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Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Titel: Harry Bosch 15 - Neun Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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und ballern erst mal wild durch die Gegend.«
    Chu antwortete nicht. Er hielt das Fernglas weiter an seine Augen.
    »Übrigens«, fuhr Bosch fort. »Trauen Sie den beiden? Tao und Herrera?«
    Chu zögerte nicht.
    »Natürlich traue ich ihnen. Sie etwa nicht?«
    »Ich kenne sie nicht, folglich kann ich ihnen auch nicht trauen. Ich weiß nur, dass Sie mit
meinem
Verfahren und mit
meinem
Verdächtigen zu deren Police Department gegangen sind und dort alles herumgezeigt haben.«
    »Was wollen Sie eigentlich? Ich habe nur versucht, die Ermittlungen voranzubringen, was mir ja auch gelungen ist. Immerhin haben wir den Verdächtigen identifiziert.«
    »Richtig, wir haben den Verdächtigen identifiziert und können nur hoffen, dass er es nicht mitbekommt.«
    Chu ließ das Fernglas sinken und sah Bosch an.
    »Ich glaube, Sie sind nur sauer, weil Sie es nicht selbst waren.«
    »Nein, Chu, solange die Sache richtig angepackt wird, ist es mir vollkommen egal, wer den Durchbruch schafft. Aber mir von Leuten, die ich nicht kenne, in die Karten schauen zu lassen, ist nicht meine Vorstellung von korrekt geführten Ermittlungen.«
    »Trauen Sie eigentlich niemandem?«
    »Behalten Sie lieber den Club im Auge«, sagte Bosch streng.
    Gehorsam hob Chu das Fernglas wieder.
    »Ich traue mir selbst«, fügte Bosch hinzu.
    »Ich frage mich nur, ob es vielleicht mit Tao und mir zusammenhängt. Ob das wieder das Problem ist.«
    Bosch wandte sich Chu zu.
    »Fangen Sie nicht schon wieder mit diesem Quatsch an, Chu. Denken Sie sich meinetwegen, was Sie wollen. Sie können gern wieder zur AGU zurückfahren und sich aus meinen Ermittlungen raushalten. Nur damit das klar ist: Ich habe Sie nicht …«
    »Chang bekommt gerade einen Anruf.«
    Bosch schaute zum Club. Er glaubte sehen zu können, dass der Mann, den Chu als Chang identifiziert hatte, ein Handy an sein Ohr hielt und kurz darauf wieder sinken ließ.
    »Er hat es wieder eingesteckt«, sagte Chu. »Die Nummer stimmt also noch.«
    Bosch stieß rückwärts aus der Lücke und fuhr zum Supermarkt zurück.
    »Ich kapiere immer noch nicht, was das ganze Theater mit der Telefonnummer soll«, sagte Chu. »Warum schnappen wir uns den Kerl nicht einfach? Wir haben ihn auf Video. Selber Tag, selbe Uhrzeit. Damit setzen wir ihn so lange unter Druck, bis er zu reden anfängt.«
    »Und wenn er nicht einknickt? Dann können wir einpacken. Der DA wird uns was husten, wenn wir nur mit diesem Video ankommen. Wir brauchen mehr. Genau das versuche ich Ihnen schon die ganze Zeit klarzumachen.«
    »Sparen Sie sich endlich mal Ihre Belehrungen, Bosch. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass wir den Kerl kleinkriegen.«
    »Na, dann fahren Sie mal schön nach Hause und ziehen sich weiter Ihre Fernsehkrimis rein. Warum sollte er auch nur ein Wort mit uns reden? Diese Typen bekommen von klein auf eingebleut: Wenn du verhaftet wirst, sagst du kein Wort. Wenn du verknackt wirst, wirst du verknackt, und wir kümmern uns um dich.«
    »Haben Sie nicht selbst gesagt, Sie hätten noch nie einen Triadenfall gehabt?«
    »Habe ich auch nicht, aber bestimmte Dinge sind überall gleich, und das ist so eins. Bei solchen Fällen bekommt man nur eine einzige Chance. Deshalb darf man sich keinen Fehler erlauben.«
    »Na schön, dann machen wir es eben auf Ihre Art. Und wie soll es jetzt weitergehen?«
    »Wir fahren zurück auf den Parkplatz und schicken Ihre Freunde nach Hause. Von jetzt an übernehmen wir. Das ist unser Fall, nicht ihrer.«
    »Da werden sie aber nicht begeistert sein.«
    »Juckt mich doch nicht. So und nicht anders gehen wir die Sache an. Lassen Sie sich schon mal was einfallen, wie Sie es ihnen am besten verklickern. Sagen Sie ihnen einfach, wir greifen wieder auf sie zurück, wenn wir den Kerl hopsnehmen.«
    »Warum ich?«
    »Wer sonst? Sie haben sie eingeladen, Sie laden sie auch wieder aus.«
    »Danke, Bosch.«
    »Keine Ursache, Chu. Willkommen beim Morddezernat.«

13
    B osch, Ferras und Chu saßen auf der einen Seite des Besprechungstischs, Lieutenant Gandle und Captain Bob Dodds, der Leiter der Robbery-Homicide Division, auf der anderen. Auf der Tischplatte lagen die Dokumente und Fotos zu dem Fall ausgebreitet, vor allem das Bild von Bo-Jing Chang aus dem Überwachungsvideo des Getränkemarkts.
    »Ich bin nicht überzeugt«, erklärte Dodds.
    Es war Donnerstagmorgen, und es war erst sechs Stunden her, dass Bosch und Chu die Observierung Changs beendet hatten, nachdem dieser sich in eine Wohnung in Monterey

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