Harry Bosch 07 - Dunkler als die Nacht
fortfahren?
FLEER: Selbstverständlich. Bitte.
STOREY: Ja, selbstverständlich. Bitte.
BOSCH: Sie erwähnten, Sie waren am Donnerstagabend mit ihr zusammen. Handelte es sich dabei um eine Verabredung?
STOREY: Warum fragen Sie Dinge, auf die Sie die Antwort schon wissen? Ja, wir hatten eine Verabredung, wenn Sie es so nennen wollen.
BOSCH: Wie würden Sie es denn nennen?
STOREY: Spielt keine Rolle. (Pause)
BOSCH: Könnten Sie uns den zeitlichen Rahmen abstecken, innerhalb dessen Sie mir ihr zusammen waren?
STOREY: Abgeholt habe ich sie um halb acht, zurückgebracht gegen Mitternacht.
BOSCH: Haben Sie ihr Haus betreten, als Sie sie abholten?
STOREY: Nein, habe ich nicht. Ich hatte mich verspätet und rief sie mit meinem Handy an, sie solle gleich nach draußen kommen, weil ich keine Zeit hätte, nach drinnen zu kommen. Ich glaube, sie wollte, dass ich ihre Mitbewohnerin kennen lerne – zweifellos auch eine Schauspielerin –, aber ich hatte keine Zeit.
BOSCH: Als Sie also vor dem Haus hielten, wartete sie schon vor dem Haus.
STOREY: Das habe ich doch gesagt.
BOSCH: Von halb acht bis Mitternacht. Das sind viereinhalb Stunden.
STOREY: Sie sind ja gut in Mathe. Finde ich gut bei einem Detective.
FLEER: David, versuchen wir, die Sache hinter uns zu bringen.
STOREY: Tue ich doch.
BOSCH: Könnten Sie uns sagen, was Sie während der Zeit getan haben, in der Sie mit Jody Krementz zusammen waren?
STOREY: Wir haben die drei F abgehakt. Film, Fressen, Ficken.
BOSCH: Wie bitte?
STOREY: Wir fuhren zur Premiere meines Films, dann nahmen wir an der Premierenfeier teil und aßen was und dann nahm ich sie zu mir nach Hause mit und wir hatten Sex. Sex in beiderseitigem Einvernehmen, Detective. Ob Sie’s glauben oder nicht, das tun Leute nach einer Verabredung ständig. Und nicht nur in Hollywood. Das passiert überall in unserem großartigen Land. Das ist, was es so großartig macht.
BOSCH: Aha. Haben Sie sie hinterher nach Hause gebracht?
STOREY: Aber sicher, ganz der Kavalier der alten Schule.
BOSCH: Haben Sie bei dieser Gelegenheit ihr Haus betreten?
STOREY: Nein. Ich hatte nur meinen verdammten Bademantel an. Ich hielt vor dem Haus und sie stieg aus und ging nach drinnen. Dann fuhr ich wieder nach Hause. Was danach passiert ist, weiß ich nicht. Ich habe damit in keiner Art und Weise etwas zu tun. Sie müssen –
FLEER: David, bitte.
STOREY: – vollkommen bescheuert sein, wenn Sie auch nur einen Augenblick denken –
FLEER: David, hör auf! (Pause)
FLEER: Detective Bosch, ich glaube, wir müssen an dieser Stelle Schluss machen.
BOSCH: Wir befinden uns gerade mitten in einer Vernehmung und –
FLEER: David, wo willst du hin?
STOREY: Diese Heinis da können mich mal. Ich gehe raus, eine rauchen.
BOSCH: Mr. Storey hat soeben das Büro verlassen.
FLEER: Ich glaube, in diesem Moment beansprucht er seine im ersten Verfassungszusatz verankerten Rechte. Dieses Gespräch ist beendet.
Vom Band kam nur noch leises Rauschen und Langwiser machte das Abspielgerät aus. Bosch sah die Geschworenen an. Einige von ihnen sahen Storey an. Seine Arroganz war auf dem Band laut und deutlich zum Ausdruck gekommen. Das war wichtig, denn bald würden sie die Geschworenen auffordern, ihnen zu glauben, dass Storey sich unter vier Augen Bosch gegenüber damit gebrüstet hatte, er habe den Mord begangen, aber er käme ungestraft davon. Dazu war eine gehörige Portion Arroganz nötig. Die Anklage musste also den Nachweis erbringen, dass Storey nicht nur ein Mörder war, sondern auch noch ein arroganter.
»Na schön«, sagte Langwiser. »Kam Mr. Storey zurück, um mit der Vernehmung fortzufahren?«
»Nein, er kam nicht zurück«, antwortete Bosch. »Und wir wurden aufgefordert zu gehen.«
»War mit Mr. Storeys Behauptung, nichts mit der Ermordung Jody Krementz’ zu tun zu haben, ihr Interesse an ihm erloschen?«
»Nein, natürlich nicht. Wir waren verpflichtet, umfassende Untersuchungen zu dem Fall anzustellen, und dazu gehörte, ihn als Verdächtigen entweder ein- oder auszuschließen.«
»Weckte sein Verhalten während der kurzen Vernehmung Ihren Verdacht?«
»Meinen Sie seine Arroganz? Nein, er –«
Fowkkes sprang mit einem Einspruch auf.
»Euer Ehren, was beim einen Arroganz, ist bei einem anderen das Wissen um seine Unschuld. Es besteht kein –«
»Sie haben Recht, Mr. Fowkkes«, sagte Houghton.
Er gab dem Einspruch statt, strich Boschs Antwort und wies die Geschworenen an, die Bemerkung zu ignorieren.
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