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Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis

Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis

Titel: Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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nichts mehr erz ä hlen. Also lie ß er die Zimmer sprechen und h ö rte zu. Er war der Ansicht, da ß er ein Talent daf ü r hatte.
    Der Raum, in dem sie sa ß en, war sp ä rlich eingerichtet. Wenig M ö bel. Es sah nicht aus, als ob oft Freunde oder Verwandte zu Besuch hier w ä ren. An einem Ende des Raums befand sich ein gro ß es Regal mit Hard-cover-B ü chern und gro ß formatigen Kunstb ä nden. Kein Fernseher. Nichts deutete auf Kinder hin. Ein Ort, um in Ruhe zu arbeiten oder sich am Kaminfeuer zu unterhalten.
    Nicht mehr.
    In der Ecke gegen ü ber dem Kamin stand ein anderthalb Meter gro ß er Weihnachtsbaum mit wei ß en Kerzen, roten Kugeln und selbstgebasteltem Schmuck, der aussah, als w ä re er ü ber Generationen vererbt worden. Es gefiel ihm, da ß sie den Baum alleine aufgestellt hatte. Sie f ü hrte ihr Leben und ihre Gewohnheiten inmitten der Tr ü mmer ihrer Ehe fort. Den Baum hatte sie allein f ü r sich aufgestellt. Ihm wurde bewu ß t, wie stark sie war. Schmerz und vielleicht Einsamkeit bildeten f ü r sie einen Schutzpanzer, aber er empfand auch ihre St ä rke. Der Baum zeigte, da ß sie dies ü berleben w ü rde, da ß sie da durchkommen w ü rde. Alleine. Er w ü nschte, er k ö nnte sich an ihren Namen erinnern.
    » Bevor Sie anfangen «, sagte sie, » darf ich Sie etwas fragen? «
    » Sicher.«
    » War das Absicht? Zuerst die Reporter kommen lassen, damit Sie nicht die Dreckarbeit tun m ü ssen? Mein Mann hat das so genannt. Die Familie benachrichtigen. Er nannte es die Dreckarbeit – meinte, Detectives versuchten immer, sich davor zu dr ü cken.«
    Bosch f ü hlte, wie ihm hei ß wurde. Ü ber dem Kaminsims hing eine Uhr, die jetzt in der Stille sehr laut zu ticken schien. Endlich brachte er etwas heraus: » Ich bekam den Auftrag erst vor kurzem. Ihr Haus war schwer zu finden. Ich …«
    Er brach ab. Sie wu ß te.
    » Es tut mir leid. Sie haben recht. Ich habe mir Zeit gelassen.«
    » Ist okay. Ich h ä tte Sie nicht in Verlegenheit bringen sollen. Es mu ß schrecklich sein, so etwas tun zu m ü ssen.« Bosch h ä tte gern einen Fedora gehabt, wie die Detectives in den alten Filmen. Er k ö nnte ihn in der Hand halten, nerv ö s damit rumspielen, ü ber die Krempe streichen – er h ä tte etwas zu tun. Beim n ä heren Hinsehen bemerkte er, da ß sie schon ein bi ß chen von ihrer Sch ö nheit eingeb üß t hatte. Mitte drei ß ig, dachte er, braunes Haar und blonde Str ä hnchen, gelenkig wie eine L ä uferin. Ein kr ä ftiges Kinn ü ber straffen Halsmuskeln. Sie benutzte kein Make-up, um die kleinen F ä ltchen unter den Augen zu verbergen. Sie trug Bluejeans und ein weites, wei ß es Sweatshirt, das vielleicht einmal ihrem Mann geh ö rt hatte. Bosch fragte sich, wieviel sie noch von Calexico Moore in ihrem Herzen trug.
    Tats ä chlich bewunderte Harry sie, wie sie sich mit ihm wegen der » Dreckarbeit « angelegt hatte. Er hatte es verdient.
    In den drei Minuten, die er sie kannte, war ihm durch den Kopf gegangen, da ß sie ihn an jemand erinnerte. Vielleicht jemand aus seiner Vergangenheit. Neben ihrer St ä rke ging eine ruhige Empfindsamkeit von ihr aus. Seine Augen wurden immer wieder magnetisch von ihren angezogen.
    » Also, ich bin Detective Harry Bosch «, begann er noch einmal, darauf hoffend, da ß sie ihm ihren Namen sagen w ü rde.
    » Ja, ich habe von Ihnen geh ö rt. Ich erinnere mich an die Zeitungsartikel. Und ich bin sicher, mein Mann hat Sie erw ä hnt – wahrscheinlich, als Sie zum Hollywood-Bezirk versetzt wurden. Vor einigen Jahren. Er sagte, da ß eines der Studios Ihnen viel Geld f ü r die Filmrechte Ihres Falls gezahlt habe und da ß Sie sich davon eines der H ä user in den H ü geln gekauft h ä tten.«
    Bosch nickte widerwillig und wechselte das Thema.
    » Ich wei ß nicht, was die Reporter Ihnen erz ä hlt haben, Mrs. Moore. Man hat mich geschickt, um Sie zu informieren, da ß man anscheinend Ihren Mann gefunden hat und da ß er tot ist. Es tut mir leid, es Ihnen so mitteilen zu m ü ssen. Ich …«
    » Ich habe es gewu ß t, genau wie Sie und jeder Polizist in L. A., da ß es so enden w ü rde. Ich habe nicht mit den Reportern gesprochen. Es war nicht n ö tig. ›Kein Kommentar‹, das war alles. Wenn so viele von denen am Heiligabend vor der T ü r erscheinen, k ö nnen es nur schlechte Nachrichten sein.«
    Er nickte und schaute auf den imagin ä ren Hut in seinen H ä nden.
    » Also sagen Sie es mir? War es offiziell Selbstmord? Hat er ein

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