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Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Titel: Harry Bosch 15 - Neun Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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haben sie betäubt«, stieß sie hervor. »Sie haben ihr eine Spritze gegeben.«
    »Das lässt sich doch jetzt noch gar nicht sagen. Lass uns nach unten fahren und mit diesem Kerl reden.«
    Sie rührte sich nicht. Sie starrte auf das Blut auf dem Papier, als wäre es eine rot-weiße Blüte.
    »Hast du was, wo wir das reintun können?«
    Bosch hatte immer ein paar verschließbare Beweismitteltüten bei sich. Er zog eine aus seiner Jackentasche, und Eleanor steckte das Papierknäuel hinein. Er verschloss die Tüte und schob sie in seine Tasche.
    »Okay, aber jetzt lass uns gehen.«
    Endlich verließen sie das Zimmer. Bosch hatte einen Arm um Eleanors Rücken gelegt und den Blick auf ihr Gesicht gerichtet, als sie auf den Flur hinaustraten. Halb rechnete er damit, dass sie sich losreißen und in das Zimmer zurücklaufen würde. Doch dann blickte sie den Gang hinunter, und in ihren Augen leuchtete Erkennen auf.
    »Harry?«
    In der Annahme, es wäre Sun, drehte Bosch sich um. Aber es war nicht Sun.
    Vom Ende des Flurs kamen zwei Männer auf sie zu. Sie gingen zielstrebig nebeneinander her. Bosch erkannte, dass es sich um die beiden Männer handelte, die mit ihnen im Lift gewesen waren. Sie waren in den sechzehnten Stock gefahren.
    In dem Moment, in dem die Männer Bosch und Eleanor auf den Flur kommen sahen, rissen sie die Hände unter ihre Jacken, und als Bosch einen von ihnen die Hand schließen sah, wusste er instinktiv, dass der Mann eine Pistole ziehen wollte.
    Bosch riss den rechten Arm in die Mitte von Eleanors Rücken hoch und stieß sie quer über den Gang auf die Aufzüge zu. Gleichzeitig fasste er mit der linken Hand an seinen Rücken und packte seine Pistole. Einer der Männer schrie etwas in einer Sprache, die Bosch nicht verstand, und riss seine Waffe hoch.
    Bosch zog seine Pistole und zielte. Er eröffnete das Feuer im selben Moment, in dem einer der Männer mehrere Schüsse abzugeben begann. Bosch drückte immer wieder ab, mindestens zehn Schuss, und hörte auch nicht auf, als beide Männer zu Boden sanken.
    Die Pistole weiter im Anschlag, bewegte er sich auf sie zu. Einer lag auf den Beinen des anderen. Er war tot, und seine Augen starrten ausdruckslos an die Decke. Der andere lebte noch. Er atmete sehr flach und versuchte, die Pistole aus dem Hosenbund zu ziehen. Bosch blickte zu ihm hinab und sah, dass sich der Hahn in seinem Hosenbund verfangen hatte. Deshalb hatte er die Pistole nicht herausbekommen.
    Bosch bückte sich, zog die Hand des Manns von der Waffe fort und riss die Pistole unsanft heraus. Der Arm des Mannes sackte zu Boden. Bosch stieß die Pistole auf dem Teppich von ihm weg.
    Im Brustkorb des Mannes waren zwei Wunden. Bosch hatte auf die größte Fläche gezielt und getroffen. Der Mann war am Verbluten.
    »Wo ist sie?«, stieß Bosch hervor. »Wo ist sie?«
    Der Mann ächzte, und aus seinem Mund lief Blut über sein Gesicht. Bosch wusste, in einer Minute wäre er tot.
    Ein Stück den Flur hinunter ging eine Tür auf und sofort wieder zu. Bosch schaute in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war, sah aber niemanden. In einer Absteige wie dieser versuchte jeder, sich aus allem herauszuhalten. Trotzdem würde es nicht lange dauern, bis die Schüsse gemeldet wurden und die Polizei anrückte.
    Bosch wandte sich wieder dem Sterbenden zu.
    »Wo ist sie?«, fragte er noch einmal. »Wo ist meine …«
    Er sah, der Mann war tot.
    »Scheiße!«
    Bosch richtete sich auf und drehte sich zu der Nische mit den Liften um, zu Eleanor. Sie lag auf dem Boden. Er rannte zu ihr und warf sich auf den Boden.
    »Eleanor!«
    Er kam zu spät. Ihre Augen waren offen und genauso starr wie die des Mannes im Flur.
    »Nein, bitte nicht, nein.
Eleanor!
«
    Er konnte keine Wunde sehen, aber sie atmete nicht, und ihre Augen waren blicklos. Er schüttelte sie an den Schultern, aber sie zeigte keine Reaktion. Er schob eine Hand unter ihren Kopf, öffnete mit der anderen ihren Mund und beugte sich über sie, um Luft in ihre Lungen zu blasen. In diesem Moment spürte er die Wunde. Er zog die Hand aus ihrem Haar. Sie war voll Blut. Er drehte Eleanors Kopf, und dann sah er die Eintrittsstelle. Sie war im Haaransatz hinter ihrem linken Ohr. Er erkannte, dass sie vermutlich von der Kugel getroffen worden war, als er sie über den Flur in die Nische mit den Aufzügen geschubst hatte. Er hatte sie in den Schuss gestoßen.
    »Eleanor«, sagte er ruhig.
    Er beugte sich vor und legte seinen Kopf zwischen ihre Brüste. Er roch

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