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Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Titel: Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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bereits das Bewusstsein zu verlieren. Die Lichter des Hafens, die er durch die Kajütentür sah, wurden immer mehr von einem tiefer werdenden Dunkel mit einer rötlichen Umrisslinie ausgeblendet. Als Letztes bekam er mit, dass ihn jemand in dem klassischen Würgegriff hatte, der bis vor kurzem an allen amerikanischen Polizeiakademien unterrichtet worden war, bis er wegen der zahlreichen Todesfälle, die er zur Folge gehabt hatte, in Misskredit geraten war.
    Bald verflog auch dieser Gedanke und er sah keine Lichter mehr. Die Dunkelheit hatte ihn jetzt erreicht und umfing ihn.

42
    A ls McCaleb zu sich kam, spürte er enorme Muskelschmerzen in Schultern und Oberschenkeln. Als er die Augen öffnete, stellte er fest, dass er bäuchlings quer über dem Bett in der Kabine lag. Den Kopf leicht nach rechts verdreht, starrte er auf das Kopfteil. Es dauerte einen Moment, bis ihm einfiel, dass er zu Buddy Lockridges Boot hatte gehen wollen, als er von hinten angegriffen worden war.
    Er kam ganz zu sich und versuchte seine schmerzenden Muskeln zu entspannen, merkte aber, dass er sich nicht bewegen konnte. Seine Handgelenke waren auf den Rücken gefesselt, die Beine waren an den Knien nach hinten abgewinkelt und wurden von jemand in dieser Stellung festgehalten.
    Er hob den Kopf von der Matratze und versuchte, sich auf die Seite zu drehen. Aber er fand nirgendwo einen Widerstand. Er sank auf die Matratze zurück und drehte den Kopf nach links. Als er darauf erneut den Kopf hob, konnte er Rudy Tafero sehen. Er stand neben dem Bett und blickte ihn lächelnd an, während er mit einer in einem Handschuh steckenden Hand McCalebs Füße hielt, die an den Fußgelenken gefesselt und nach hinten zu den Oberschenkeln hochgezogen waren.
    Die Erkenntnis traf McCaleb wie ein Schlag. Er merkte, er war nackt und gefesselt und nahm die gleiche Haltung ein, in der Edward Gunns Leiche gefunden worden war. Die umgekehrte Embryonalhaltung aus dem Gemälde von Hieronymus Bosch. In seiner Brust explodierte eiskaltes Entsetzen und unwillkürlich spannte er seine Beinmuskeln an. Darauf war Tafero vorbereitet. McCalebs Füße bewegten sich kaum. Aber hinter seinem Kopf ertönte ein dreimaliges Klicken und er merkte, dass er eine Schlinge um den Hals hatte.
    »Immer schön mit der Ruhe«, sagte Tafero. »Noch nicht.«
    McCaleb hörte auf sich zu bewegen. Tafero drückte ihm weiter die Fersen auf die Kniekehle nieder.
    »Sie kennen dieses Arrangement ja schon«, sagte Tafero sachlich. »Bei diesem ist allerdings etwas anders. Ich habe ein paar Kabelbinder miteinander verbunden; Sie wissen schon, diese Dinger, die in L. A. jeder Cop massenhaft in seinem Kofferraum rumliegen hat.«
    McCaleb begriff sofort, was das zu bedeuten hatte. Die Vorzüge der Plastikstreifen, die ursprünglich zum Bündeln von Kabeln verwendet worden waren, waren auch der Polizei nicht lang verborgen geblieben, wenn zum Beispiel bei Unruhen Massenfestnahmen erforderlich wurden. Ein Cop kann nur ein Paar Handschellen mitnehmen, aber hunderte von Kabelbindern. Er legt sie dem Delinquenten um die Handgelenke und schiebt das Ende durch das Schloss. Wenn er dann die Schlinge zuzieht, rasten die winzigen Rillen auf dem Plastikstreifen ein. Die einzige Möglichkeit, die Schlinge wieder aufzubekommen, ist, sie durchzuschneiden. McCaleb merkte, das Klicken, das er gerade gehört hatte, kam von einem Kabelbinder um seinen Hals, der sich ein Stück weiter zusammengezogen hatte.
    »Seien Sie mal lieber vorsichtig«, sagte Tafero. »Schön still halten.«
    McCaleb ließ sein Gesicht auf die Matratze sinken. Sein Verstand lief auf Hochtouren und suchte fieberhaft nach einem Ausweg. Wenn es ihm gelang, Tafero in ein Gespräch zu verwickeln, konnte er vielleicht etwas Zeit gewinnen. Aber Zeit wofür?
    »Wie haben Sie mich gefunden?«, sagte er in die Matratze.
    »Das war ganz einfach. Mein kleiner Bruder ist Ihnen vom Büro gefolgt und hat sich Ihr Kennzeichen notiert. Sie sollten sich häufiger umsehen, sich vergewissern, dass Ihnen niemand folgt.«
    »Ich werde es mir merken.«
    Er begriff, was Tafero vorhatte. Es würde so aussehen, als wäre er von Gunns Mörder aus dem Weg geräumt worden, weil er ihm auf die Spur gekommen war. Er drehte den Kopf wieder so, dass er Tafero sehen konnte.
    »Damit kommen Sie nicht durch, Tafero«, sagte er. »Kein Mensch wird Ihnen abnehmen, dass es Bosch war.«
    »Meinen Sie, etwa wegen Jaye Winston?« Tafero sah lächelnd auf ihn herab. »Machen Sie sich

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