Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Harry Bosch 09 - Letzte Warnung

Harry Bosch 09 - Letzte Warnung

Titel: Harry Bosch 09 - Letzte Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
letzten Jahren aufgemacht hatten.
    Er endete mit der Feststellung, dass an einem nicht allzu weit zurückliegenden Freitagabend keine Schlange von Nachtschwärmern auf Einlass in den namenlosen Club gewartet habe. Er machte den sarkastischen Vorschlag, es sei wohl allmählich an der Zeit, den blauen Pfeil wieder über dem Eingang anzubringen.
    Ich legte die Zeitschrift in den Ordner und saß eine Weile einfach nur da und dachte nach. Ich hatte das Gefühl, dass Bewegung in die Sache kam, und das machte mich ganz kribbelig, denn instinktiv wusste ich, dass ich der Lösung des Rätsels ganz dicht auf der Spur war. Ich hatte zwar nicht alle Antworten, aber aus Erfahrung wusste ich, sie würden sich irgendwann von selbst ergeben. Was ich allerdings hatte, war die Richtung. Es war mehr als vier Jahre her, dass ich auf Angella Bentons Leiche hinabgeblickt hatte, und endlich hatte ich einen richtigen Verdächtigen.
    Ich öffnete die Mittelkonsole und nahm das Handy heraus. Ich nahm an, es könnte nichts passieren, wenn ich bei mir zu Hause anrief. Ich hörte den Anrufbeantworter ab. Es waren zwei Nachrichten darauf. Die erste war von Janis Langwiser. Sie war kurz und nett.
    »Ich bin's. Rufen Sie mich an, aber denken Sie an alle Vorsichtsmaßnahmen.«
    Ich wusste, das bedeutete ein Münztelefon. Die zweite Nachricht war von Roy Lindell. Auch er hielt sich an den Grundsatz, dass die Würze in der Kürze liege.
    »So, Arschloch, ich habe da was für Sie. Rufen Sie mich an.«
    Ich schaute mich um. Ich parkte vor einem Postamt am San Vicente Boulevard. Die Parkuhr war abgelaufen, und ich hatte kein Kleingeld mehr, weder für die Parkuhr noch für die Anrufe, die ich machen musste. Aber ich nahm an, dass es im Postamt ein Telefon und einen Wechselautomaten gäbe, um an den Automaten Briefmarken kaufen zu können. Ich stieg aus und ging nach drinnen.
    Die Hauptschalterhalle war geschlossen, aber im Vorraum, der länger geöffnet war, fand ich den Automaten und das Münztelefon, nach dem ich gesucht hatte. Zuerst rief ich Langwiser an, weil ich vermutete, dass ich mit meinen Ermittlungen bereits über die Informationen hinausgekommen war, die zu beschaffen ich Lindell gebeten hatte.
    Ich erreichte Langwiser auf ihrem Handy, aber sie war noch in der Kanzlei.
    »Was haben Sie aus Foreman herausbekommen?« Ich kam sofort zur Sache.
    »Das muss aber unbedingt unter uns bleiben, Harry. Ich habe mit Jim gesprochen, und als ich ihm die Umstände schilderte, war er sofort bereit, mit mir darüber zu sprechen – mit der Einschränkung, dass diese Information in keinen Bericht einfließt und Sie Ihre Quelle nicht preisgeben.«
    »Kein Problem. Ich schreibe sowieso keine Berichte mehr.«
    »Seien Sie da mal nicht so vorschnell und sorglos. Sie sind kein Polizist mehr, und Sie sind kein Anwalt. Sie haben keinerlei rechtlichen Schutz.«
    »Ich habe einen Privatdetektivschein.«
    »Wie gesagt, Sie haben keinerlei rechtlichen Schutz. Sollte ein Richter Sie auffordern, Ihre Quelle zu nennen, müssten Sie es tun oder mit einer Klage wegen Missachtung des Gerichts rechnen. Das hieße, Sie müssten unter Umständen ins Gefängnis. Ehemalige Polizisten haben im Gefängnis nichts zu lachen.«
    »Wem sagen Sie das?«
    »Ihnen.«
    »Okay, ich verstehe. Trotzdem sehe ich da kein Problem.«
    Tatsache war, dass ich mir nicht vorstellen konnte, dass diese Sache jemals vor Gericht und vor einen Richter käme. Die Möglichkeit, ins Gefängnis zu kommen, bereitete mir kein Kopfzerbrechen.
    »Also schön, solange Sie uns aus allem raushalten. Jim sagte, Simonson habe sich mit einer Abfindung von fünfzigtausend Dollar einverstanden erklärt.«
    »Mehr nicht?«
    »Das war alles, und viel ist das nun wahrhaftig nicht. Er wurde von einem Fünfunddreißigprozenter vertreten und musste darüber hinaus auch noch die Anwaltskosten tragen.«
    Er hatte sich einen Anwalt genommen, der den Fall für 35 Prozent der Abfindung übernommen hatte, statt auf Stundenbasis abzurechnen. Das hieß, dass am Ende Simonson etwas über 30.000 Dollar geblieben sein dürften. Das war nicht gerade viel, wenn man seinen Job kündigte und ein Nachtclub-Imperium gründen wollte.
    Die Erregung, die mich gepackt hatte, nahm noch zu. Ich hatte zwar bereits vermutet, dass die Abfindung nicht hoch wäre, aber dass sie so niedrig war, hätte ich auch nicht gedacht. Allmählich begann ich, mich selbst zu überzeugen.
    »Hat Foreman sonst etwas über den Fall gesagt?«
    »Nur noch eins. Er sagte,

Weitere Kostenlose Bücher