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Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Titel: Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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mittelalterlichem Latein auskannten und das Wort Dus und möglicherweise sogar die ganze Nachricht von etwas übernommen hatten, das sie gesehen hatten. Zum Beispiel in einer Kirche.

5
    M cCaleb war zu aufgedreht von dem, was er gelesen und gesehen hatte, um an Schlaf zu denken. Es war halb fünf Uhr morgens und er wusste, er würde diese Nacht wach und in seinem Büro verbringen. In Quantico, Virginia, war es wahrscheinlich noch so früh, dass niemand in der Abteilung Verhaltensforschung war, aber er beschloss trotzdem, dort anzurufen. Er ging nach oben in die Kajüte, nahm das Handy aus der Ladestation und wählte die Nummer aus dem Gedächtnis. Als sich die Zentrale meldete, ließ er sich mit dem Schreibtisch von Special Agent Brasilia Doran verbinden. Es gab eine Menge Leute, nach denen er hätte fragen können, aber er hatte sich für Doran entschieden, weil sie – oft aus großer Entfernung – gut zusammengearbeitet hatten, als er noch beim FBI gewesen war. Außerdem war Doran Spezialistin für Bildidentifikation und Symbologie.
    McCaleb bekam einen Anrufbeantworter dran, und während er sich Dorans Ansage anhörte, versuchte er rasch zu entscheiden, ob er eine Nachricht hinterlassen oder noch mal anrufen sollte. Zunächst dachte er, es wäre besser, aufzulegen und zu versuchen, Doran persönlich zu erreichen, weil ein direkter Anruf viel schwerer abzuwimmeln ist als eine auf Band gesprochene Nachricht. Doch dann beschloss er, auf ihre frühere Kameradschaft zu vertrauen, auch wenn er schon fast fünf Jahre nicht mehr beim FBI war.
    »Brass, hier ist Terry McCaleb. Lange nichts mehr voneinander gehört, hm? Also, die Sache ist die, ich muss Sie um einen Gefallen bitten. Könnten Sie mich bitte zurückrufen, sobald Sie einen Moment Zeit haben? Das wäre wirklich nett.«
    Er nannte die Nummer seines Handys, dankte ihr und legte auf. Er hätte das Telefon mit nach Hause nehmen und dort auf den Anruf warten können, aber dann hätte Graciela das Gespräch mit Doran vielleicht mitbekommen, und das wollte er nicht. Deshalb kehrte er in die Bugkabine zurück und nahm sich noch einmal die Dokumente der Mordakte vor. Er sah sich jede einzelne Seite daraufhin an, ob etwas besonders herausstach, weil es eine bestimmte Möglichkeit grundsätzlich ein- oder ausschloss. Er machte sich ein paar weitere Notizen und eine Liste der Dinge, die er noch tun und herausbekommen musste, bevor er ein Täterprofil entwerfen konnte. Aber eigentlich wartete er nur auf den Anruf Dorans. Sie meldete sich schließlich um halb sechs.
    »Lange nichts mehr voneinander gehört«, sagte sie zur Begrüßung. »Das kann man wohl sagen.«
    »Zu lange. Wie geht’s, Brass?«
    »Ich kann nicht klagen – aber nur, weil niemand zuhört.«
    »Wie ich höre, suchen Sie da drüben nach dem Drano.«
    »Allerdings. Wir kommen mit der Arbeit hinten und vorne nicht mehr nach. Letztes Jahr haben wir nämlich die Hälfte unserer Leute in den Kosovo geschickt, um bei der Aufdeckung von Kriegsverbrechen zu helfen. Im Sechs-Wochen-Turnus. Das ist uns zum Verhängnis geworden. Wir sind mit der Arbeit immer noch so weit im Verzug, dass es langsam kritisch wird.«
    McCaleb fragte sich, ob sie ihm auf die Mitleidstour kam, damit er sie nicht um den Gefallen bat, den er auf dem Anrufbeantworter erwähnt hatte. Er beschloss, sie trotzdem zu fragen.
    »Dann werden Sie bestimmt nicht begeistert sein über den Grund meines Anrufs«, sagte er.
    »Schießen Sie endlich los, Terry. Was haben Sie auf dem Herzen?«
    »Ich helfe hier gerade einer Freundin aus. Vom Morddezernat. Es geht um einen Mordfall und …«
    »War sie damit schon bei uns?«
    »Ja. Sie hat ihn in die VICAP-Box eingegeben, ohne Erfolg. Das ist aber auch schon alles. Sie hat mitbekommen, wie überlastet die Profiler gerade sind, und hat sich deshalb an mich gewandt. Und weil ich ihr gewissermaßen einen Gefallen schuldig bin, hab ich gesagt, ich sehe mir die Sache mal an.«
    »Und jetzt wollen Sie sich ein bisschen vordrängeln, stimmt’s?«
    McCaleb grinste und hoffte, sie täte am anderen Ende der Leitung das gleiche.
    »Gewissermaßen. Aber ich glaube, es ist ein Quickie. Eigentlich will ich nur eins.«
    »Dann raus damit. Was?«
    »Ich brauche eine ikonographische Einführung. Ich habe da so eine bestimmte Ahnung.«
    »Okay. Hört sich nicht zu aufwendig an. Um was für ein Symbol handelt es sich?«
    »Eine Eule.«
    »Eine Eule? Nur eine Eule?«
    »Genauer gesagt, eine Plastikeule. Aber trotzdem eine

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