Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis
rufe an, um Sie zu warnen.«
» Ja? «
» Wir waren heute zusammen, Carlos. Ich wei ß nicht, ob sie nur hinter mir oder hinter uns beiden her sind. Sind Sie okay? «
» Ja, mit mir ist alles in Ordnung.«
Bosch fiel ein, da ß er nicht wu ß te, ob Aguila Familie hatte oder allein lebte. Er wu ß te zwar eine Menge ü ber die Vorfahren des Mannes, aber sonst nichts.
» Was werden Sie jetzt tun? « fragte Aguila.
» Ich wei ß nicht. Ich verlasse das Hotel …«
» Kommen Sie dann her? «
» Okay, ja … Das hei ß t, nein. K ö nnen Sie herkommen? Ich werde nicht mehr hier sein, aber ich m ö chte, da ß Sie so viel wie m ö glich ü ber die Person herausfinden, die in Zimmer 504 abgestiegen ist. Der Schu ß kam von diesem Zimmer. F ü r Sie ist es leichter, die Information zu bekommen.«
» Gut, ich fahr jetzt los.«
» Wir treffen uns bei Ihnen. Ich habe vorher noch etwas zu erledigen.«
Der Mond hing wie das Lächeln der Cheshire-Katze ü ber der h äß lichen Silhouette des Industriegel ä ndes an der Avenida Val Verde. Es war zehn Uhr, und Bosch sa ß in seinem Caprice vor der Mexitec-M ö belfabrik. Bis EnviroBreed waren es ungef ä hr zweihundert Meter, und er wartete darauf, da ß der letzte Wagen abfuhr. Es war der braune Lincoln, von dem er vermutete, da ß er Ely geh ö rte. Auf dem Nebensitz lag eine T ü te mit Sachen, die er vorher gekauft hatte. Der Geruch gebratenen Schweinefleisches verbreitete sich im Auto, und er kurbelte das Fenster herunter.
Sein Atem ging immer noch schnell, und Adrenalin zirkulierte weiterhin wie Speed durch seine Adern. Obwohl die Abendluft k ü hl war, schwitzte er. Er dachte an Moore und Porter und die anderen. Nicht ich, dachte er. Nicht ich.
Um 22. 15 Uhr sah er, wie sich die T ü r bei EnviroBreed ö ffnete und ein Mann rauskam, begleitet von zwei schwarzen Punkten. Ely. Hunde. Die dunklen Schemen sprangen beim Gehen an ihm hoch. Dann warf Ely irgend etwas von sich, aber die Hunde wichen nicht von seiner Seite. Er schlug sich auf die H ü fte und schrie: » Fressen! « Die Hunde schossen los, jagten sich gegenseitig und balgten sich um das, was Ely hingeworfen hatte.
Ely stieg in den Lincoln. Nach ein paar Momenten leuchteten die R ü cklichter auf, und der Wagen setzte r ü ckw ä rts aus der Parkl ü cke. Bosch beobachtete, wie der Lincoln einen Kreis auf dem Betriebsgel ä nde beschrieb und dann zum Tor fuhr. Es ö ffnete sich, und der Wagen rollte hinaus. Der Fahrer hielt am Stra ß enrand, obwohl kein Verkehr kam, bis das Tor wieder zu und die Hunde sicher eingeschlossen waren. Als er losfuhr, rutschte Bosch tiefer, obwohl der Wagen die andere Richtung, nach Norden zur Grenze, nahm.
Bosch wartete noch ein paar Minuten. Nirgendwo bewegte sich etwas. Keine Autos, keine Menschen. Er glaubte nicht, da ß die DEA das Gel ä nde ü berwachen w ü rde. Vor einer Razzia w ü rden sie ihre Leute zur ü ckziehen. Wenigstens hoffte er das. Er nahm die T ü te, seine Taschenlampe, seine Dietriche und stieg aus. Dann b ü ckte er sich ins Auto und zog die Gummimatten heraus, rollte sie zusammen und klemmte sie sich unter den Arm.
Von seinem ersten Besuch sch ä tzte Bosch EnviroBreeds Sicherheitsma ß nahmen so ein, da ß sie m ö gliche Einbrecher allein abschrecken und nicht Alarm geben sollten, falls jemand eingedrungen war. Hunde, Kameras, ein drei Meter hoher Zaun mit Stacheldraht. Im Geb ä ude selbst hatte Bosch keine Metallstreifen an den Fenstern in Elys B ü ro gesehen, keine Lichtschranken, noch nicht einmal einen Alarmanlagenschalter hinter dem Eingang.
Der Grund daf ü r war wohl, da ß ein Alarm die Polizei ins Haus holte. Die Eigent ü mer wollten Einbrecher fernhalten, aber nicht um den Preis, da ß die Beh ö rden aufmerksam wurden. Auch wenn man sie bestechen konnte, bestimmte Sachen zu ü bersehen. Am sichersten war es, die Polizei ganz herauszuhalten. Das bedeutete nat ü rlich nicht, da ß eine Alarmleitung nicht irgendwo anders hinging – z. B. zur Ranch auf der anderen Stra ß enseite. Aber das Risiko mu ß te er in Kauf nehmen.
Bosch bog an der Mexitec-Fabrik auf einen Pfad ab und kam auf eine Stra ß e, die hinter den Gewerbebetrieben verlief. Nachdem er auf diesem Weg EnviroBreed von der R ü ckseite erreicht hatte, wartete er auf die Hunde.
Sie kamen schnell und lautlos. Es waren geschmeidige schwarze Doberm ä nner, und sie standen jetzt direkt hinter dem Zaun. Einer begann tief zu knurren, und der andere folgte. Bosch ging den
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