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Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Titel: Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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bedeutete. Das ist doch richtig?«
    »Ich bin nicht ganz sicher, was Sie damit meinen.«
    »Könnte man die Stimmung, die unter den Polizisten an diesen Tatorten herrschte, als ziemlich aufgeheizt bezeichnen?«
    »Ich würde eher sagen, alle haben sich sehr professionell verhalten.«
    »Heißt das, es hat sie vollkommen kaltgelassen, dass es sich um ein zwölfjähriges Mädchen handelte?«
    »Nein, wir waren sehr wohl stark betroffen, und man könnte sagen, die Stimmung an den zwei ersten Tatorten war ziemlich angespannt. An einem war die Familie, am anderen das tote Mädchen. Aber ich kann mich nicht erinnern, dass auf dem Gelände der Abschleppfirma die Stimmung in irgendeiner Weise emotional aufgeheizt war.«
    Falsche Antwort, dachte ich. Sie hatte der Verteidigung eine Tür geöffnet.
    »Okay«, sagte Royce, »aber Sie sagen, dass an den ersten zwei Tatorten die Stimmung sehr emotional war, richtig?«
    Ich stand auf, um Royce eine Dosis seiner eigenen Medizin zu verabreichen.
    »Einspruch. Bereits gefragt und beantwortet, Euer Ehren.«
    »Stattgegeben.«
    Royce ließ sich nicht beirren.
    »Wie kamen diese Emotionen zum Ausdruck?«, fragte er.
    »Na ja, wir haben geredet. Art Donovan hat mir eingeschärft, ganz neutral und sachlich zu bleiben. Er meinte, wir müssten uns ganz besonders anstrengen, weil es hier um ein kleines Mädchen ginge.«
    »Und die Detectives Kloster und Steiner?«
    »Sie äußerten sich ähnlich. Dass wir vollen Einsatz bringen müssten, dass wir das Melissa schuldig wären.«
    »Hat er das Opfer bei seinem Namen genannt?«
    »Ja, daran erinnere ich mich.«
    »Wie wütend und bestürzt, würden Sie sagen, war Detective Kloster?«
    Ich stand auf und legte Einspruch ein.
    »Der Verteidiger mutmaßt Fakten, für die es keine Beweise oder Aussagen gibt.«
    Die Richterin gab dem Einspruch statt und forderte Royce auf, fortzufahren.
    »Ms. Gordon, könnten Sie die Anwesenheitsprotokolle, die Sie weiterhin vor sich liegen haben, zu Rate ziehen und uns sagen, ob darin die Zeitpunkte festgehalten sind, zu denen Polizeiangehörige an den Tatorten eingetroffen sind und diese wieder verlassen haben?«
    »Ja, dem ist so. Hinter jedem Namen sind die Ankunfts- und Abfahrtszeiten eingetragen.«
    »Sie haben zu einem früheren Zeitpunkt erklärt, die Detectives Kloster und Steiner seien außer Ihnen und Ihrem Supervisor die einzigen Ermittler gewesen, die an allen drei Tatorten waren.«
    »Ja, sie leiteten die Ermittlungen in dem Fall.«
    »Trafen sie an allen Tatorten vor Ihnen und Mr. Donovan ein?«
    Gordon brauchte eine Weile, um das in den Protokollen nachzusehen.
    »Ja, das ist richtig.«
    »Folglich hatten sie Zugang zur Leiche des Opfers, bevor Sie selbst am El Rey Theatre eintrafen, richtig?«
    »Ich weiß nicht, was Sie mit ›Zugang‹ meinen, aber sie waren als Erste am Tatort.«
    »Und somit hatten sie auch Zugang zum Abschleppwagen, bevor Sie dort eintrafen und die drei Haare entdeckten, die passenderweise in der Sitzspalte steckten, richtig?«
    Ich legte Einspruch ein, mit der Begründung, die Frage verlange von der Zeugin, Mutmaßungen über Dinge anzustellen, die sie nicht gesehen habe, und sei überdies wegen der Verwendung des Wortes ›passenderweise‹ fragwürdig. Royce versuche ganz offensichtlich, den Geschworenen etwas zu suggerieren. Die Richterin forderte Royce auf, die Frage neu zu formulieren, ohne sich dabei interpretatorische Freiheiten herauszunehmen.
    »Die Detectives hatten Zugang zum Abschleppwagen, bevor Sie dort eintrafen und bevor Sie als Erste die drei Haare entdeckten, die in der Spalte der Sitzbank steckten, richtig?«
    Gordon hatte den Hinweis verstanden, den ich ihr mit meinem Einspruch gegeben hatte, und antwortete so, wie ich das von ihr wollte.
    »Das weiß ich nicht, weil ich nicht dabei war.«
    Aber bei den Geschworenen war bereits angekommen, was ihnen Royce vermitteln wollte. Zugleich hatte er damit allerdings mir vermittelt, wie er im weiteren Verlauf des Prozesses zu argumentieren gedachte.
    Ich konnte jetzt davon ausgehen, dass die Verteidigung die Theorie verfechten würde, dass die Polizei – in Gestalt Klosters und/oder seines Partners Steiner – die Haare in Jessups Abschleppwagen deponiert hatte, um dessen Verurteilung sicherzustellen, nachdem er von der dreizehn Jahre alten Sarah als Täter identifiziert worden war. Des Weiteren würde die Verteidigung geltend machen, dass Sarah Jessup absichtlich fälschlich identifiziert hatte, weil die Familie

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