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Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Titel: Harry Bosch 15 - Neun Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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gewesen. Sie hatten Changs Angaben auf einem Vernehmungsformular für den Außendienst zu Protokoll genommen und mit seiner Erlaubnis einen Blick in den Laderaum des Lieferwagens geworfen.
    »Und was dann? Er hat doch wohl kaum von sich aus zugegeben, dass er Mitglied bei einer Triade ist?«
    »Selbstverständlich nicht«, sagte Tao ungehalten. »Aber wir haben sein Tattoo gesehen und wem der Lieferwagen gehört. Daher war der Fall für uns klar, Detective.«
    »Gut. Hatte er einen Führerschein?«
    »Hatte er. Wir haben die Adresse bereits überprüft. Aber sie stimmt nicht mehr. Er ist umgezogen.«
    Bosch schaute zu Chu auf den Rücksitz. Ihm wurde bewusst, dass sie den Verdächtigen ohne ihn aufgesucht hätten, wenn die Adresse auf Changs Führerschein noch gestimmt hätte.
    Chu wich Boschs finsterem Blick aus. Bosch riss sich zusammen und versuchte, sich nicht aufzuregen. Wenn er sie jetzt herunterputzte, verscherzte er es sich mit ihnen, und das Ermittlungsverfahren litte darunter. Das wollte er nicht.
    »Haben Sie die Razziakarte dabei?«, fragte er Tao.
    Tao reichte Bosch die acht mal zwölf Zentimeter große Karte durchs Fenster. Bosch machte die Innenbeleuchtung an und überflog die handschriftlichen Angaben. Weil Außendienstvernehmungen in den vergangenen Jahren von Bürgerrechtsvereinigungen wiederholte Male als unzulässige Razzien angeprangert worden waren, wurden die von Polizisten ausgefüllten Formulare allgemein als »Razziakarten« bezeichnet.
    Bosch studierte die Angaben zu Bo-Jing Chang. Das meiste davon war ihm bereits bekannt. Aber Tao war gründlich gewesen. Auf der Karte stand eine Handy-Nummer. Das konnte noch wichtig werden.
    »Stimmt die Nummer noch?«
    »Ob jetzt noch, weiß ich nicht – diese Typen legen sich ständig neue Handys zu. Damals hat die Nummer jedenfalls gestimmt. Um sicherzugehen, dass er mich nicht verarscht, habe ich sie nämlich gleich in seinem Beisein gewählt. Ich kann also nur sagen, dass sie damals gestimmt hat.«
    »Okay, dann müssen wir das nachprüfen.«
    »Wollen Sie den Kerl etwa einfach anrufen und sagen: Tag, wie geht’s?«
    »Nein, das werden Sie machen. Unterdrücken Sie Ihre Rufnummer und rufen Sie in fünf Minuten diese Nummer hier an. Geht er dran, sagen Sie ihm, Sie hätten sich verwählt. Leihen Sie mir kurz das Fernglas, und,
Davy,
Sie kommen mit mir.«
    »Augenblick«, sagte Tao. »Was soll dieser ganze Scheiß mit den Telefonen?«
    »Falls die Nummer noch stimmt, können wir einen Abhörantrag stellen. Geben Sie mir das Fernglas. Sie rufen ihn an, und ich beobachte ihn. So können wir es feststellen, verstehen Sie?«
    »Alles klar.«
    Bosch gab Tao die Razziakarte zurück und nahm das Fernglas an sich. Chu stieg bei Bosch ein.
    Bosch fuhr auf der Garvey Avenue zum Club 88 zurück und hielt unterwegs nach einer geeigneten Stelle Ausschau, um sich in der Nähe des Clubs auf die Lauer zu legen.
    »Wo haben Sie vorher gestanden?«
    »Auf dem Parkplatz dort vorne.«
    Chu deutete durch die Windschutzscheibe, und Bosch fuhr auf den Parkplatz und drehte eine Runde. Sobald er eine Lücke gefunden hatte, von der man den Club 88 auf der anderen Straßenseite gut im Blick hatte, hielt er an und machte das Licht aus.
    Er reichte Chu das Fernglas. »Da. Achten Sie drauf, ob er ans Telefon geht.«
    Während Chu sich auf Chang konzentrierte, passte Bosch auf, dass im Club niemand in ihre Richtung aus dem Fenster schaute.
    »Welcher ist Chang?«, fragte er Chu.
    »Er sitzt ganz links, neben dem Kerl mit dem Hut.«
    Bosch fasste den Mann ins Auge. Um jedoch Chang als den Mann auf dem Video aus dem Fortune Liquors identifizieren zu können, war er zu weit entfernt.
    »Glauben Sie wirklich, dass er das ist, oder verlassen Sie sich da nur auf Tao?«
    »Nein, nein, das ist er«, erklärte Chu mit Nachdruck. »Eindeutig.«
    Bosch sah auf die Uhr. Herrera hätte längst anrufen müssen. Er wurde ungeduldig.
    »Was soll dieses Theater eigentlich?«, fragte Chu.
    »Wir sammeln Belastungsmaterial gegen Chang, Detective. Wir prüfen, ob diese Nummer noch stimmt, und dann besorgen wir uns eine Abhörgenehmigung. Wir hören seine Telefongespräche ab und erfahren auf diese Weise alles Mögliche. Mit wem er telefoniert, was er vorhat. Vielleicht hören wir ihn über Li reden. Vielleicht auch nicht. Dann jagen wir ihm einen kleinen Schreck ein und sehen, wen er anruft. Wir kreisen ihn ein. Aber – wir lassen uns Zeit und machen es sorgfältig. Wir kommen nicht angaloppiert

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