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Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Titel: Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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bringen.«
    Bosch nickte.
    »Das Foto vom Bücherregal.«
    McCaleb nickte.
    »Richtig.«
    »Ich gebe Ihnen Bescheid.« Bosch sah sich in der Bar um. »Sind wir hier dann fertig?«
    »Sind wir«, sagte Winston. »Wir telefonieren.« Sie stand auf, und Bosch und McCaleb folgten ihrem Beispiel. Sie ließen zwei Bier und einen Whiskey on the rocks unangetastet auf dem Tisch stehen. Als sich McCaleb an der Tür umblickte, sah er zwei Säufer auf die fette Beute zusteuern. Aus der Musikbox röhrte John Fogerty »There’s a bad moon on the rise …«

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    D ie vom Wasser aufsteigende Kälte ging McCaleb bis auf die Knochen. Die Hände tief in den Taschen seiner Windjacke vergraben, zog er den Hals, so weit er konnte, in den Kragen, als er sich vorsichtig die Rampe zu den Anlegern der Cabrillo Marina hinabtastete.
    Obwohl er das Kinn eingezogen hatte, suchten seine Augen die Anleger aufmerksam nach einer verdächtigen Bewegung ab. Nichts erregte seine Aufmerksamkeit. Als er an Buddy Lockridges Segelboot vorbeikam, warf er einen kurzen Blick darauf. Trotz des ganzen Gerümpels, das auf Deck herumlag – Surfbretter, Fahrräder, ein Gasgrill, ein Kajak und sonstiges Equipment –, konnte er erkennen, dass in der Kajüte Licht brannte. Er ging leise weiter. Auch wenn Buddy noch wach war, fand er es schon zu spät; außerdem war er zu müde und durchgefroren, um sich mit seinem Partner auseinander zu setzen. Und dennoch musste er, als er sich der Following Sea näherte, unwillkürlich an das Loch in seiner Arbeitshypothese zu dem Fall denken. Bosch hatte vorhin in der Bar den richtigen Schluss gezogen, dass jemand aus Storeys Lager die Geschichte über das Gunn-Ermittlungsver­fahren an die New Times weitergegeben haben musste. McCaleb war klar, dass seine Theorie nur dann Bestand hatte, wenn Tafero oder Fowkkes oder vielleicht sogar Storey aus dem Gefängnis Jack McEvoys Quelle gewesen war. Das Problem war nur, dass Buddy Lockridge zugegeben hatte, dem Journalisten von den Ermittlungen erzählt zu haben.
    Folglich, so erschien es zumindest McCaleb, konnte seine Theorie nur stimmen, wenn sowohl Buddy als auch jemand aus Storeys Lager dieselbe Information an dasselbe Nachrichtenorgan weitergegeben hatte. Und das wäre natürlich ein Zufall, den selbst jemand, der an Zufälle glaubte, kaum für möglich gehalten hätte.
    McCaleb versuchte, vorerst nicht mehr daran zu denken. Er erreichte das Boot, blickte sich noch einmal um und stieg ins Cockpit. Er schloss die Schiebetür auf, betrat die Kajüte und machte das Licht an. Er beschloss, Buddy am nächsten Morgen aufzusuchen und ihn noch einmal genauer zu fragen, was er getan und mit wem er gesprochen hatte.
    Er schloss die Tür von innen ab und legte die Schlüssel und die Videokassette, die er bei sich gehabt hatte, auf den Kartentisch. Anschließend ging er unverzüglich in die Kombüse und schenkte sich ein großes Glas Orangensaft ein. Dann machte er die Lichter auf dem Oberdeck aus und nahm den Saft unter Deck mit, wo er in die Toilette ging und sich rasch an seine allabendliche Pilleneinnahme machte. Als er die Tabletten mit dem Orangensaft hinunterspülte, betrachtete er sich in dem kleinen Spiegel über dem Waschbecken. Unwillkürlich musste er an Bosch denken, an den Überdruss, der sich deutlich sichtbar in seinen Augen festgesetzt hatte. McCaleb fragte sich, ob er in ein paar Jahren, nach ein paar Fällen mehr, auch so einen Blick bekäme.
    Als er alle Medikamente eingenommen hatte, zog er sich aus und duschte kurz. Weil der Boiler seit der Überfahrt am Vortag nicht mehr an gewesen war, war das Wasser eiskalt.
    Fröstelnd ging er in die Kabine und schlüpfte in Boxershorts und ein Sweatshirt. Er war todmüde, aber sobald er im Bett lag, beschloss er, sich ein paar Notizen zu machen, wie Jaye Winston die Sache mit Tafero angehen sollte. Er griff nach der Nachttischschublade, in der er Stifte und Notizblöcke aufbewahrte. Als er sie öffnete, merkte er, dass eine gefaltete Zeitung in die kleine Schublade gezwängt war. Er zog sie heraus, faltete sie auseinander und stellte fest, dass es die New Times von letzter Woche war. Da sie nach hinten gefaltet war, fiel sein Blick als Erstes auf eine Seite des Anzeigenteils, die voll war mit streichholzschachtelgroßen Annoncen unter der Rubrik MASSAGE-HAUSBESUCHE.
    Plötzlich kam McCaleb ein Gedanke. Er stand rasch auf und ging zu seiner Windjacke, die er auf einen Stuhl gelegt hatte. Er nahm das Handy aus der Tasche und kehrte

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