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Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Titel: Harry Bosch 15 - Neun Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Park zurückgezogen hatte, um sich dort allem Anschein nach schlafen zu legen.
    »Das sollten Sie in dieser Phase des Verfahrens auch noch gar nicht sein, Cap«, sagte Bosch. »Deshalb möchten wir die Observierung ja fortsetzen und eine Abhörgenehmigung beantragen.«
    »Was ich damit meine, ist, dass ich nicht überzeugt bin, dass wir so vorgehen sollten«, entgegnete Dodds. »Eine Observierung, meinetwegen. Aber so eine Abhöraktion ist mit viel Arbeit und enormem Aufwand verbunden, und das bei äußerst ungewissem Ausgang.«
    Bosch verstand. Dodds galt als hervorragender Ermittler, übernahm jetzt aber ausschließlich Verwaltungsaufgaben und hatte etwa genauso viel mit der Ermittlungstätigkeit in seinem Dezernat zu tun wie der Direktor eines Ölkonzerns mit einer Tankstelle. Er musste sich mit Personalzahlen und Budgetfragen herumschlagen und Möglichkeiten finden, mit weniger mehr zu erreichen und mit allen Mitteln zu verhindern, dass es bei Straftatenaufklärungs- und Festnahmestatistiken zu Einbrüchen kam. Das alles ließ ihn die Dinge realistisch sehen, und die Realität sah so aus, dass elektronische Observierungsmaßnahmen sehr teuer waren.
    Einmal ganz abgesehen davon, dass Arbeitsstunden im zweistelligen Umfang erforderlich waren, um eine über fünfzig Seiten umfassende eidesstattliche Erklärung für eine gerichtliche Abhörgenehmigung aufzusetzen: Wenn eine solche Genehmigung erteilt wurde, musste der Abhörraum rund um die Uhr mit einem Detective besetzt werden, der den Anschluss überwachte. Häufig stieß man beim Anzapfen eines Einzelanschlusses auf andere Nummern, die abgehört werden mussten, und laut Gesetz war für jeden Anschluss ein eigener Überwacher nötig. Eine solche Maßnahme konnte schnell Überstunden aufsaugen wie ein riesiger Schwamm. Weil das Überstundenkontingent der RHD infolge der finanziellen Beschränkungen der Polizei drastisch begrenzt war, sträubte sich Dodds, etwas davon für ein Ermittlungsverfahren herauszurücken, bei dem es letztlich nur um den Mord an einem Getränkemarktbesitzer in South L.A. ging. Lieber sparte er es sich für Notzeiten auf – für einen spektakulären Fall, der sicher eines Tages käme und es erforderte.
    Nichts davon hätte Dodds natürlich laut ausgesprochen, aber Bosch war wie jedem anderen im Raum bewusst, dass das der Punkt war, der dem Captain Kopfzerbrechen bereitete, und er deswegen nicht überzeugt war. Es hatte nichts mit den Gegebenheiten des Falls zu tun.
    Bosch unternahm einen letzten Versuch, ihn zu überzeugen.
    »Das ist nur die Spitze des Eisbergs, Captain«, sagte er. »Es geht hier nicht nur um einen Überfall auf einen Getränkemarkt. Das ist nur der Anfang. Mit der vollständigen Aufklärung dieses Vorfalls könnten wir eine ganze Triade ausheben.«
    »Mit der vollständigen Aufklärung? Ich gehe in neunzehn Monaten in Pension, Bosch. Solche Fälle können sich ewig hinziehen.«
    Bosch zuckte mit den Achseln.
    »Wir könnten das FBI hinzuziehen, gemeinsam ermitteln. Für internationale Fälle sind sie immer zu haben, außerdem haben sie für solche Abhörmaßnahmen und Observierungen das nötige Geld.«
    »Aber wir müssten alles mit ihnen teilen.« Damit meinte Gandle die Ausbeute der Festnahme. Schlagzeilen, Pressekonferenzen, alles.
    »Also, davon halte ich gar nichts«, sagte Dodds und hielt Bo-Jing Changs Foto hoch.
    Bosch spielte seine letzte Karte aus.
    »Und wenn wir es ohne Überstunden durchziehen?«
    Der Captain hielt einen Stift in der Hand. Wahrscheinlich sollte er ihn an seine Machtbefugnis erinnern. Er war hier derjenige, der die Entscheidungen traf. Als er jetzt über Boschs unerwartete Frage nachdachte, spielte er damit herum, schüttelte dann aber rasch den Kopf.
    »Sie wissen, dass ich Sie nicht bitten darf, das zu tun«, erklärte er. »Davon darf ich nicht einmal etwas wissen.«
    Es stimmte. Die Polizei war so oft wegen rechtswidriger Arbeitsbedingungen verklagt worden, dass niemand in der Verwaltung auch nur stillschweigend seine Zustimmung erteilt hätte, wenn Detectives unbezahlt Dienst taten.
    Schließlich gewann Boschs Frustration über Budgets und Bürokratie die Oberhand. »Und was machen wir dann? Etwa Chang festnehmen? Jedem von uns ist klar, dass er kein Wort sagen wird, womit die Sache für uns gegessen ist.«
    Der Captain wackelte mit dem Stift.
    »Bosch, Sie wissen genau, was die Alternative ist. Sie arbeiten weiter an dem Fall, bis sich irgendetwas ergibt. Sie arbeiten an den Zeugen. Sie

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