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Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Titel: Harry Bosch 15 - Neun Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Chu, Sie gehen mit der alten Dame in eins der Vernehmungszimmer, sprechen Ihre Aussage mit ihr durch und lassen Sie sie unterschreiben. Wenn sie unterschrieben hat, fragen Sie sie nach der Schutzgeldzahlung und dem Kerl auf dem Video. Zeigen Sie ihr sein Foto. Und lassen Sie auf keinen Fall locker, auch wenn sie sich dumm stellen sollte. Sie muss etwas darüber wissen. Ihr Mann muss mit ihr darüber gesprochen haben.«
    »Dass Sie sich da mal nicht täuschen«, sagte Chu. »Es ist keineswegs gesagt, dass Eheleute über solche Dinge miteinander reden.«
    »Tun Sie jedenfalls Ihr Bestes. Sie könnte einiges wissen, egal, ob sie und ihr Mann darüber gesprochen haben oder nicht. Ferras und ich reden mit dem Sohn. Ich möchte wissen, ob er für den Laden oben im Valley Schutzgeld zahlt. Wenn ja, könnte das der Punkt sein, an dem wir den Kerl packen können.«
    Bosch schaute durch den Bereitschaftsraum und sah Mrs. Li hereinkommen, aber ihr Sohn war nicht bei ihr. Stattdessen wurde sie von einer jungen Frau begleitet. Bosch hob die Hand, um sie auf sich aufmerksam zu machen, und winkte sie zu sich.
    »Chu, wer ist das?«
    Chu drehte sich zu den beiden Frauen um. Er sagte nichts. Er wusste es nicht. Als die zwei Frauen näher kamen, sah Bosch, dass die jüngere Frau Mitte dreißig war und auf eine dezente, etwas blaustrümpfige Art attraktiv. Auch sie war Asiatin. Sie trug Jeans und eine weiße Bluse. Sie ging mit zu Boden gesenktem Blick einen halben Schritt hinter Mrs. Li. Boschs erster Eindruck war, dass sie eine Angestellte war. Ein Dienstmädchen, das als Fahrerin herhalten musste. Aber Rogers vom Empfang unten hatte gesagt, dass beide Li hießen.
    Chu sprach Mrs. Li auf Chinesisch an. Als sie antwortete, dolmetschte er für Bosch und Ferras.
    »Das ist Mr. und Mrs. Lis Tochter Mia. Sie hat ihre Mutter hergefahren, weil Robert Li aufgehalten wurde.«
    Frustriert schüttelte Bosch den Kopf.
    »Na, großartig«, sagte er zu Chu. »Wieso erfahren wir erst jetzt, dass es auch eine Tochter gibt?«
    »Weil wir gestern nicht die richtigen Fragen gestellt haben«, erwiderte Chu.
    »Sie haben gestern die Fragen gestellt. Fragen Sie Mia, wo sie wohnt.«
    Die junge Frau räusperte sich und blickte zu Bosch auf.
    »Ich wohne bei meiner Mutter und meinem Vater«, antwortete sie. »Jedenfalls bis gestern. Jetzt lebe ich wohl nur noch bei meiner Mutter.«
    Es war Bosch peinlich, dass er angenommen hatte, sie spräche kein Englisch, und dass sie seine Verärgerung über ihr Erscheinen gehört und verstanden hatte.
    »Entschuldigung. Es ist nur, dass wir alle Informationen benötigen, die wir bekommen können.«
    Er sah die zwei anderen Detectives an.
    »Okay, wir werden Mia vernehmen müssen. Detective Chu, gehen Sie doch schon mal, wie ursprünglich geplant, mit Mrs. Li in ein Vernehmungszimmer und sprechen dort ihre Aussage mit ihr durch. Ich werde in der Zwischenzeit mit Mia reden, und Ignacio, du wartest, bis Robert Li auftaucht.«
    Er wandte sich wieder Mia Li zu.
    »Wissen Sie, wann wir ungefähr mit Ihrem Bruder rechnen können?«
    »Er müsste schon unterwegs hierher sein. Er wollte um zehn im Geschäft losfahren.«
    »In welchem Geschäft?«
    »In seinem Geschäft. Im Valley.«
    »Okay, Mia, dann kommen Sie doch bitte mit mir. Um Ihre Mutter wird sich Detective Chu kümmern.«
    Mia sagte etwas auf Chinesisch zu ihrer Mutter, und die zwei Frauen standen abwartend da. Bosch griff nach einem Notizblock und dem Ordner mit dem Ausdruck aus dem Video und ging ihnen zu den Vernehmungszimmern am Ende des Bereitschaftsraums voran. Ferras blieb zurück.
    »Harry, soll ich mit dem Sohn schon mal anfangen, wenn er herkommt?«, fragte er.
    »Nein«, antwortete Bosch. »Komm mich bitte holen. Ich bin in Zimmer zwei.«
    Bosch führte die Tochter des Opfers in einen kleinen, fensterlosen Raum mit einem Tisch in der Mitte. Sie nahmen einander gegenüber daran Platz, und Bosch versuchte, eine freundliche Miene aufzusetzen. Es fiel ihm schwer. Der Morgen begann mit einer Überraschung, und er mochte bei seinen Mordermittlungen keine Überraschungen.
    »So, Mia«, sagte Bosch. »Dann lassen Sie uns noch mal ganz von vorn anfangen. Ich bin Detective Bosch. Ich leite die Ermittlungen in dem Mordfall, dessen Opfer Ihr Vater wurde. Darf ich Ihnen zunächst mein Beileid ausdrücken?«
    »Danke.«
    Sie hatte den Blick auf die Tischplatte gesenkt.
    »Würden Sie mir bitte Ihren vollständigen Namen nennen?«
    »Mia-ling Li.«
    Ihr Name war insofern

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