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Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Titel: Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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die vier Mann starke Truppe zum Angeln rauszufahren. Aber das spielte jetzt keine Rolle mehr. Es war so weit.
    »Raymond«, sagte er, sah aber weiter Lockridge an. »Willst du dir trotzdem etwas Geld verdienen?«
    »Klaro.«
    »Du meinst doch ›ja‹, oder nicht?«
    »Klaro. Ich meine, ja. Ja.«
    »Gut, dann spul mal deine Schnur ein und verstau sie ordentlich und dann fang schon mal an, die Angeln einzuholen und aufzuräumen. Kannst du das machen?«
    »Sicher.«
    Rasch spulte der Junge seine Schnur ein, löste den Köder vom Haken und warf ihn ins Wasser. Dann befestigte er den Haken an einer der Ösen der Rute und lehnte sie in eine Ecke des Achterschiffs, um sie später nach Hause mitzunehmen. Er versuchte seine Wurftechnik zu verbessern, indem er von der Terrasse hinter dem Haus ein Übungsgewicht aus Gummi auf die Dächer und Gärten darunter auswarf.
    Raymond begann, die Hochseeruten aus den Halterungen zu nehmen, in denen Buddy sie bereits für den Charter befestigt hatte. Dann trug er jeweils zwei davon in die Kajüte und legte sie in die oberen Fächer. Dazu musste er sich auf die Couch stellen, aber weil die Couch schon alt war und dringend einen neuen Bezug brauchte, sagte McCaleb nichts.
    »Was hast du denn, Terror?«, fühlte Buddy vor. »Ist doch nur ein Charter, Mann. Wir wussten, dass diesen Monat nicht viel los sein würde.«
    »Es ist nicht wegen des Charters, Buddy.«
    »Wegen was dann? Wegen des Falls?«
    McCaleb nahm einen kleinen Schluck Saft und stellte den Karton aufs Dollbord.
    »Meinst du den Fall, der mir entzogen wurde?«
    »Wahrscheinlich. Keine Ahnung. Er ist dir entzogen worden? Wann war –«
    »Ja, Buddy, er ist mir entzogen worden. Und da ist etwas, worüber ich mit dir sprechen möchte.«
    Er wartete, bis Raymond zwei weitere Angeln in die Kajüte brachte.
    »Liest du ab und zu die New Times, Buddy?«
    »Meinst du diese kostenlose Wochenzeitung?«
    »Ja, diese kostenlose Wochenzeitung. Die New Times, Buddy. Kommt immer am Donnerstag raus. Im Waschraum im Hafen liegt immer ein ganzer Packen davon aus. Aber warum frage ich dich das überhaupt? Ich weiß, dass du die New Times liest.«
    Lockridge senkte abrupt den Blick. Er schien plötzlich von tiefer Scham überwältigt. Er rieb sich das Gesicht und hielt die Hand über seine Augen.
    »Es tut mir Leid, Terry. Ich hätte nie gedacht, dass du es rausbekommen würdest. Was ist passiert?«
    »Was hast du denn, Onkel Buddy?«
    Raymond stand in der Tür der Kajüte.
    »Raymond, würdest du bitte ein paar Minuten nach drinnen gehen und die Tür zumachen?«, forderte McCaleb ihn auf. »Du kannst den Fernseher anmachen. Ich muss mal kurz mit Buddy allein sprechen.«
    Der Junge zögerte. Er sah die ganze Zeit Buddy an, der sein Gesicht verbarg.
    »Bitte, Raymond. Und stell das in den Kühlschrank zurück.«
    Endlich kam der Junge nach draußen und nahm den Orangensaftkarton. Dann ging er in die Kajüte zurück und schob die Tür zu. McCaleb wandte sich wieder Lockridge zu.
    »Wie konntest du annehmen, dass ich es nicht erfahren würde?«
    »Ich weiß auch nicht. Ich dachte halt, niemand würde es mitbekommen.«
    »Da hast du dich leider getäuscht. Und mir deswegen eine Menge Ärger eingebrockt. Aber vor allem hast du mich hintergangen, Buddy. Ich kann noch immer nicht glauben, dass du so etwas getan hast.«
    McCaleb warf einen kurzen Blick auf die Glastür, um sich zu vergewissern, dass der Junge außer Hörweite war. Er war nirgendwo zu sehen. Vermutlich war er in eine der Kabinen hinuntergegangen. McCaleb merkte, sein Atem ging sehr rasch und flach. Er war so wütend, dass er hyperventilierte. Er musste diese Angelegenheit klären und sich beruhigen.
    »Meinst du, du musst es auch Graciela erzählen?«, fragte Buddy in flehentlichem Ton.
    »Das weiß ich nicht. Ist doch auch völlig egal, ob sie es erfährt oder nicht. Nicht egal finde ich allerdings, dass wir eigentlich ein sehr gutes Verhältnis hatten und du dann hinter meinem Rücken so etwas machst.«
    Lockridge verbarg seine Augen immer noch hinter seiner Hand.
    »Ich hätte einfach nicht gedacht, dass du es so schlimm finden würdest – selbst wenn du es erfahren würdest. So tragisch ist es doch nun auch wieder nicht. Ich –«
    »Versuch jetzt nicht, das Ganze herunterzuspielen, oder mir zu erzählen, so tragisch wäre das Ganze ja gar nicht, ja? Und sprich vor allem nicht in diesem Winselton mit mir. Halt einfach nur die Klappe.«
    McCaleb ging ins Achterschiff und drückte die

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