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Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Titel: Harry Bosch 15 - Neun Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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ganz herunter.
    »Los, zeig schon. Ein bisschen Beeilung.«
    »Ist da drinnen.«
    Er deutete auf die Aktentasche, die er gerade gepackt hatte. Er fasste hinein, und Bosch hob die Pistole und richtete sie auf seinen Kopf.
    »Keine Dummheiten.«
    Der Mann zog einen Packen Anmeldeformulare heraus. Ganz oben sah Bosch sein eigenes. Er griff danach, zerknüllte es und steckte es in seine Jackentasche. Gleichzeitig hielt er die Pistole weiter auf den Mann gerichtet.
    »Freitag, Zimmer fünfzehn vierzehn. Los.«
    Der Mann legte die Formulare auf den Tisch hinter dem Schalter und begann, sie durchzusehen. Das dauerte alles viel zu lange. Die Polizei konnte jeden Moment zu den Hotelschaltern kommen und sie entdecken. Seit den Schüssen im fünfzehnten Stock waren mindestens fünfzehn Minuten vergangen. Unter dem Schalter war ein Bord, auf das Bosch jetzt die Pistole legte. Wenn ihn die Polizei damit erwischte, käme er garantiert ins Gefängnis.
    Im selben Moment, in dem er die Pistole des Räubers auf das Bord legte, wurde ihm plötzlich bewusst, dass er seine tote Ex-Frau und die Mutter seiner Tochter ganz allein dort oben im fünfzehnten Stock zurückgelassen hatte. Es war, als würde ihm ein Speer durch die Brust getrieben. Er schloss kurz die Augen, um sich den Gedanken und das Bild aus dem Kopf zu schlagen.
    »Hier ist es.«
    Bosch öffnete die Augen. Der Mann drehte sich zu ihm um. Im selben Moment hörte Bosch ein unverkennbares Klicken. Er sah den rechten Arm des Manns von unten hochschnellen, und schon bevor er es erkannte, wusste er, dass es ein Messer war. In Sekundenbruchteilen entschied er sich dafür, den Angriff abzublocken, statt ihm auszuweichen. Er warf sich dem Angreifer entgegen, und während er mit dem linken Unterarm den Messerstich abwehrte, schoss seine rechte Faust auf die Kehle des Mannes zu.
    Das Messer drang durch den Ärmel von Boschs Sakko, und er spürte, wie die Klinge die Innenseite seines Unterarms entlangfuhr. Sonst trug er keinen Schaden davon. Von Boschs Faust an der Kehle getroffen, fiel der Mann hintenüber auf den umgestürzten Hocker. Bosch warf sich auf ihn, packte sein Handgelenk und drosch die Hand, die das Messer hielt, so lange auf den Beton, bis es scheppernd zu Boden fiel.
    Bosch richtete sich auf, hielt den Mann aber weiter am Hals gepackt. Er spürte, wie das Blut aus der Schnittwunde seinen Arm hinunterfloss, und wieder musste er an Eleanor denken, die tot im fünfzehnten Stock lag. Ihr war das Leben, kurzum alles, genommen worden, bevor sie auch nur ein Wort hatte sagen können. Bevor sie ihre Tochter wohlbehalten wieder in die Arme hatte schließen können.
    Bosch holte mit der linken Faust aus und versetzte dem Mann einen brutalen Schlag in die Rippen. Und dann machte er einfach weiter, drosch auf Körper und Gesicht des Mannes ein, bis er sicher war, dass er ihn bewusstlos geprügelt und ihm sämtliche Rippen und den Kiefer gebrochen hatte.
    Schwer atmend, griff Bosch schließlich nach dem Messer, klappte es zu und steckte es in seine Tasche. Dann wälzte er den reglosen Mann von den auf den Boden gefallenen Anmeldeformularen und sammelte sie ein. Als er damit fertig war, stand er auf, steckte sie in die Aktentasche des Mannes zurück und schloss die Mappe. Er beugte sich über den Schalter, um durch das Gitter nach draußen zu spähen. Im Gang war immer noch niemand zu sehen, aber von den Liften drang eine megaphonverstärkte Stimme nach hinten. Ihm war klar, dass die Polizei das ganze Gebäude abriegeln und niemanden mehr nach draußen lassen würde.
    Er hob das Gitter einen halben Meter an, nahm die Pistole vom Bord, steckte sie sich am Rücken in den Hosenbund und kletterte mit der Aktentasche über den Schalter. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass er keine Blutspuren hinterlassen hatte, zog er das Gitter wieder nach unten.
    Erst als er sich vom Schalter entfernte, hob Bosch den Arm, um durch den Schlitz in seinem Jackenärmel die Wunde zu untersuchen. Sie schien zwar nicht tief zu sein, blutete aber sehr stark. Um das Blut aufzusaugen, zog er den Jackenärmel ein Stück hoch und raffte ihn um die Wunde. Dann blickte er im Gehen hinter sich und vergewisserte sich, dass nichts auf den Boden tropfte.
    Vorne bei den Liften trieb die Polizei alle auf die Straße hinaus, wo sie in einem abgesperrten Bereich festgehalten und zu den Vorfällen im fünfzehnten Stock vernommen wurden. Bosch war klar, dieser Prozedur musste er sich unbedingt entziehen. Er machte kehrt und

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