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Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Titel: Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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damit zum Bett zurück. In den letzten Tagen hatte McCaleb das Telefon zwar immer dabeigehabt, aber normalerweise blieb es in der Ladestation auf dem Boot. Es lief auf die Firma und wurde von den Chartereinnahmen bezahlt. Bei Charterfahrten konnten Kunden damit telefonieren und Buddy Lockridge benutzte es, um Reservierungen zu bestätigen und Kreditkartenbeglaubigungen einzuholen.
    Auf dem kleinen Display des Handys rief McCaleb das Menü auf, öffnete das Verzeichnis der ausgegangenen Anrufe und begann die Nummern der letzten 100 Gesprächsteilnehmer zu scrollen. Die meisten von ihnen sortierte er sofort aus, da er sie kannte. Aber jede Nummer, die ihm fremd war, verglich er mit den Telefonnummern in den Massage-Annoncen. Mit der vierten unbekannten Nummer landete er schließlich einen Treffer. Sie gehörte einer Frau, die sich als »exotische japanisch-hawaiianische Schönheit« namens Leilani anpries. Laut Anzeigentext war sie auf »Total-Entspannung« spezialisiert und keiner Massage-Agentur angeschlossen.
    McCaleb machte das Telefon aus und stand wieder auf. Als er in eine Trainingshose schlüpfte, versuchte er sich an den genauen Wortlaut des Gesprächs zu erinnern, in dem er Buddy Lockridge beschuldigt hatte, die Informationen über den Fall an die New Times weitergegeben zu haben.
    Bis er fertig angezogen war, wurde McCaleb klar, dass er Buddy nie ausdrücklich beschuldigt hatte, Informationen an die Zeitung weitergegeben zu haben. Er hatte nur die New Times erwähnt, worauf Buddy sich sofort zu entschuldigen begonnen hatte. Mittlerweile war McCaleb klar geworden, dass Buddys Entschuldigungen und seine Verlegenheit nur darauf zurückzuführen sein konnten, dass er die Following Sea, als sie in der Woche davor im Jachthafen gelegen hatte, als Liebesnest für sein Treffen mit einer Masseuse benutzt hatte. Das erklärte auch seine Frage, ob McCaleb Graciela erzählen würde, was er getan hatte.
    McCaleb sah auf die Uhr. Es war zehn nach elf. Er schnappte sich die Zeitung und ging an Deck. Er wollte nicht bis zum Morgen warten, um seine Vermutung bestätigt zu bekommen. Er nahm an, Buddy hatte sich deshalb mit der Frau auf der Following Sea verabredet, weil sein eigenes Boot so klein und voller Gerümpel war und eher wie eine schwimmende Mausefalle aussah. Außerdem gab es darauf keine Kabine – nur eine offene Fläche, auf der genauso viel Zeug herumstand wie auf Deck. Wenn Buddy also die Following Sea zur Verfügung gehabt hatte, dürfte er sie auch benutzt haben.
    Ohne in der Kajüte Licht zu machen, beugte er sich über die Couch und sah aus dem Backbordfenster. Buddys Boot, die Double Down, lag vier Liegeplätze weiter und in der Kajüte brannte immer noch Licht. Wenn er nicht gerade mit eingeschaltetem Licht eingeschlafen war, musste Buddy noch wach sein.
    McCaleb ging zur Tür und schloss sie auf. Gerade als er die Tür aufgeschoben hatte und nach draußen treten wollte, wurde er plötzlich von hinten gepackt. Bevor er reagieren konnte, kam ein Arm über seine rechte Schulter und winkelte sich am Ellbogen ab. Gleichzeitig wurde sein Hals vom anderen Unterarm seines Angreifers in das so entstandene V geschoben. Dieses Dreieck legte sich nun wie ein Schraubstock um seinen Hals und drückte gegen die Halsschlagadern, die mit Sauerstoff angereichertes Blut in sein Gehirn beförderten. McCaleb hatte eine fast klinische Vorstellung von dem, was mit ihm geschah. Er setzte sich zur Wehr. Er hob die Arme und versuchte seine Finger auf beiden Seiten seines Halses unter Unterarm und Bizeps des Angreifers zu schieben. Aber es gelang ihm nicht. Ihn verließen bereits die Kräfte.
    Als er von der Tür weg in die Dunkelheit der Kajüte gezogen wurde, fasste er mit der linken Hand hinter sich, an die Stelle, wo sich der Angreifer mit seiner rechten Hand an seinem linken Unterarm festklammerte – die schwächste Stelle des Dreiecks. Aber er konnte nirgendwo einen Hebel ansetzen und seine Kräfte ließen rasch nach. Er versuchte zu schreien. Vielleicht hörte ihn Buddy. Aber er brachte keinen Ton hervor.
    Ihm fiel eine andere Verteidigungsmöglichkeit ein. Mit letzter Kraft hob er den rechten Fuß und trat mit der Ferse nach dem Fuß des Angreifers. Doch er verfehlte ihn. Seine Ferse krachte wirkungslos auf den Boden und der Angreifer machte einen weiteren Schritt zurück. Außerdem riss er McCaleb, damit er so etwas nicht noch einmal versuchte, heftig nach hinten, so dass er das Gleichgewicht verlor.
    McCaleb begann

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