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Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Titel: Harry Bosch 15 - Neun Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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dein Handy gefunden habe. Ich nehme an, du mochtest ihn, aber er hat dich auf übelste Weise hintergangen, Schatz. Allerdings muss ich gestehen, dass ich es vielleicht getan hätte, wenn er noch gelebt hätte, als ich ihn gefunden habe. Aber jetzt lass uns nach drinnen gehen.«
    Bosch wandte sich vom Geländer ab.
    »Und He?«
    Bosch blieb stehen und schaute zu ihr zurück.
    »Was aus He wurde, weiß ich nicht.«
    Er ging nach drinnen. Da, eben hatte er sie zum ersten Mal belogen. Er hatte es getan, um ihr weiteren Kummer zu ersparen, aber das spielte keine Rolle. Es ging bereits los, und er spürte, dass er diesen Abhang hinunterzurutschen begann.

40
    A m Montag um elf Uhr wartete Bosch vor dem Downtown Detention Center auf Bo-Jing Changs Haftentlassung. Er war nicht sicher, was er tun oder sagen würde, wenn der Mörder als freier Mann nach draußen kam. Aber er wusste, er durfte sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen.
    Wenn Changs Festnahme der Auslöser für die Geschehnisse in Hongkong gewesen war, unter anderem auch für Eleanors Tod, dann könnte er sich nie mehr ins Gesicht schauen, wenn er den Mann nicht zur Rede stellte, solange er noch die Gelegenheit dazu hatte.
    Das Handy in seiner Tasche begann zu vibrieren, und um nicht zu riskieren, Chang zu verpassen, hätte er den Anruf am liebsten gar nicht entgegengenommen. Aber auf dem Display sah er, dass es Lieutenant Gandle war. Er ging ran.
    »Ich höre, Sie sind wieder zurück.«
    »Ja, bin ich. Ich wollte Sie auch anrufen.«
    »Haben Sie Ihre Tochter?«
    »Ja, sie ist in Sicherheit.«
    »Wo?«
    Bosch zögerte, aber nicht zu lange.
    »Sie ist bei mir.«
    »Und ihre Mutter?«
    »Ist noch in Hongkong.«
    »Wie soll das denn gehen?«
    »Sie wird bei mir wohnen. Eine Weile jedenfalls.«
    »Was ist in Hongkong passiert? Irgendetwas, weswegen ich mir Sorgen machen muss?«
    Bosch wusste nicht, wie viel er dem Lieutenant erzählen sollte. Er beschloss, es vorerst aufzuschieben.
    »Eigentlich dürfte nichts nachkommen. Aber man weiß natürlich nie.«
    »Ich sage Ihnen Bescheid, wenn ich was höre. Kommen Sie zum Dienst?«
    »Äh, heute nicht. Ich würde mir gern ein, zwei Tage freinehmen. Es gibt da wegen meiner Tochter einiges zu regeln – Sie wissen schon, in welche Schule sie geht und so. Außerdem möchte ich mich darum kümmern, dass sie eine Therapie bekommt.«
    »Weiße Zeit oder Urlaub? Ich muss das nämlich angeben.«
    Angesparte Überstunden hießen beim LAPD wegen der weißen Formulare, auf denen sie von den Vorgesetzten eingetragen wurden, allgemein »weiße Zeit«.
    »Das ist mir egal. Aber an sich müsste ich genügend weiße Zeit angespart haben.«
    »Dann nehme ich es davon. Sonst alles okay, Harry?«
    »Ja, alles bestens.«
    »Chu hat Ihnen wahrscheinlich schon erzählt, dass Chang freikommt.«
    »Ja, hat er.«
    »Dieser Arsch von Anwalt war heute Morgen bereits hier, um seinen Koffer abzuholen. Tut mir leid, Harry, aber wir konnten einfach nichts machen. Wir haben keine Beweise, und diese zwei Luschen oben im Valley wollten uns nicht helfen, ihn wegen Erpressung unter Anklage zu stellen.«
    »Ich weiß.«
    »Dazu kommt noch, dass Ihr Partner das ganze Wochenende zu Hause geblieben ist. Angeblich war er krank.«
    »Tja …«
    Damit hatte Ferras das Fass endgültig zum Überlaufen gebracht, aber das würde Bosch selbst mit seinem Partner regeln. Gandle wollte er dabei vorerst aus dem Spiel lassen.
    Die Tür der Entlassungsstelle ging auf, und Bosch sah einen Asiaten nach draußen kommen. Der Mann trug einen Anzug und hatte einen Aktenkoffer bei sich. Es war nicht Chang. Er hielt mit dem Körper die Tür auf und winkte einem Auto, das ein Stück weiter am Straßenrand wartete. Bosch wusste, es war so weit. Der Mann im Anzug war Anthony Wing, ein bekannter Strafverteidiger.
    »Ich muss jetzt Schluss machen, Lieutenant. Kann ich Sie später noch mal anrufen?«
    »Rufen Sie mich einfach an, wenn Sie wissen, wie viel Tage Sie frei nehmen wollen und wann ich Sie wieder zum Dienst einteilen kann. Bis dahin sehe ich, was ich Ferras zu tun gebe. Irgendeinen Schreibtischjob.«
    »Wir telefonieren.«
    Gerade als Bosch das Handy wegsteckte, glitt ein schwarzer Cadillac Escalade auf ihn zu, und Bo-Jing Chang kam durch die Gefängnistür. Bosch pflanzte sich zwischen ihm und dem SUV auf. Wing stellte sich zwischen Bosch und Chang.
    »Entschuldigung, Detective«, sagte der Anwalt. »Aber Sie schränken die Bewegungsfreiheit meines Mandanten ein.«
    »Ach,

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