Harry Bosch 02 - Schwarzes Eis
einfach Harry.«
» Es geht schon. Verlangen Sie nur nicht, da ß ich es aussprechen soll. Scheint sich auf Anonymus zu reimen.« Als er fertig war, legte er die beiden Quittungen zum Unterschreiben in die Schublade. Harry benutzte seinen eigenen Kugelschreiber.
» Sieh mal an, ein Linksh ä nder, der einen rechtsh ä ndigen Revolver abgibt. Kriegen wir nicht oft hier zu sehen.« Er zwinkerte wieder. Bosch sah ihm starr in die Augen. » Ich red’ einfach nur so daher «, beschwichtigte Gruber. Harry legte eine Quittung in die Lade und erhielt daf ü r den Schl ü ssel zum Schlie ß fach, der numeriert war. » Nicht verlieren «, warnte ihn Gruber.
Als er zur ü ck zu seinem Caprice ging, sah er, da ß die M ä nner immer noch auf der Bank im Park sa ß en, allerdings wurde nicht mehr gesungen. Ein alter Mann mit wei ß em Haar ö ffnete gerade die T ü r zum Heimatmuseum. Bosch setzte sich in den Wagen und legte den Schl ü ssel in den Aschenbecher, den er nie benutzte. Dann setzte er r ü ckw ä rts aus der Parkl ü cke und fuhr zum De Anza.
Es war ein dreist ö ckiges Geb ä ude im spanischen Stil mit einer Satellitensch ü ssel auf dem Dach. Bosch parkte vorne auf der rotgepflasterten Auffahrt. Er w ü rde sich anmelden, sein Gep ä ck aufs Zimmer bringen, sich kurz frisch machen und dann ü ber die Grenze nach Mexicali fahren. Der Mann an der Rezeption trug ein wei ß es Hemd und eine braune Fliege, passend zur Weste. Er konnte nicht ä lter als zwanzig sein. Auf dem Plastikschildchen an seiner Weste stand Miguel, Empfangschefassistent.
Bosch erkl ä rte, da ß er ein Zimmer wolle, und f ü llte die Anmeldung aus. Als er sie zur ü ckgab, sagte Miguel: » Ach, Mr. Bosch, wir haben Nachrichten f ü r Sie.«
Er drehte sich um und holte aus einem Fach drei rosa Notizzettel. Zwei Anrufe waren von Pounds gekommen, einer von Irving. Die Uhrzeiten waren vermerkt, und Bosch stellte fest, da ß sie alle innerhalb der letzten zwei Stunden eingetroffen waren. Erst Pounds, dann Irving, dann wieder Pounds.
» Ach so «, sagte er zu Miguel, » gibt es hier ein Telefon? «
» Um die Ecke, Sir, rechts.«
Bosch nahm den H ö rer ab und ü berlegte, was er tun sollte. Es mu ß te etwas Wichtiges sein, sonst h ä tten nicht beide telefoniert. Aus irgendeinem Grund hatten sie beide bei ihm zu Hause angerufen und die Nachricht auf dem Anrufbeantworter geh ö rt. Was konnte es blo ß sein? Er nahm seine PacBell-Telefonkarte und w ä hlte die Nummer des Mordtisches in Hollywood. Er hoffte, da ß jemand da war, der ihm erkl ä ren konnte, was sich dort abspielte. Jerry Edgar nahm nach dem ersten Klingeln ab.
» Jed, was ist los. Ich hab’ hier genug Telefonnachrichten, um mein Hotelzimmer zu tapezieren.«
Das Schweigen dauerte lang, zu lang.
» Jed? «
» Harry, wo bist du? «
» Im S ü den, Mann.«
» Wo im S ü den? «
» Was ist los, Jed? «
» Egal, wo du jetzt bist, Pounds versucht, dich zur ü ckzuholen. Er hat gesagt, falls du anrufst, sollst du deinen Arsch wieder Richtung Hollywood bewegen. Er sagte …«
» Warum? Was ist passiert? «
» Porter. Sie haben ihn heute morgen im Sunshine Canyon gefunden. Mit einem Draht um den Hals. So stramm, da ß er nicht l ä nger als ein Uhrband war.«
» O Gott.« Bosch holte seine Zigaretten heraus. »O Gott.«
» Ja.«
» Was hat er da gemacht? Sunshine Canyon, das ist doch die M ü lldeponie im Foothill-Bezirk, nicht wahr? «
» Verdammt, Harry, er wurde dort abgeladen.«
Nat ü rlich. Darauf h ä tte er selbst kommen m ü ssen. Er konnte nicht richtig denken.
» Ja, ja. Was ist passiert? «
» Sie haben seine Leiche heute morgen dort gefunden. So ein armer Schlucker, der den M ü ll durchsucht, hat ihn unter dem ganzen Schei ß entdeckt. Aber RM ist auf ein paar Hinweise gesto ß en. Quittungen von Restaurants. Dadurch sind sie auf den Namen der M ü llcontainerfirma gekommen. Sie konnten die Spur auf einen bestimmten Lkw und eine bestimmte Route einengen. Downtown, gestern morgen. Wir arbeiten mit RM zusammen. Ich wollte gerade gehen und die Route abklappern. Wir finden den M ü llcontainer, und von da verfolgen wir die Spur weiter.«
Bosch fiel der Container hinter Poe’s ein. Porter war nicht weggelaufen. Er war wahrscheinlich erdrosselt und hinausgezogen worden, w ä hrend er sich mit dem Barkeeper angelegt hatte. Dann fiel ihm der Mann mit den t ä towierten Tr ä nen ein. Wie hatte er das ü bersehen k ö nnen? Wahrscheinlich hatte er nur drei Meter
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