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Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Titel: Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Schlüssel von der Theke und ging zum Arzneischrank im Flur. Nachdem er ihn aufgeschlossen hatte, nahm er einen verschließbaren Plastikbeutel mit einer Morgenration der Medikamente heraus, die ihn am Leben hielten. Am Ersten jedes Monats packten er und Graciela die Tabletten gemeinsam in kleinen Plastiktüten ab, die sie mit dem Datum und einem Vermerk versahen, ob es sich um die Morgen- oder Abendration handelte. Das war einfacher, als zweimal am Tag Dutzende von Tablettenröhrchen aufmachen zu müssen.
    Er kehrte mit der Tüte in die Küche zurück und begann, jeweils zwei oder drei Tabletten mit etwas Saft hinunterzuschlucken. Während er das tat, blickte er aus dem Küchenfenster auf den Hafen hinab. Der Nebel hatte sich aufs Meer hinaus zurückgezogen. Es war zwar noch immer dunstig, aber klar genug, um die Following Sea und ein Beiboot sehen zu können, das an ihrem Heck vertäut war.
    Er ging zum Küchenschrank und nahm das Fernglas heraus, mit dem Graciela ihn ab und zu beobachtete, wenn er mit dem Boot zu einer Chartertour aufbrach oder von ihr zurückkehrte. Er ging damit auf die Terrasse hinaus und stellte es scharf. Weder im Cockpit noch im Steuerstand des Boots war jemand zu sehen. Hinter der spiegelnden Glastür der Kajüte konnte er nichts erkennen. Er richtete das Fernglas auf das Beiboot. Es hatte einen verwitterten grünen Anstrich und war mit einem 1,5-PS-Außenbordmotor ausgerüstet. McCaleb erkannte darin eins der Leihboote wieder, die man im Hafen mieten konnte.
    Er ging ins Haus zurück und stellte das Fernglas auf die Theke. Dann schaufelte er die restlichen Pillen in seine Handfläche, um sie mit dem Orangensaft ins Schlafzimmer mitzunehmen, wo er sie beim Anziehen rasch einnahm. Eins stand fest: Buddy Lockridge hätte sich kein Boot gemietet, um auf die Following Sea zu kommen. Buddy kannte McCalebs Zodiac und hätte sich einfach das geliehen.
    Auf seinem Boot war jemand anders.
    * * *
    Weil Graciela den Golfcart genommen hatte, musste er zu Fuß zum Hafen hinuntergehen. Als er dort zwanzig Minuten später eintraf, ging er zuerst zum Häuschen des Bootsverleihs, um sich zu erkundigen, wer das Boot gemietet hatte. Aber an dem geschlossenen Schalterfenster war ein Schild mit einem Zifferblatt befestigt, auf dem stand, der Bootsverleiher käme erst um halb eins wieder zurück. McCaleb sah auf die Uhr. Es war zehn nach zwölf. So lange konnte er nicht warten. Er ging die Rampe zum Beibootanleger hinunter, stieg in sein Schlauchboot und ließ den Motor an.
    Als er auf dem Fahrwasser zur Following Sea hinausfuhr, fasste er die Seitenfenster der Kajüte scharf ins Auge, konnte aber noch immer nicht erkennen, ob sich dahinter etwas bewegte oder ob jemand auf dem Boot war. Als er noch etwa zwanzig Meter davon entfernt war, machte er den Motor des Zodiac aus, sodass das Schlauchboot die letzten Meter lautlos über das Wasser glitt. Er öffnete den Reißverschluss der Jackentasche, in der er die Glock 17 stecken hatte, und holte seine alte FBI-Dienstwaffe heraus.
    Das Zodiac stieß neben dem Leihboot sanft gegen das Heck. Zuerst sah McCaleb in das Leihboot, entdeckte dort aber nur eine Rettungsweste und ein Schwimmkissen, jedenfalls nichts, woraus hervorging, wer das Boot gemietet hatte. Er stieg auf den Hecksporn und befestigte, hinter das Achterschiff geduckt, die Leine des Zodiac an einer der hinteren Klampen. Als er über den Querbalken spähte, sah er nur sein eigenes Spiegelbild in der Schiebetür. Ihm war klar, dass er sich der Tür nähern müsste, ohne zu wissen, ob ihn von der anderen Seite jemand beobachtete.
    Er ging wieder in die Hocke und sah sich um. Gleichzeitig überlegte er, ob er an Land zurückfahren und mit dem Boot der Hafenwache wiederkommen sollte, entschied sich aber rasch dagegen. Nachdem er kurz zu seinem Haus hinaufgeblickt hatte, richtete er sich auf und schwang sich über den Querbalken. Die Waffe hinter seiner Hüfte verborgen, ging er auf die Tür zu und sah auf das Schloss hinab. Er konnte weder eine Beschädigung noch sonst ein Anzeichen entdecken, dass jemand sich daran zu schaffen gemacht hatte. Als er am Griff zog, glitt die Tür auf. Er war sicher, sie am Tag zuvor abgeschlossen zu haben, als er mit Raymond von Bord gegangen war.
    Er betrat die Kajüte. Sie war leer, keine Spur eines Eindringlings oder Einbruchs. Er schob die Tür hinter sich zu und horchte. Im Boot war es still. Er hörte das Plätschern des Wassers an den Bordwänden, aber das war alles. Sein

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