Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis
auf. Bosch konnte ihr Kichern h ö ren.
» Ist das legal? «
» Gummiparagraph. Der Besitz ist legal – es gibt eine Reihe legitimer Zwecke. Aber es ist ein Vergehen, es privat zu inhalieren. Wir k ü mmern uns nicht drum. Wenn sich das jemand reinsaugen und auf die Fresse fallen will, meinetwegen. Warum sollte ich … Da! Jetzt kommt er.«
Die schmale Gestalt eines Teenagers trat aus dem Lagerhaus und ging auf die geparkten Wagen zu.
» Pa ß auf, er b ü ckt sich gleich «, sagte Rickard.
Der Typ beugte sich nach unten und verschwand hinter einem Auto.
» Er taucht jetzt die Zigarette in die Fl ü ssigkeit. Dann wartet er noch einige Minuten, bis es etwas getrocknet ist und sein Kunde rauskommt. Dann macht er den Deal.«
» Schnappen wir ihn uns? «
» Wenn wir ihn mit einem Sherm kriegen, ist das blo ß Eigenkonsum. Das reicht noch nicht mal aus, ihn ü ber Nacht in die Ausn ü chterungszelle zu sperren. Wir m ü ssen ihn mit der PCP-Flasche in der Hand erwischen, wenn wir ihn in die Mangel nehmen wollen.«
» Was machen wir dann? «
» Du setzt dich in dein Auto und f ä hrst ü ber den Cahuenga Boulevard zum anderen Ende der Gasse. Von dort kommst du n ä her heran, glaube ich. Park den Wagen und bezieh Position als zweiter Mann. Ich werde von hier kommen. Ich habe schon einen Plan. Im Kofferraum sind ein paar alte Klamotten. Berufskost ü mierung.«
Bosch ging zur ü ck zu seinem Caprice, wendete und fuhr auf die Stra ß e. Ü ber Cahuenga erreichte er das andere Ende der Gasse und parkte vor einem M ü llcontainer. Sowie er Rickards gebeugte Gestalt die Gasse heraufkommen sah, stieg er aus und setzte sich in Bewegung. Sie n ä herten sich dem Eingang zum Lagerhaus von beiden Seiten. W ä hrend Bosch sich am Rand in der Dunkelheit fortbewegte, stolzierte Rickard – jetzt im ö lverschmierten Sweatshirt und mit einem W ä schesack – mitten auf der Gasse und sang. Wegen des L ä rms aus dem Lagerhaus war sich Bosch nicht sicher, aber er glaubte Percy Sledges Song » When a Man Loves a Woman « aus dem Mund des Betrunkenen zu vernehmen.
Rickard hatte die ungeteilte Aufmerksamkeit der Jugendlichen vor dem Eingang. Ein paar M ä dchen, die high waren, applaudierten seinem Gesang. Die Ablenkung erlaubte es Bosch, sich bis auf vier Autos der Stelle zu n ä hern, an der Tyges Flasche stand. Als Rickard die Stelle erreichte, brach er den Song mittendrin ab und reagierte, als h ä tte er einen Schatz entdeckt. Er b ü ckte sich zwischen zwei geparkten Wagen und kam mit einer Bierflasche in der Hand wieder zum Vorschein. Tyge eilte zwischen den Autos auf ihn zu, als er sie gerade einstecken wollte, und griff nach der Flasche. Rickard lie ß nicht los und drehte sich, so da ß der Junge jetzt mit dem R ü cken zu Bosch stand. Harry setzte sich in Bewegung.
» Das ist meine, Mann «, protestierte Rickard.
» Ich hab’ sie dahin gestellt. La ß los, bevor du etwas versch ü ttest.«
» Hol dir deine eigene, Mann. Das hier ist meine.«
» La ß los! «
» Bist du sicher, da ß sie dir geh ö rt? «
» Sie geh ö rt mir! «
Bosch schlug dem Jungen von hinten in den R ü cken. Der lie ß die Flasche los und kr ü mmte sich auf der Motorhaube. Bosch dr ü ckte mit seinem Arm den Hals des Jungen nach unten und hielt ihn fest. Rickard hielt noch immer die Flasche; nichts war versch ü ttet worden.
» Also, wenn du das sagst, dann geh ö rt sie dir wohl «, sagte Rickard. » Und damit w ä rst du verhaftet.«
Bosch zog die Handschellen vom G ü rtel, legte sie dem Jungen an und zog ihn von der Haube. Einige der Jugendlichen stellten sich um sie herum.
» Verpi ß t euch! « herrschte Rickard sie an. » Geht wieder rein und schn ü ffelt euer Lachgas. Macht euer Trommelfell kaputt. Das hier geht euch nichts an. Es sei denn, ihr wollt ihn in den Knast begleiten.«
Er beugte sich zu Tyge und fl ü sterte ihm ins Ohr: » Hab’ ich recht, Bruder? «
Als sich niemand in der Gruppe bewegte, machte Rickard einen drohenden Schritt auf sie zu, und sie zogen sich zur ü ck. Einige der M ä dchen liefen ins Lagerhaus. Die Musik ü bert ö nte Rickards Lachen. Dann drehte er sich um und ergriff Tyge beim Arm.
» Gehen wir, Harry. Wir nehmen deinen Schlitten.«
Schweigend fuhren sie zum Revier an der Wilcox Avenue. Sie hatten es vorher nicht besprochen, aber Harry w ü rde Rickard die Sache einf ä deln lassen. Der Rauschgiftcop sa ß mit dem Jungen auf dem R ü cksitz. Im Spiegel sah Harry, da ß er fettige,
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