Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Harry Bosch 09 - Letzte Warnung

Harry Bosch 09 - Letzte Warnung

Titel: Harry Bosch 09 - Letzte Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
seiner Sekretärin zurückrufen zu lassen, um den Termin wieder abzusagen.
    Ich legte auf und wog meine Alternativen ab. Es war später Nachmittag, und im Moment hatte ich bis nächsten Vormittag zehn Uhr keine Termine. Ich wollte mir das Mordbuch noch einmal vornehmen, aber dafür musste ich nicht zu Hause herumsitzen. Das konnte ich auch genauso gut in einem Flugzeug tun.
    Ich rief bei Southwest Airlines an und buchte einen Flug von Burbank nach Las Vegas, Ankunft 19.15 Uhr, und einen Rückflug, der am nächsten Morgen um 8.30 Uhr wieder in Burbank eintreffen würde. Ich ließ mir die Flüge reservieren, und weil Eleanor meine Kreditkarten hatte, sagte ich, ich würde sie am Flughafen bar bezahlen.
    Eleanor meldete sich nach dem zweiten Läuten. Es schien, als flüsterte sie ins Handy.
    »Ich bin's, Harry. Ist irgendwas?«
    »Nein, wieso?«
    »Warum flüsterst du dann?«
    Sie sprach lauter.
    »Entschuldige, das war mir gar nicht bewusst. Was gibt's?«
    »Ich wollte heute Abend nach Las Vegas fliegen, um meine Tasche und die Kreditkarten zu holen.«
    Als sie nicht sofort antwortete, fragte ich: »Ginge das bei dir zeitlich?«
    »Eigentlich wollte ich heute Abend spielen. Später.«
    »Meine Maschine kommt um sieben Uhr fünfzehn an. Bis acht könnte ich bei dir sein. Vielleicht könnten wir ja zusammen essen, bevor du spielen gehst.«
    Ich wartete, und wieder schien es mir, als brauchte sie für die Antwort zu lang.
    »Ja, gern, gute Idee. Bleibst du über Nacht?«
    »Ja, mein Rückflug geht morgen früh. Ich muss hier morgen Vormittag Verschiedenes erledigen.«
    »Wo übernachtest du?«
    Deutlicher ging es wohl kaum.
    »Ich weiß nicht. Ich habe noch nichts gebucht.«
    »Harry, ich glaube nicht, dass es gut wäre, wenn du bei mir übernachten würdest.«
    »Klar.«
    Die Leitung war so still wie die 300 Meilen Wüste zwischen uns.
    »Weißt du was? Ich werde dir im Bellagio ein Zimmer besorgen. Für mich machen sie das bestimmt.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja.«
    »Danke, Eleanor. Soll ich zu dir kommen, wenn ich in Las Vegas bin?«
    »Nein, ich komme dich abholen. Hast du Gepäck, das du aufgibst?«
    »Nein. Meine Tasche hast du noch.«
    »Dann stehe ich Viertel nach sieben vor dem Terminal. Bis dann.«
    Sie flüsterte wieder, aber diesmal sagte ich nichts.
    »Danke, Eleanor.«
    »Okay, Harry, ich muss verschiedene Termine umlegen, um mir heute Abend freizuhalten. Deshalb muss ich jetzt los. Dann also am Flughafen. Viertel nach sieben. Bye.«
    Ich sagte Wiedersehen, aber sie hatte bereits aufgelegt. Es hörte sich an, als wäre in dem Moment, als sie die Verbindung unterbrach, eine andere Stimme im Hintergrund gewesen.
    Gerade als ich darüber nachzudenken anfing, begann Louis Armstrong ›What a Wonderful World‹ zu singen, und ich drehte es lauter.

30
    Um 19.15 Uhr abends wiederholten Eleanor und ich die alte Flughafenszene. Einschließlich des Kusses, als ich ins Auto stieg. Danach drehte ich mich umständlich um und hob das schwere Mordbuch, das ich die ganze Zeit in der Hand gehalten hatte, über die Rückenlehne und ließ es neben meiner Reisetasche, die hinter Eleanor lag, auf den Rücksitz fallen.
    »Das sieht ja wie ein Mordbuch aus, Harry.«
    »Es ist auch eins. Ich dachte, ich könnte es auf dem Flug durcharbeiten.«
    »Und?«
    »Auf dem Sitz hinter mir war ein schreiendes Baby. Deshalb konnte ich mich nicht konzentrieren. Wieso nimmt eigentlich jemand ein Kind nach Las Vegas mit?«
    »Es ist gar kein so schlechter Platz, um ein Kind großzuziehen. Angeblich.«
    »Ich meine nicht, um ein Kind großzuziehen. Ich meine, warum nimmt man im Urlaub so ein kleines Kind in die Spielerstadt mit? Da fährt man doch nach Disneyland oder sonst wo hin.«
    »Ich glaube, du brauchst was zu trinken.«
    »Und etwas zu essen. Wo würdest du gern essen?«
    »Naja, weißt du noch, als wir noch … in L.A. waren und zu besonderen Anlässen ins Valentino gingen?«
    »Aber sicher!«
    Sie lachte, und allein wieder in der Lage zu sein, sie anzusehen, war ein tolles Gefühl. Es gefiel mir sehr, wie ihr Haarschnitt ihren schönen Hals zur Geltung brachte.
    »Ja, hier gibt es auch eins. Ich habe einen Tisch reserviert.«
    »Es gibt wohl nichts, wovon sie in Las Vegas kein Duplikat haben.«
    »Außer dir. Harry Bosch lässt sich einfach nicht nachmachen.«
    Das Lächeln blieb auf ihrem Gesicht, als sie es sagte, und auch das gefiel mir. Das Schweigen, das sich bald danach zwischen uns legte, war so unverkrampft, wie es zwischen zwei

Weitere Kostenlose Bücher