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Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht

Titel: Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Er küsste sie auf den Scheitel und drückte sein Gesicht in ihr Haar.
    »Es ist bald vorbei und dann geht alles wieder seinen gewohnten Gang.«
    »Hoffentlich.«
    Sie berührte seinen Arm, der sich unter ihren Brüsten um ihren Körper legte. Die Berührung ihrer Fingerspitzen war das Einverständnis, das er gesucht hatte. Sie verriet ihm, dass die Sache damit zwar nicht aus der Welt, aber zwischen ihnen alles okay war. Er drückte sie fester an sich, küsste ihren Nacken und ließ sie dann los.
    Als er Cielo die Windel wechselte, betrachtete sie das langsam sich bewegende Mobile, das über dem Wickeltisch hing – Sterne und Halbmonde aus Pappe, die an Drähten von der Decke hingen. Raymonds Weihnachtsgeschenk, das er zusammen mit Graciela gebastelt hatte. Ein Luftzug, der von irgendwo aus dem Haus kam, setzte es behutsam in Bewegung und Cielos dunkelblaue Augen fixierten es. McCaleb beugte sich zu ihr hinab und küsste sie auf die Stirn.
    Nachdem er sie in zwei Babydecken gewickelt hatte, trug er sie auf die Terrasse und gab ihr im Schaukelstuhl die Flasche. Als er gemächlich schaukelnd auf den Hafen hinabblickte, sah er, dass er die Instrumentenbeleuchtung auf der Brücke der Following Sea angelassen hatte. Er wusste, er könnte den Hafenmeister oder wer sonst gerade am Pier Dienst hatte anrufen, damit er kurz rüberfuhr und das Licht ausmachte. Aber er würde nach dem Essen sowieso wieder aufs Boot zurückkehren und konnte es dann selbst ausmachen.
    Er blickte auf Cielo hinab. Ihre Augen waren geschlossen, aber er wusste, sie war wach. Sie saugte heftig an der Flasche. Als Graciela zu arbeiten begonnen hatte, hatte sie mit dem Abstillen angefangen. Dass Cielo die Flasche bekam, war neu, und er fand, diese Momente waren für ihn wahrscheinlich die beglückendsten seiner Vaterschaft. In diesen Augenblicken flüsterte er seiner Tochter oft etwas zu. Hauptsächlich Versprechen. Versprechen, dass er sie immer lieben und immer für sie dasein würde. Er sagte ihr, dass sie nie Angst haben oder sich allein fühlen müsste. Manchmal, wenn sie plötzlich die Augen aufschlug und ihn ansah, spürte er, dass sie ihm die gleichen Dinge sendete. Und er empfand eine Art von Liebe, die er nie zuvor verspürt hatte.
    »Terry.«
    Gracielas geflüsterter Ruf ließ ihn aufblicken.
    »Essen ist fertig.«
    Er sah nach der Flasche und stellte fest, dass sie fast leer war.
    »Komme gleich«, flüsterte er.
    Nachdem Graciela gegangen war, blickte er auf seine Tochter hinab. Auf das Flüstern hin hatte sie die Augen geöffnet. Sie blickte zu ihm hoch. Er küsste sie auf die Stirn und dann sah er ihr in die Augen.
    »Ich muss das tun, meine Kleine«, flüsterte er.
    * * *
    Im Boot war es kalt. McCaleb machte die Kajütenbeleuchtung an, dann stellte er das Heizgerät in die Mitte des Raums und machte es auf der niedrigsten Stufe an. Er wollte es etwas wärmer haben, aber nicht zu sehr, damit er nicht schläfrig wurde. Der anstrengende Tag steckte ihm immer noch in den Knochen.
    Er war gerade dabei, unten in der Bugkabine seine alten Akten durchzugehen, als er oben in der Kajüte das Handy trällern hörte. Er schloss den Ordner, den er gerade studiert hatte, und hetzte damit die Treppe zur Kajüte hinauf, um das Telefon aus seinem Lederbeutel zu holen. Es war Jaye Winston.
    »Und wie ging’s im Getty? Sie wollten mich doch zurückrufen.«
    »Ach so – es wurde doch etwas später, als ich dachte, und ich wollte aufs Boot zurück und nach Hause, bevor es dunkel wurde. Deshalb habe ich ganz vergessen, Sie anzurufen.«
    »Sind Sie jetzt wieder auf der Insel?«
    Sie klang enttäuscht.
    »Ja, ich habe Graciela heute Morgen versprochen, am Abend nach Hause zu kommen. Aber keine Sorge, ich arbeite noch an Verschiedenem.«
    »Was war im Getty?«
    »Nicht viel«, log er. »Ich habe mit ein paar Leuten gesprochen und mir ein paar Gemälde angesehen.«
    »Haben Sie eine Eule wie unsere entdeckt?«
    Sie lachte, als sie die Frage stellte.
    »Ein paar, die ziemlich ähnlich aussahen. Ich habe mir verschiedene Bücher besorgt, die ich mir heute Abend ansehen möchte. Ich wollte Sie übrigens auch noch anrufen – ob wir uns morgen vielleicht treffen können.«
    »Wann? Ich habe um zehn eine Besprechung und dann eine um elf.«
    »Mir wäre es sowieso am Nachmittag lieber. Vormittags muss ich selbst noch Verschiedenes erledigen.«
    Er wollte ihr nicht erzählen, dass er sich die Eröffnungsplädoyers im Storey-Prozess anhören wollte. Er wusste, sie

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