann zog er Tom mit einem verschlagenen Lächeln an sich und verschwand.
Er hat Tom mitgenommen. Heilige Scheiße, er hat Tom mitgenommen! Und ich dachte, er hätte meinen Trank benutzt, um ihn vom Sterben abzuhalten. »Al!«, schrie ich, panisch, weil er das mit meinem Trank getan hatte. Das war nicht mein Fehler!
Wenn man mit schwarzer Magie spielte, musste man den Preis bezahlen.
601
Das Licht flackerte, und plötzlich stellte ich fest, dass ich allein hier unten war - mit einem bewusstlosen FIB-Agenten und einer extrem schlecht gelaunten Banshee. Pierce war verschwunden. Ein Haufen Kleider und der gestohlene Mantel zeigten an, wo er gestanden hatte. Ich verfluchte Al, weil ich davon ausging, dass er beide Hexen entführt hatte. Tom war ihm offensichtlich wichtiger gewesen als ein gegebenes Versprechen.
Mia hatte Holly auf der Hüfte, und das Kind beobachtete mich mit Augen, die genauso schwarz waren wie die ihrer Mutter, aber gleichzeitig so unschuldig und gnadenlos wie der Tod selbst. Ich wich zurück und schaute auf meine jetzt völlig nutzlose Splat Gun. Ich konnte keinen Schutzkreis errichten, und einer Banshee ohne Rückendeckung zu folgen - oder noch schlimmer, wütend - würde mich nur in Schwierigkeiten bringen. Aber eigentlich war ich heute Nacht ja auch losgezogen, um Al davon abzuhalten, weiter Leute zu entführen, nicht, um die Welt vor einer Banshee zu retten, die einen schlechten Tag hatte.
»Dafür wirst du sterben«, knurrte die Frau.
»Ich habe nur versucht, zu helfen«, sagte ich, schnappte mir den Kragen von Fords Hemd und zog ihn aus ihrer Reichweite.
Er war bei Bewusstsein, aber er würde mir nicht helfen können, da er sich ja noch nicht einmal aus eige ner Kraft aufsetzen konnte.
»Du bist allein«, sagte die Banshee und ließ Holly von ihrer Hüfte gleiten.
»Und?«, fragte ich dümmlich, dann keuchte ich auf und ruderte zurück, als sie mit ausgestreckten Händen auf mich zusprang.
»Rachel!«, rief Ford mit lallender Stimme. Ich stolperte über seine Füße.
Wir landeten zusammen auf dem Boden, Mia auf mir. Ich bekam keine Luft, zapfte aber hektisch eine Kraftlinie an.
602
Schmerz durchfuhr mich, als die Hitze der Linie plötzlich durch meine ungeschützten Neuronen und Synapsen schoss.
Als ihre Hand mein Gesicht berührte, schrie ich, weil meine Aura durch meine Seele gezogen wurde. »Du glaubst, du kannst mich umbringen?«, schrie ich trotzig. »Mach doch«, keuchte ich. »Mach meinen Tag … perfekt.«
Sie fletschte die Zähne, nur Zentimeter von
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