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Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Harry Bosch 15 - Neun Drachen

Titel: Harry Bosch 15 - Neun Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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standen vor uns in der Schlange am Lift. Sie können mein Geld gar nicht gesehen haben.«
    »Sie haben Tipp bekommen.«
    Im selben Moment begann es Bosch zu dämmern. Der Mann, der ihm das Zimmer vermietet hatte. Er hatte ihm ohnehin einen Besuch abstatten wollen. Das Szenario, das Sun entworfen hatte, verlieh diesem Vorhaben noch mehr Dringlichkeit.
    »Sun Yee, wir müssen sofort raus hier. Sobald sie sehen, was dort oben passiert ist, wird die Polizei alle Zugänge sperren.«
    Sun nahm die Hand von der Tür, und Bosch öffnete sie wieder. Die Luft war rein. Sie traten in den Durchgang hinaus. Fünf Meter weiter mündete er in die Nathan Road.
    »Wo ist das Auto?«
    Sun deutete auf das andere Ende des Durchgangs.
    »Ich habe einem Mann Geld gegeben. Er passt darauf auf.«
    »Okay, dann holen Sie jetzt das Auto und warten damit vor dem Eingang. Ich gehe jetzt noch mal da rein, aber in fünf Minuten komme ich vorne raus.«
    »Was werden Sie tun?«
    »Das möchten Sie bestimmt nicht wissen.«

30
    B osch ging zur Nathan Road, wo sich bereits eine große Menge Schaulustiger versammelt hatte, die den Polizeieinsatz im Chungking Mansions verfolgten. Die anrückenden Polizei- und Feuerwehrfahrzeuge verursachten einen Stau und einiges Durcheinander. Bisher waren keine Absperrungen errichtet worden. Wahrscheinlich waren die eben eingetroffenen Polizeikräfte noch damit beschäftigt, in den fünfzehnten Stock hinaufzukommen und festzustellen, was passiert war. Bosch schloss sich einer Gruppe von Rettungssanitätern an, die mit einer Trage auf den Eingang des Chungking Mansions zuliefen.
    Das hektische Durcheinander hatte viele Standinhaber und Kunden zu den Aufzügen gelockt. Ein Mann schrie auf Chinesisch auf die Menge ein, aber niemand schenkte ihm Beachtung. Bosch bahnte sich einen Weg in den hinteren Teil des Gebäudes, wo die Hotelschalter waren. Wegen des Chaos, das vorne bei den Liften herrschte, war der Gang, der zu ihnen führte, vollkommen leer.
    An der Theke, an der er die zwei Zimmer gemietet hatte, war zum Zeichen, dass der Schalter geschlossen war, etwa zur Hälfte ein Gitter herabgelassen. Aber der Mann auf dem Hocker war noch da. Er hatte Bosch den Rücken zugewandt und packte Papiere in eine Aktentasche. Es sah so aus, als sei er dabei, nach Hause zu gehen.
    Ohne stehen zu bleiben, sprang Bosch auf die Theke und rutschte unter dem Gitter hindurch auf die andere Seite des Schalters, wo er gegen den Mann auf dem Hocker prallte und ihn zu Boden stieß.
    Bevor der Mann reagieren konnte, warf Bosch sich auf ihn und schlug ihm mit der Faust zweimal ins Gesicht. Da der Kopf des Manns auf dem Betonboden auflag, bekam er die volle Wucht der Schläge ab.
    »Nein, bitte!«, schaffte er zwischen Boschs Schlägen hervorzustoßen.
    Um sicherzugehen, dass sie allein waren, blickte Bosch rasch hinter sich, bevor er die Pistole aus dem Hosenbund zog und ihren Lauf in das Doppelkinn des Manns drückte.
    »Wegen dir ist sie jetzt tot, du Schwein! Dafür bringe ich dich um.«
    »Nein, bitte nicht! Sir, bitte!«
    »Den Tipp hatten sie doch von dir, oder? Du hast den beiden gesagt, dass ich Geld habe.«
    »Nein, habe ich nicht.«
    »Lüg mich nicht an, oder ich bring dich auf der Stelle um. Du hast es ihnen gesagt!«
    Der Mann hob seinen Kopf vom Boden. »Also gut, hören Sie, bitte, bitte, hören Sie. Ich sage zu ihnen, niemand darf verletzt werden. Sie verstehen? Ich sage, niemand …«
    Bosch zog die Pistole zurück und drosch dem Mann damit auf die Nase. Sein Kopf schnellte auf den Betonboden zurück. Bosch drückte ihm den Lauf wieder unter das Kinn.
    »Ist mir scheißegal, was du ihnen gesagt hast. Sie haben sie umgebracht, du Schwein! Hast du verstanden? Umgebracht!«
    Der Mann war benommen und blutete. Als er, heftig blinzelnd, das Bewusstsein verlor, schlug Bosch ihm mit der rechten Hand so lange gegen die Wange, bis er wieder zu sich kam.
    »Jetzt wird nicht geschlafen, Freundchen. Schön wach bleiben.«
    »Bitte nicht … es tut mir schrecklich leid, Sir. Bitte, lassen Sie mich …«
    »Also gut, du machst jetzt Folgendes. Wenn du nicht sterben willst, dann sagst du mir, wer am Freitag Zimmer fünfzehn vierzehn gemietet hat. Fünfzehn vierzehn. Los, raus mit der Sprache. Ich warte nicht lange.«
    »Okay, ich sage Ihnen. Ich zeige Ihnen.«
    »Dann zeig es mir.«
    Bosch richtete sich auf. Der Mann blutete aus Mund und Nase, Bosch blutete an den Knöcheln seiner linken Hand. Er fasste rasch nach oben und zog das Gitter

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